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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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hob seine Augenbrauen. »Was?«
    fragte Doris.
    Klaus zeichnete mit dem Fuß Kreise in den Kies. »Ich soll ... soll dich ... heiraten ...«
    Doris atmete tief aus und ein. Eine taumelige Wespe summte an ihrem Ohr vorbei. Der Abend war kalt und nebelig. Das Mädchen fror, obwohl ihm heiß wurde. »Ja«, erwiderte Doris dann, »ich weiß.«
    Die Stiefelspitze von Klaus zeichnete weiter. Er knirschte an Worten, als ob er Sand zwischen den Zähnen hätte. Bis hierher kam er. Aber wie es jetzt weitergehen sollte, wußte er nicht. Er sah die schlaff herabhängenden Arme von Doris. »Und du?«
    fragte sie, »wirst du es tun?«
    Der Oberleutnant zuckte zusammen. Er hatte sich den Augenblick, da er Doris bitten würde, seine Frau zu werden, ganz anders vorgestellt. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Aber der Geschmack blieb bitter.
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    »Nun, Klaus ...«, die Stimme von Doris klang noch sanfter.
    »Du führst doch sonst jeden Befehl aus ... diesen nicht?«
    Jetzt sah er sie zum erstenmal voll an. Der ruhige Ton ihrer Stimme machte ihm bewußt, wie verletzt sie war. Und hier stand ich, dachte Klaus, und sagte: »Ich will dich nie mehr wiedersehen!«
    »Doris ...«, murmelte der Oberleutnant, »würdest du es denn tun?«
    In ihrem schmalen Gesicht blühte ein Lächeln und ging unter. Auf ihrer Stirne zeigte sich Röte und verblaßte. Um ihren Mund zuckten Gefühle, bis sich ihre Lippen spannten. Sie mochte ›ja›‹ sagen und mußte mit ›nein‹ antworten. Sie mochte lachen und würde weinen. Sie wollte Klaus haben und konnte ihn so nicht bekommen.
    Doris schwankte leicht. Sie stand wieder auf dem SechsMeter-Turm der Badeanstalt und sollte springen. Das Brett federte, und unten, im blendend weißen Sand, in der Sonne, lag Klaus und lachte:
    »Na, spring!« schrie er, »du Angsthase!«
    Sie sprang. Damals ... Jetzt sagte sie mit einer Stimme, die Klaus noch nie gehört hatte:
    »Nein.«
    Da schlugen die Wellen wieder über Doris zusammen ... Sein Gesicht kam ganz nahe. Es war nicht mehr kalt und abweisend. Aber es wirkte ernst und traurig. Sie fühlte seine Hand an ihrem Ellbogen.
    »Und warum nicht?« fragte er gepreßt.
    Sie wendete den Kopf über die Schulter. Sie wollte sich die Erregung nicht anmerken lassen.
    »Ich will nicht ... auf Befehl geheiratet werden«, antwortete sie mühsam. »Am allerwenigsten ... von dir ...«
    Der Druck an ihrem Ellbogen wurde fester. Sie spürte jeden 83
    seiner Finger einzeln.

»Doris«, quetschte Klaus heraus, »ich war so ... so kindisch
    ...«
    Sie schwieg. Dann nickte sie. Ganz schnell. Ehe es zu spät war.
    »Ja«, flüsterte sie.
    »Ich bin’s nicht mehr«, fuhr er fort. Ungelenk streichelte er ihren Kopf.
    »Nein«, erwiderte Doris. Ihre Stimme tanzte auf einem dünnen Seil. Dann lachte sie leise durch einen Schleier, hinter dem das Gesicht von Klaus verschwamm.
    Sie standen voreinander und berührten sich nicht. Sie waren glücklich und gaben es nicht zu. Sie wirkten hilflos und wollten es bleiben.
    Und Doris wünschte, diese Minute im Garten würde nie zu Ende gehen ...
    Hauptsturmführer Horst Kempe kam aus dem Haus. Ihn begleiteten Stimmengewirr, Radiogeplärr und Erika. Und er schrie mit röhrender, rostiger Stimme über den Park:
    »Alle mal herhören! Nu kommt schon endlich ins Haus!
    Heute geht’s los! Rabatz in allen Stuben! Eintritt frei! In der ersten Abteilung sehen Sie die Galavorstellung des Lebensborns ... danach: allgemeiner Budenzauber und Ringelpiez mit Anfassen!«
    Sein Lachen rollte durch den Garten wie das Grollen eines aufziehenden Gewitters.
    Die Türen standen offen. Der Korridor wurde zur Tanzdiele. Die Stube des Hauptsturmführers Kempe zur Bar. Kempe lehnte am Tisch, in Nachthemd, Langschäften, mit umgeschnalltem Koppel, die Offiziersmütze verkehrt auf dem Kopf. Seine Zigarette wanderte vor Vergnügen fast bis ans linke Ohr. Er hielt Erika im Arm.
    84
    Ein Panzerleutnant seufzte vor Begeisterung. Er wischte sich die Tränen aus den Augen, als er über den Flur ging. Er riß die Hakenkreuzfahne neben dem Führerbild in der Andachtsecke ab, kam zurück und legte sie über die Lampe in Kempes Bude. Kempe stieg auf den Tisch.
    »Volksjenossen!« schrie er, »werdende Mütter und Väter ... nal herhören ... es jibt eckige und runde Kellerasseln, es jibt aoch stachelije und glatte ... die stachelijen sind die, wo sich licht rasieren ... Ick muß doch alle Kameraden bitten, auf die lasur zu achten!«
    Sie schrien durcheinander, ihr Gelächter

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