3 Die Rinucci Brüder: Unter der goldenen Sonne Roms
Netta, unter keinen Umständen. Auch nicht vorübergehend. Damit musst du dich abfinden. Meine Entscheidung ist endgültig“, fügte sie hinzu.
Als sie aus dem Raum stürmte, stieß sie auf dem Flur mit Luke zusammen. Er zuckte zusammen. Nach seiner Miene zu urteilen, war er mit den Nerven am Ende.
„Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich. „Ich wollte Ihnen nicht wehtun.“
„Ach, es war nicht so schlimm“, behauptete er. „Minnie, gibt es hier in der Nähe ein gutes Hotel?“ Sie zögerte. Schließlich gestand sie sich ein, dass sie ihn nicht wegschicken und seinem Schicksal überlassen konnte und wollte. Seine seelische und körperliche Verfassung ließen das nicht zu. „Ein Hotel ist momentan nicht das Richtige für Sie“, erwiderte sie.
„Ich bin ein erwachsener Mann und komme allein zurecht. Ah, Netta, da sind Sie ja. Ich suche ein gutes Hotel. Können Sie mir eins empfehlen?“
„Das ist keine gute Idee“, erklärte Minnie.
Zu ihrer Überraschung rief Netta aus: „Warum denn nicht?“ Sie nannte den Namen eines Hotels. „Es ist sehr ordentlich, Sie werden sich dort wohlfühlen.“
„Das stimmt gar nicht“, widersprach Minnie ihr hitzig. „Es ist sehr schäbig und heruntergekommen.“ „Ach ja? Der Nachtportier ist ein Verwandter von mir“, entgegnete Netta beleidigt.
„Ich bleibe dabei, es ist sehr schäbig, und die Besitzer sind Betrüger. Sie hauen die Gäste übers Ohr, außerdem ist das Essen sehr schlecht. Luke könnte in dem Zimmer sterben, ohne dass es jemandem auffallen würde. Nein, er kann mein Gästezimmer haben.“
„Das kommt nicht infrage, ich möchte Sie nicht belästigen. Trotzdem vielen Dank“, fügte er höflich hinzu.
„Ich würde mich nicht belästigt fühlen“, stieß sie ärgerlich hervor.
„Warum hast du dann vorhin erklärt, du würdest ihm das Gästezimmer unter keinen Umständen anbieten?“, fragte Netta.
In dem betretenen Schweigen, das auf einmal herrschte, blickte Luke die beiden Frauen abwechselnd an.
„Haben Sie das wirklich gesagt?“, vergewisserte er sich schließlich. Es schien ihn jedoch kaum zu interessieren.
„Ja“, gab Minnie zu. „Aber ich habe es mir anders überlegt. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass Ihr Zustand sich verschlechtert, deshalb können Sie zu mir kommen.“
„Und wenn mir das nicht passt?“
„Habe ich Sie nach Ihrer Meinung gefragt?“, fuhr sie ihn zornig an. „Sie kommen mit. Einwände können Sie sich sparen, ich akzeptiere sie sowieso nicht.“
„Tun Sie, was sie sagt“, forderte Netta ihn auf. „Sie ändert nie ihre Entschlüsse, niemals …“ Unvermittelt verstummte sie. Es hatte ein Scherz sein sollen, doch ihr wurde bewusst, dass ihre Schwiegertochter momentan nicht zu Scherzen aufgelegt war.
„Okay, ich gebe mich geschlagen.“ Lukes nachsichtiger Ton machte Minnie noch zorniger. Sie beherrschte sich jedoch.
Wenig später half die ganze Familie, Lukes Sachen in Minnies Wohnung zu tragen, während Netta das Bett frisch bezog.
„Kommen Sie herein“, forderte sie ihn auf.
Verwundert sah er sich in dem großen Zimmer mit dem breiten Bett um.
Minnie folgte ihm. „Ich schlafe im Gästezimmer“, verkündete sie. „Netta hat erzählt, Sie brauchten viel Platz, weil Sie sehr unruhig schlafen und sich hin- und herwälzen.“
„Ich möchte Ihnen nicht Ihr Zimmer wegnehmen“, protestierte er.
„Es ist alles fertig, und es bleibt so, wie es ist.“
Bereitwillig gab er nach. Er war müde und erschöpft und wollte sich nur noch auf das breite Bett fallen lassen, das sehr einladend wirkte.
Minnie spürte, dass er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Kurz entschlossen schickte sie alle weg, damit er endlich zur Ruhe kam. Netta verabschiedete sich als Letzte.
„Du bist wirklich unmöglich“, sagte Minnie liebevoll. Ihr Zorn hatte sich schon wieder gelegt. „Es wird nicht funktionieren, Luke und ich passen nicht zusammen.“
„Wir werden sehen. Gute Nacht, Liebes.“
Lachend küsste Minnie sie auf die Wange. „Gute Nacht.“
Dann schloss sie die Tür und ging ins Schlafzimmer zurück, um Luke zu fragen, ob er noch etwas brauchte. Er lag ausgestreckt auf dem Bett und schlief tief und fest.
8. KAPITEL
Luke gewöhnte sich rasch an das Zusammenleben mit Minnie. Sie gingen wie Geschwister miteinander um. Morgens brachte sie ihm den Kaffee ans Bett, und sobald sie weg war, stand er auf und wusch sich mit der linken Hand. Es dauerte ziemlich lange, bis er fertig
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