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3 Die Rinucci Brüder: Unter der goldenen Sonne Roms

3 Die Rinucci Brüder: Unter der goldenen Sonne Roms

Titel: 3 Die Rinucci Brüder: Unter der goldenen Sonne Roms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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wollte, die Lebensmittel wegzuräumen, entdeckte sie den kleinen Strauß obenauf.
    „Ich dachte, die Blumen würden dir gefallen“, sagte Netta beiläufig.
    „O ja, die sind wunderschön.“ Minnie küsste die ältere Frau auf die Wange. Dann stellte sie den Strauß in einer Vase auf das Regal neben Giannis Foto. Es war eine Woche vor seinem Tod aufgenommen worden und zeigte ihn als jungen Mann mit gewinnendem Lächeln und strahlenden Augen. Sein gelocktes Haar war etwas zu lang. Es fiel ihm in die Stirn und ließ ihn ausgesprochen charmant und liebenswert erscheinen.
    Auf dem Foto daneben war Minnie als Achtzehnjährige abgebildet. Ihre Züge wirkten weich, und man merkte, wie hoffnungsvoll und unbekümmert sie damals gewesen war. Jetzt wirkte sie fraulicher, eleganter und in sich gekehrt, aber nicht abweisend oder humorlos. Das auf dem Foto sehr lange blonde Haar trug sie nur noch schulterlang, ein Zugeständnis an ihren Beruf als erfolgreiche Rechtsanwältin.
    „Er wird sich freuen, er hat Blumen sehr geliebt.“ Netta wies auf das Foto ihres Sohnes. „Erinnerst du dich noch, wie oft er dir welche mitgebracht hat? Zum Geburtstag, zum Hochzeitstag …“
    „Ja, diese Tage hat er nie vergessen.“
    Sekundenlang schwiegen sie und gaben sich den Erinnerungen hin.
    „Was macht Charlie?“, fragte Minnie schließlich.
    Netta seufzte. „Er ist ein schlimmer Junge und hält sich für sehr erwachsen. Immer wieder trinkt er zu viel, kommt spät nach Hause und hat zu viele Freundinnen.“
    „Das ist für einen Achtzehnjährigen ganz normal“, entgegnete Minnie sanft, gestand sich jedoch insgeheim ein, dass sie das ausschweifende Leben ihres jungen Schwagers besorgniserregend fand. „Als er in dich verliebt war, war er viel ruhiger und ordentlicher“, wandte Netta ein.
    „Mamma, er war nicht in mich verliebt. Er ist achtzehn, un d ich bin zweiunddreißig. Es war eine harmlose Schwärmerei, auf die ich nicht eingegangen bin. Ich hoffe, er hat es überwunden. Charlie ist mein Schwager, sonst nichts.“
    „Du interessierst dich für keinen Mann mehr. Das finde ich nicht normal. Du bist doch eine schöne Frau.“

„Und Witwe.“
    „Schon viel zu lange. Das muss sich ändern.“
    „Ausgerechnet du als meine Schwiegermutter sagst so etwas?“
    „Nicht als deine Schwiegermutter, Minnie, sondern ich rede mit dir von Frau zu Frau. Es ist geradezu skandalös, dass es immer noch keinen Mann in deinem Leben gibt, obwohl du schon vier Jahre allein bist.“
    „Das stimmt nicht ganz, es hat ab und zu jemanden gegeben. Das müsstest du eigentlich wissen, denn du wohnst im selben Haus.“
    „Sicher, ich habe einige Männer kommen und gehen sehen. Aber keiner ist länger bei dir geblieben.“ „Ich habe auch keinen gebeten, bei mir zu bleiben“, stellte Minnie ruhig fest.
    Netta umarmte sie liebevoll. „Gianni hätte keine bessere Frau haben können als dich. Doch es wird Zeit, dass du wieder an dich denkst. Du brauchst einen Mann in deinem Leben und in deinem Bett.“ „Netta, bitte …“
    „Als ich in deinem Alter war …“
    „Hattest du einen Ehemann und fünf Kinder“, unterbrach Minnie sie.
    „Stimmt. Es ist ja auch schon lange her.“
    „Auch ohne Mann bin ich glücklich und zufrieden“, erklärte Minnie.
    „Unsinn. Keine Frau ist wirklich glücklich, wenn sie allein lebt.“
    „Selbst wenn ich unbedingt einen Freund haben wollte, würde ich mich nicht für Charlie
    interessieren.“
    „Natürlich nicht“, stimmte Netta ihr zu. „Aber er würde auf dich hören. Ich habe keine Ahnung, wo er heute Abend ist. Wahrscheinlich treibt er sich irgendwo herum und ist in schlechte Gesellschaft geraten.“
    „Wenn du nach Hause gehst, ist er sicher da“, versuchte Minnie sie zu beruhigen.
    „Gut, dann gehe ich jetzt. Er soll sich schämen, seine Mutter so sehr aufzuregen.“
    „Das musst du ihm sagen. Von mir bekommt er auch etwas zu hören. Ich begleite dich.“
    Minnies Wohnung lag im dritten Stock und ging zum Innenhof hinaus. In einigen der anderen Wohnungen lebten weitere Mitglieder der Familie Pepino, und als Minnie und Netta die eiserne Treppe, die außen um den Innenhof herum nach oben führte, in den vierten Stock hinaufgingen, bemerkten sie, dass durch einige Fenster noch Licht fiel.
    In dem Apartment, in dem Netta mit ihrem Mann, ihrem Bruder und ihrem jüngsten Sohn lebte, war von Charlie nichts zu sehen.
    „Er kommt bestimmt bald“, meinte Minnie und küsste ihre Schwiegermutter auf die

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