2x Professor Manstein
operieren, als seien es Billardkugeln. Manstein blieb zunächst noch unklar, ob es sich dabei um die Leute aus der Luitpoldstraße Nummer neunzehn handele oder um diejenigen, die ihm anonyme Briefe schickten. Er wußte noch nicht einmal, ob diese beiden unbekannten Gruppen nicht vielleicht identisch miteinander seien.
Manstein beschäftigte sich noch eine Weile mit seiner Formel. Dabei fand er heraus, daß die Größe, die für die Trennung verschiedener Teilräume voneinander verantwortlich war, die Dimension einer Energie hatte. Die einzelnen Teilräume lagen also auf verschiedenen Energiestufen, und in Analogie zu ähnlichen Phänomenen der Physik beschloß Manstein, von nun an die einzelnen Räume als Niveaus zu bezeichnen.
Manstein wurde in seinen Überlegungen durch einen Brief unterbrochen, den Barbara ihm hereinbrachte. Er war nicht anonym, sondern trug deutlich den Namen des Nervenarztes Dr. Wedding. Manstein öffnete ihn. Der Inhalt war mehr als knapp gehalten; er enthielt nur die Frage:
Wollten Sie nicht nach einer Woche wieder bei mir vorbeikommen?
Manstein lag eigentlich nichts mehr daran. Das, was er für eine Nervenkrankheit gehalten hatte, hatte sich mittlerweile als etwas völlig anderes herausgestellt. Jetzt zu einem Nervenarzt zu gehen, erschien ihm zwar völlig überflüssig; Dr. Weddings Frage war jedoch auf eine derart suggestive Art formuliert, daß Manstein sich anzog und den Arzt aufsuchte.
„Wie geht es Ihnen, Professor?“ fragte Wedding, nachdem sie sich begrüßt hatten.
Er wartete Mansteins Antwort nicht ab, sondern gab der Sprechstundenhilfe einen Wink, den Raum zu verlassen.
„Setzen Sie sich!“ forderte er Manstein auf.
Manstein gehorchte.
„Haben Sie sich schon überlegt, wohin Sie Ihre Familie bringen werden?“
Manstein beugte sich erstaunt vor.
„Wie bitte?“
Wedding nickte.
„Sie haben mich schon richtig verstanden! Sicherlich haben Sie inzwischen selbst eingesehen, daß die unbekannte Spionagegruppe, wenn sie an Sie selbst nicht herankommt, immer noch auf die übrigen Mitglieder Ihrer Familie als Geiseln zurückgreifen kann!“
Manstein begann es zu dämmern. „Dann sind Sie …“, begann er zögernd.
„Ich gehöre zur Gegenseite, jawohl! Wir haben Ihnen in der letzten Zeit die anonymen Briefe geschickt, um Sie auf die Spur des Problems zu bringen, von dem Sie annahmen, es sei eine Geburt Ihrer überreizten Nerven. Es war völlig unnötig, die Polizei hinter uns herzuhetzen. Ganz abgesehen davon, daß der Kriminalpolizei die Mittel fehlen, uns aufzuspüren, lag es auch in unserem eigenen Interesse und in unseren Plänen, uns mit Ihnen zum gegebenen Zeitpunkt in Verbindung zu setzen! Dieser Zeitpunkt ist früher eingetreten, als wir zunächst angenommen hatten. Sie sind bereits mit der Gegenseite in Berührung gekommen, und man hat Ihnen das Angebot gemacht, dort mitzuarbeiten – nicht wahr?“
Manstein war nahezu sprachlos.
„Ich habe mich in den letzten Tagen an allerhand gewöhnt, Dr. Wedding! Aber das ist beinah zuviel. Sagen Sie – wissen Sie auch, wie oft ich mir in den letzten fünf Tagen die Hände gewaschen habe?“
Wedding kochte.
„Das interessiert uns nicht! Wir wissen nur über die Dinge Bescheid, die für uns von Wichtigkeit sind. Über diese allerdings sehr genau!“
„Dann sagen Sie mir, welches Spiel hier im Gange ist!“
Wedding wiegte bedächtig den Kopf.
„Das ist nicht so leicht zu sagen! Wir wissen, daß wir es mit einer Gruppe zu tun haben, die keine andere Absicht hat als die, der Erde Schaden zu bringen. Zunächst versucht sie das auf eine Weise, deren Sinn wir bisher noch nicht erfaßt haben: Sie verseucht die moderne Naturwissenschaft mit Fehlern! Was wir von diesen Leuten wissen, ist die Tatsache, daß sie auf keinen Fall von der Erde stammen! Uns ist es bisher nur einmal gelungen, einen der Gegner in die Finger zu bekommen, ohne daß die Polizei etwas davon erfuhr. Zu diesem Zeitpunkt war er schon tot – ein einfacher Faustschlag ins Gesicht hatte dazu ausgereicht. Der Körperaufbau des Unbekannten war unserer irdischen Medizin so völlig fremd, daß die Untersuchung keinen anderen Schluß zuließ als den, er könne nicht von der Erde kommen. Woher er jedoch stammt, ist uns noch unbekannt.“
„Und wer sind Sie?“
„Wir sind eine Gruppe von Männern, die vor einigen Jahren darauf aufmerksam geworden ist, daß mit der modernen Physik, wie sie in den Hörsälen dieser Welt gelehrt wird, etwas nicht stimmt. Wir
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