3 Die Rinucci Brüder: Unter der goldenen Sonne Roms
sie deckte ihn zu.
„Es tut mir leid“, entschuldigte er sich.
„Das braucht es nicht.“ Sie setzte sich neben ihn auf das Bett. „Es ist teilweise auch meine Schuld. Ich hätte dich nicht auf diese Party gehen lassen dürfen.“
„Glaubst du wirklich, ich hätte auf dich gehört?“
„Mir wäre bestimmt etwas eingefallen, wie ich dich hätte überzeugen können, hierzubleiben“, erwiderte sie scherzhaft. „Soll ich dich allein lassen, damit du schlafen kannst?“
„Nein, bleib bitte bei mir, und erzähl mir etwas“, flüsterte er.
„Was denn?“
„Hast du es wirklich gesagt?“
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
Eine Zeit lang lag er mit geschlossenen Augen schweigend da, und Minnie dachte, er sei
eingeschlafen. Doch schließlich öffnete er die Augen wieder. „Hast du wirklich gesagt: ‚Nicht schon wieder‘, oder habe ich das nur geträumt? Ich erinnere mich, die Worte gehört zu haben.“ Jetzt wusste sie, wovon er redete. Es war für sie ein Schock gewesen, ihn verletzt auf dem Boden liegen zu sehen, und sie hatte ihn, ohne zu zögern, in die Arme genommen, genauso wie sie es damals mit Gianni gemacht hatte.
Die Kehle war ihr plötzlich wie zugeschnürt, und Minnie brachte kein Wort heraus. Sie senkte den Kopf, schlug die Hände vors Gesicht und saß mit geschlossenen Augen und schmerzerfüllter Miene da, bis Luke ihr sanft über das Haar strich.
„Erzähl mir, was dich bedrückt.“
„Das kann ich nicht“, erwiderte sie heiser.
„Minnie, du musst mit jemandem darüber reden, sonst kannst du die Belastung nicht mehr aushalten. Warum willst du nicht darüber sprechen?“
„Weil ich es einfach nicht kann.“
„Vertrau mir, Liebes, und betrachte mich als einen guten Freund.“
Auf einmal erbebte sie, hob den Kopf und atmete mit Tränen in den Augen tief ein.
9. KAPITEL
„Ich habe Gianni sehr geliebt“, begann Minnie leise. „Wir standen uns in jeder Hinsicht sehr nah, haben über dieselben Scherze gelacht, waren fast immer einer Meinung, und wenn wir uns liebten, war es perfekt.
Aber im letzten Jahr unserer Ehe änderte sich alles. Ich war beruflich sehr erfolgreich und hatte nicht mehr so viel Freizeit. Gianni beschwerte sich darüber und ärgerte sich, wenn ich Arbeit mit nach Hause brachte. Wir stritten uns immer öfter und nahmen uns dann vor, wieder mehr Zeit
miteinander zu verbringen. Als ich eines Tages gerade das Essen zubereitete, wurde ich zu einem Mandanten gerufen. Es gab einen heftigen Streit. Gianni erklärte, es sei aus und vorbei, er wolle mich nicht mehr sehen, wenn ich ihn allein ließe. Ich habe geantwortet, es sei mir recht, denn ich hätte genug von ihm. Dann bin ich hinausgerannt, um den Mandanten zu treffen. Gianni hat mich gerufen, und als ich nicht reagierte, ist er hinter mir hergelaufen. Aber ich war so wütend, dass ich mich nicht umgedreht habe. Plötzlich hörte ich Bremsen quietschen, und Menschen fingen an zu schreien.“ Sie schluchzte auf. Behutsam legte Luke den linken Arm um sie und zog sie zu sich hinunter.
Schließlich fuhr sie fort: „Erst dann drehte ich mich um. Gianni lag auf der Straße und blutete aus einer Kopfverletzung. Er war von einem Lastwagen erfasst worden. Ich lief zu ihm. Er lag reglos und mit geschlossenen Augen da. Ich wollte jedoch nicht glauben, dass er tot war, denn es gab noch so viel zu sagen. Ich kniete mich neben ihn, nahm ihn in die Arme, entschuldigte mich und erklärte, ich hätte es nicht so gemeint. Immer wieder habe ich ihm gesagt, wie sehr ich ihn liebe, aber er konnte mich nicht hören.“
Ihr liefen die Tränen über die Wangen, und Luke küsste sie sanft aufs Haar.
„Ich habe ihn wirklich geliebt und wollte mich entschuldigen, sobald ich wieder zu Hause war“, brachte sie schluchzend hervor. „Doch es war zu spät. Das Letzte, was er von mir gehört hat, war: ‚Ich habe genug von dir.‘“
Vor Schmerz und Verzweiflung ließ sie den Tränen freien Lauf und weinte sich aus.
„Minnie …“, flüsterte Luke. „Minnie …“
„Das waren die letzten Worte, die er von mir gehört hat“, wiederholte sie verzweifelt. „Immer wieder habe ich ihm gesagt, wie leid es mir tut, aber er war tot und wird nie erfahren …“ Schluchzend verstummte sie.
Luke befürchtete, sie würde zusammenbrechen, und verfluchte seine Hilflosigkeit.
„Es war nicht deine Schuld“, versuchte er sie zu trösten, obwohl er wusste, wie sinnlos es war. Er konnte sie nur an sich drücken und geduldig warten, bis
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