2x Professor Manstein
was?“ fragte Manstein.
Wedding zuckte mit den Schultern und schlug sich mit den flachen Händen auf die Knie.
„Was soll man machen?“
* *
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Manstein kehrte sofort nach Hause zurück und traf Vorkehrungen für die Abreise seiner Frau und seiner beiden Kinder. Er erklärte Barbara mit kurzen Worten, worum es ginge. Sie verzog das Gesicht zu einem hilflosen Lächeln, als sie sagte:
„Solange wir nicht wissen, wie wir beide miteinander stehen, wird es ohnehin das beste sein, wenn ich mit den Kindern verreise!“
Manstein hielt eine Weile im Kofferpacken inne, sah sie an und antwortete nachdenklich:
„Mein Liebes – diese neuen Erkenntnisse haben uns beide am schlimmsten getroffen! Im Laufe der nächsten tausend Jahre wird die Menschheit wohl in der Lage sein, die Regeln des Lebens an die neue Physik anzupassen. Uns bleiben jedoch keine tausend Jahre. Wir müssen sehen, daß wir sofort damit fertig werden, und dabei kann es passieren, daß wir einen Fehler machen!“
Barbara und die Kinder verließen Darmstadt nachmittags gegen vier Uhr. Manstein hatte sie zum Zug gebracht und kehrte dann in die Wohnung zurück – unter Wahrung aller Vorsichtsmaßregeln. Die Wohnung kam ihm leer und fremd vor.
Er begann, einen Koffer mit den notwendigsten Dingen zu packen, die er mitnehmen wollte. Währenddessen läutete das Telefon. Manstein erkannte Dr. Weddings Stimme.
„Sie wohnen heute abend in der Regerstraße Nummer 231. Haustür- und Wohnungsschlüssel finden Sie in Ihrem Briefkasten! Auf Wiederhören!“
Beim Einpacken des Anzuges, den er gestern getragen hatte, fand Manstein die Brieftasche, die er dem unbekannten Verfolger abgenommen hatte. Im Durcheinander des gestrigen und heutigen Tages war sie in Vergessenheit geraten.
Er setzte sich an den Schreibtisch und begann, die Brieftasche zu untersuchen. Außer ein paar Geldscheinen und einem durchaus normalen Taschenkalender, der jedoch mit völlig unleserlichen Schriftsymbolen beschrieben war, fand er nur noch eine weiße Karte. Auf diese Karte – sie hatte etwa die Größe einer Visitenkarte – war ein einziges Symbol aufgedruckt: Ein grüner Kreis von etwa anderthalb Zentimetern Durchmesser, an dem sechs kleinere Kreise verschiedener Durchmesser – etwa von zwei bis sechs Millimetern – klebten. Das Ganze sah aus wie die Projektion eines großen Quecksilbertropfens, der im Begriffe stand, mehrere kleinere zu schlucken. Manstein hatte nicht die geringste Ahnung, was das Zeichen bedeutete.
Er verschwendete auch keine weitere Zeit darauf, sondern nahm die Brieftasche an sich – mit dem festen Vorsatz, das Geld bei der nächsten Gelegenheit Inspektor Grewes zu übergeben –, packte seinen Koffer fertig und verließ das Haus. Ohne Zwischenfälle gelangte er zur Regerstraße und in das Haus, das ihm angegeben worden war. Es war ein modernes Mietshaus mit zehn Stockwerken. An dem Schlüsselring, den er in seinem Briefkasten gefunden hatte, befand sich ein kleines Schildchen, das den Namen Hausmann trug. Die Wohnung, die dem unbekannten Herrn Hausmann gehörte, lag im fünften Stock des Gebäudes.
Die Ereignisse dieses Tages hatten Manstein so sehr ermüdet, daß er es vorzog zu Bett zu gehen, obwohl es kaum sechs Uhr abends war. Er versicherte sich, daß alle Fenster und Türen ordnungsgemäß verschlossen waren, kleidete sich aus, nahm ein kurzes Bad und legte sich schlafen.
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In den nächsten Tagen bemühte sich Manstein eifrig um seine Aufgabe – herauszufinden, wie viele Fehler in der modernen Theorie der Naturwissenschaften steckten und wozu sie dienten. Der erste Teil dieses Problems war relativ einfach zu lösen. Es gelang ihm, seinen Assistenten Giller öfters am Tage in Gespräche zu verwickeln, in denen ihm Giller unfreiwillig und ohne es zu wissen Auskunft über die Fehlerverseuchung gab.
Dabei stellte Manstein fest, daß nicht nur die Konstante der Lichtgeschwindigkeit verändert worden war, sondern noch eine Menge anderer Größen, die von der Lichtgeschwindigkeit nicht abhingen. Alles in allem machte es den Eindruck, als gebe es in der modernen Physik keinen Wert mehr, der der Wirklichkeit entspräche.
Nachmittags pflegte Manstein in den Archiven der Zeitungen zu sitzen. Es kostete ihn Mühe und Ausdauer, herauszufinden, wann die Fehler in die Naturwissenschaft eingebracht worden waren. Bisher hatte er eindeutig erkennen können, daß
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