299 - Das letzte Duell
Jenny und der Stele.
Eine Klinge wirbelte dicht an ihren Köpfen vorbei, knallte zwischen ihnen und Jenny auf den Boden. Ein Schwert, das auf den Dreizehn Inseln geschmiedet worden war, wie Aruula auf den ersten Blick erkannte.
Ein Kampfschrei aus Frauenkehlen. Kriegerinnen aus Aruulas Heimat stellten sich schützend vor Jenny und die Stele. Aruula erkannte Tumaara und Arjeela - und dann sah sie ihrer Königin in die Augen. Doch wie hart und kalt war deren Gesicht!
»Lusaana…!«, entfuhr es Aruula. »Ich bin es doch, Aruula!« Aber die Königin schien sie nicht einmal zu erkennen. Mit wuchtigen Schwerthieben drang sie auf Aruula ein.
Die wich zurück - der Schreck des unverhofften Wiedersehens und die Liebe zu Lusaana hemmten ihre Kampfkraft, und während die anderen beiden Kriegerinnen aus der Heimat von Xijs Kampfstab in Schach gehalten wurden, hatte Aruula große Mühe, sich den unerbittlichen Schlägen der Königin zu erwehren. Unter keinen Umständen wollte sie Lusaana verletzen.
Derweil füllte sich der Platz zunehmend wieder mit schreienden Menschen.
Mit Knüppeln, Äxten und Stangen bewaffnet rückten sie auf die Stele vor.
Plötzlich schlang jemand seine Arme um Aruulas Bein, riss daran und brachte sie zu Fall. Im Stürzen erkannte sie Pieroo - längst besiegt und am Boden, war er aus der Betäubung erwacht und hielt sie nun fest.
Seitlich schlug Aruula am Boden auf, brachte ihr Schwert im letzten Augenblick über ihren Kopf, um einen Hieb ihrer Königin abzufangen, doch jemand packte ihren Schwertarm und bog ihn zurück: Gonzales! Er stöhnte und ächzte vor Schmerzen.
Lusaana aber holte nun zum tödlichen Streich aus. Breitbeinig stand sie über Aruula, schrie voller Zorn und hob die Klinge hoch über den Kopf, um sie auf Aruula niedersausen zu lassen. Da traf sie Xijs Kampfstab gleich zweimal - der erste Treffer zerschmetterte Lusaanas Handgelenk, sodass sie das Schwert fallen ließ, der zweite traf ihre Schläfe.
Aruula sah die Haut aufplatzen und hörte Knochen splittern. Lusaana ging zu Boden und blieb verkrümmt und reglos liegen.
»Lusaana!« Aruula schlug nach Pieroo, trat nach Gonzales und richtete sich auf den Knien auf. »Wudan sei mir gnädig - Lusaana!« Im Staub bildete sich eine Blutlache rund um den Kopf der Königin. Hatte Xij Lusaana etwa tödlich getroffen?
»Der Stein!« Xij packte Aruula am Arm und riss sie auf die Beine. »Los doch!«
Doch es war zu spät. Dutzende Menschen trennten beide von der Stele und von Mutter .
***
Der Apfelbaum war der höchste auf dieser Seite des Dorfes und Matt entdeckte Ann sofort in seiner Krone. Vielleicht, weil er seine Tochter von weitem auf der Halde gesehen hatte, vielleicht weil ein unsichtbares Band sie und ihn verband.
Sein zweiter Blick fiel auf Crow: Der machte Anstalten, an der Schmalseite der Halle auf den Geröllhaufen zu steigen. Hatte er erst den höchsten Punkt der Halde erreicht, war es nur eine Frage der Zeit, bis er Ann auf dem Baum entdecken würde. Matt Drax rannte los.
Im Laufen riss er den Driller aus dem Holster, schoss auf Crow, traf aber nur die Steinbrocken zwei Schritte vor ihm. Splitter spritzten dem Kahlkopf um die Ohren, der Schusslärm hallte krachend von der Hallenwand wider. Crow aber blieb stehen, sah sich um und entdeckte den blonden Mann aus der Vergangenheit.
Der hatte die Kuppe der Geröllhalde erreicht, rannte noch schneller und machte erst wieder Halt, als Crow keine zehn Schritte unter ihm stand. Den Baum mit Ann wusste Matt nun irgendwo direkt hinter sich, vielleicht achtzig Meter entfernt, vielleicht fünfzig. Gleichgültig: Nur über seine Leiche würde Crow dorthin gelangen.
Mit beiden Händen packte Matt den Driller, hob ihn und zielte auf den ehemaligen General des Weltrats. Seine Lungen brannten, sein Atem flog. Sein Finger berührte den Auslöser.
»Es ist vorbei, Crow«, keuchte er. »Endgültig vorbei!« Er drückte ab.
Das Explosivgeschoss traf den General in die Brust, doch die verformte sich im selben Augenblick, zerfloss zu gallertartiger Masse, und für einen Moment konnte Matt das Loch sehen, durch das sein Geschoss hindurch gegangen war.
Es durchschlug die Hüttenwand zwanzig Meter hinter Crow auf der anderen Seite des breiten Fahrwegs. Die Detonation im Inneren der Hütte zersprengte deren Fenster.
Der Schock über die Wirkungslosigkeit des Treffers trieb alle Kraft aus Matts Gliedern. Fassungslos musste er mit ansehen, wie Crows Brustkorb sich schloss und der Körper des
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