3 Die Rinucci Brüder: Unter der goldenen Sonne Roms
Freundin?“
„Welche Freundin?“
„Ich habe das Foto von ihr in Ihrem Portemonnaie entdeckt, als ich Ihre Sachen aus dem Hotel holte. Sie hat wunderschönes langes schwarzes Haar.“
„Ach so, die meinen Sie.“
„Redet man so über die Frau, die man liebt?“
„Ich liebe sie doch gar nicht.“
„Weiß sie das?“, fragte Minnie nach kurzem Zögern.
„Olympia ist es völlig egal, ob ich sie liebe oder nicht. Für sie war ich nie mehr als ein Freund.“ „Dennoch haben Sie ihr Foto im Portemonnaie.“
„Das hatte ich ganz vergessen. Ich sollte es wegwerfen, denn sie ist mit meinem Bruder Primo verlobt. In Wahrheit …“ Plötzlich verstummte er und wusste nicht mehr, was er hatte sagen wollen. „Sie müssen jetzt schlafen. Ich komme morgen wieder“, versprach Minnie.
„Danke für alles. Sie haben mich in den Armen gehalten, oder?“
„Darüber reden wir später“, antwortete sie ausweichend.
„Hm.“
Sie wartete einige Minuten, bis er tief und fest schlief. Erst dann küsste sie ihn auf die Stirn und verließ leise das Krankenzimmer.
Am nächsten Tag ging es ihm etwas besser. Netta besuchte ihn und brachte Früchte und Kuchen mit. „Alle wollen wissen, wie es Ihnen geht. Sie waren in einem schrecklichen Zustand, wir haben befürchtet, Sie würden sterben. Alle außer Minnie sind hinter dem Rettungswagen hergefahren. Sie durfte mit Ihnen fahren.“
„Ich bin froh, so gute und hilfsbereite Nachbarn zu haben.“
Netta plauderte noch eine Zeit lang, bis die Krankenschwester hereinkam und sie bat, Luke allein zu lassen.
„Danke, Schwester“, bedankte er sich später bei ihr. „Sie ist lieb und nett, doch momentan …“ Er zuckte die Schulter, was er sogleich bereute, denn sein Arm bereitete ihm höllische Schmerzen. „Noch mehr Besuch sollten Sie aber heute nicht haben“, erklärte sie.
„Aber Signora Minerva Pepino muss ich unbedingt sehen. Sie ist meine Rechtsanwältin, und wir müssen uns über das weitere Vorgehen gegen meinen Vermieter verständigen.“
„Gut, ich werde dafür sorgen, dass man sie zu Ihnen lässt.“
Danach schlief er wieder ein. Als er wach wurde, war es dunkel draußen – und Minnie saß an seinem Bett. Sie wirkte nicht mehr so besorgt und verzweifelt wie am Tag zuvor, sondern ruhig und beherrscht.
„Geht es Ihnen besser?“, fragte sie.
„Ja, zumindest wieder so gut, dass ich eine Bemerkung in der Art wie ‚So ein Unfall musste ja einmal passieren‘ ertragen kann“, erwiderte er leise.
Sie verzog die Lippen zu einem leichten Lächeln. „Solche Bemerkungen hebe ich mir für später auf.“
„Machen Sie schon, bringen Sie es hinter sich“, forderte er sie auf. „Sind Sie nicht froh, dass ich am eigenen Leib erfahren musste, wie schlimm die Zustände im Haus sind? Geschieht es mir recht? Minnie, was ist los?“, fügte er besorgt hinzu, als sie die Hände vors Gesicht schlug.
„Sagen Sie so etwas bitte nicht noch einmal“, bat sie ihn bestürzt.
„Weinen Sie etwa?“, fragte er ungläubig.
„Natürlich nicht.“ Sie rieb sich die Augen. „Aber Sie hätten bei der Explosion sterben können.“ „Vergessen Sie nicht, bis vor kurzem hat Teresa dort gewohnt. Sie hätte es bestimmt nicht überlebt, denn sie ist viel älter als ich. Wahrscheinlich hätte sie einen Schock erlitten und wäre an einem Herzinfarkt gestorben, und ich als der Vermieter wäre für ihren Tod verantwortlich gewesen.“ „Sie hat Glück gehabt, dass sie in die kleinere Wohnung umziehen konnte. Wir alle haben Glück gehabt. Und Sie haben es glücklicherweise überlebt und nur Brandverletzungen am Arm und im Gesicht erlitten.“
Er stieß einen verächtlichen Ton aus. „Ach, das ist nicht so schlimm. Die Frauen sind noch nie wegen meines guten Aussehens hinter mir hergelaufen. Vielleicht wirke ich mit den Narben interessanter.“ Sie reichte ihm einen Taschenspiegel, und er betrachtete sich kritisch.
„Mein Gesicht sieht wirklich fürchterlich aus“, stellte er dann fest.
„Nur auf der einen Seite“, versuchte sie ihn zu trösten.
Er lachte laut auf, zuckte aber sofort vor Schmerzen zusammen.
„Die Rötung und die Schwellungen werden abklingen, und Sie werden wieder so aussehen wie zuvor“, versicherte Minnie ihm.
Luke blickte sie skeptisch an. „Ich lasse mich überraschen. Was ist mit dem Apartment?“ „Es ist nicht bewohnbar, und die Wände sind schwarz von dem Rauch.“
„Könnten Sie mir bitte einen Gefallen tun? Beauftragen Sie einen guten
Weitere Kostenlose Bücher