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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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klang wie rostiges Blech. Kempe sprang vom Tisch, fiel und stand sofort wieder auf. Er tapste nach Erika und raunte ihr ins Ohr:
    »Jetzt wolln wa uns mal um uns kümmern ...«
    »Du bist blau«, antwortete das Mädchen.
    »Na, wenn schon!«
    In einem Türrahmen lehnten Doris und Klaus Steinbach. Das Mädchen starrte mit großen Augen auf Kempes Karussell. Sie stützte sich auf den Fliegeroffizier, lachte leise.
    »Eigentlich hat er recht«, sagte Klaus und wies mit dem Kopf auf den Hauptsturmführer.
    »Ja«, erwiderte Doris lächelnd, »er bekämpft die Peinlichkeit auf seine Weise.«
    »Und wir?«
    »Wir haben keine ...«, entgegnete das Mädchen, »wir sind hier nur zu Besuch.«
    »Aus Versehen ...«, ergänzte der Oberleutnant. Dann spürte er, daß Doris zitterte.
    »Frierst du?« fragte er.
    »Ein bißchen«, erwiderte sie, aber ihr Lächeln paßte nicht zu ihren Augen. Auf einmal hatte sie Angst. Sie fühlte in diesem 85
    Moment instinktiv, daß ihre Begegnung mit dem Lebensborn nicht mit einer lärmenden Party beendet sein würde. Sie fürchtete die Zukunft, ohne zu wissen, warum.
    »Ich bin ja da ...«, sagte Klaus.
    »Ja«, erwiderte Doris.
    Hauptsturmführer Kempe und sein Schatten, der Panzerleutnant, betrachteten sie mit glasigen Augen und torkelten auf sie zu.
    »Das Brautpaar!« lallte Kempe. Er streckte Klaus das rechte Bein zur Begrüßung hin. »Im Namen des Festkomitees«, grölte
    »gratuliere ich euch zur Hochzeit ... hier in diesem Theater!«
    Er drehte sich nach den anderen um und dirigierte das dreimalige:
    »Zicke-zacke, zicke-zacke, heil, heil, heil!«
    »Komm«, sagte der Fliegeroffizier zu Doris, »ich muß an die frische Luft, sonst wird mir schlecht.«
    Sie schafften den Rückzug, weil Kempe eben die Treibjagd auf die Außenseiter organisierte. Er zählte laut ab und kam nicht über zwanzig.
    »Denen helfen wa uff die Beene«, schrie er. Die Männer in den Nachthemden teilte er als Stoßtrupp ein. Er führte sie an die Kisten mit dem Luftschutzsand und an die Wassereimer. Er schwang die Schaufel, vermischte beides zu einem Brei. Dann ging Kempe von Tür zu Tür, polterte mit den Füßen dagegen.
    »Aufmachen!« brüllte er, »Luftschutzübung!«
    Wenn nicht freiwillig geöffnet wurde, schlug er die Tür ein, kippte den nassen Sand in die Betten. Binnen fünf Minuten war das Lebensbornheim zweckentfremdet. Der Zug des Vergnügens vermehrte sich durch Mißvergnügte. Kempe grinste dämlich.
    »Hör doch auf!« sagte Erika, »gleich muß der
    Sturmbannführer kommen.«
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    »Laß man ... den Schreibtischhengst mach’ ick ooch noch fertig ...«, lärmte der Hauptsturmführer. Trotzdem sah er einen Augenblick mißtrauisch über den Gang.
    Aber der Heimleiter Westroff-Meyer ließ sich weder sehen noch hören. Er hatte heute seine neue Sekretärin nachkommen lassen, ein junges Ding mit pechschwarzen Haaren und dunklen Kohlenaugen, das nicht gerade in die Rassenfibel paßte. Aber der Sturmbannführer hatte das Mädchen Ruth nicht für die Ziele des Lebensborns, sondern für sich selbst ausgewählt.
    »Wenn er kommt«, plärrte Kempe, »denn sperrn wa ihn ein
    ... denn kann er den Unterricht für morjen vorbereiten ... den Erbjang der Kellerasseln ...«
    Er begann die leeren Flaschen durch die Fenster zu werfen, ohne die Scheiben zu öffnen.
    »Aufstellen zur Parade!« rief er.
    Die Gänge zitterten unter ihren Marschstiefeln. Zuerst die Männer, dann die Mädchen, dann paarweise. Und das alles endete immer wieder bei den unerschöpflichen
    Schnapsvorräten des Gastgebers.
    Schließlich hatte Kempe eine letzte Idee. Er ging mit dem Panzerleutnant an sein Spind. Gemeinsam wuchteten sie eine schwere graugestrichene Offizierskiste herunter. Gemeinsam verloren sie dabei das Gleichgewicht und landeten unter der Kiste, rappelten sich wieder hoch.
    »Ist doch noch genug zu trinken da«, maulte Erika.
    »Wir suchen nich Schnaps«, ächzte der Hauptsturmführer,
    »jetzt wird’ ick dir mal wat vorführn, was du noch nie jesehen hast.«
    Sie hoben die Kiste auf den Tisch und öffneten sie.
    »Is det jar nischt?« fragte der SS-Offizier stolz, als er ein Gerät in die Hand nahm, das Erika zunächst für einen 87
    Blumentopf hielt.
    »Staunste, wat? ... Det is n’ Nebeltopf ... hab’ ick immer bei mir, für alle Fälle ... hab' schon viele Beizen damit ausjeräuchert ... Mensch, in Frankreich ... damals, weeßte ... in so ’nem Kabuff, ›Zum blauen Affen‹«, er lachte laut und dröhnend, »und denn

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