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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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und dem verfallenen Gesicht einer unschuldig Verurteilten, die in das Gefängnis muß. Sie sieht auf den Boden, folgt dem Fahrer stumm und stumpf bis zu dem Büro des Sturmbannführers Westroff-Meyer.
    Doris hört seinen polternden Schritt und seine wuchtigen Worte schon von weitem. Er reißt die Tür auf, betrachtet das im Vorzimmer zusammengekauerte Mädchen mit kleinen Augen und drohend:
    »So, Sie! ... Kommen Sie mal herein!«
    Er geht voraus und bietet ihr keinen Stuhl an. Sein Karpfenmaul verwandelt sich in einen Hechtschlund. Gleichzeitig poltert er los:
    »Sie sind Angehörige des weiblichen RAD ... Sie sind sogar Unterführerin ... Sie haben sich unerlaubt entfernt ... Von der Truppe ... im Krieg ...«
    73
    Die Lippen von Doris werden schmal. Das also war der Trick der Freiwilligkeit. An diesem Hebel wird notfalls gedreht
    ...
    Westroff-Meyer spürt den Widerstand des Mädchens. Seine Stimme klettert über die Tonleiter der Parteisprache:
    »Was fällt Ihnen ein? ... Fahnenflucht! ... Desertion! ... Defätismus! ... Sie haben den Führer verraten! ... Sie sind ihm in den Rücken gefallen! Sie werden vom gesamten Lehrgang verachtet!«
    Doris hört zu, ohne ihn zu verstehen. Dazu nickt sie kläglich mit dem Kopf, als ob sie ihm recht geben wolle. Aber es sind nur Reflexbewegungen auf die Vorwürfe, die wie ein Dampfhammer auf sie prasseln.
    »Ich könnte Sie vernichten! Was heißt: ich könnte«, unterbricht sich der Sturmbannführer selbst, »ich werde es tun!
    Ich werde die Sache weiterleiten!«
    Er bleibt wieder stehen, fuchtelt mit den Fäusten.
    »Verräter gehören zertreten! ... Sie paktieren mit dem Feind
    ... Sie sind nicht wert, eine Deutsche zu sein! ... In diesem Schicksalskampf unseres Volkes!«
    Noch bevor ihm die Luft ausgeht, verlassen den Heimleiter die Phrasen. Der Rest ist Hustenkrampf. Mitten im Satz bleibt er stecken. Dann sagt er leise:
    »Was haben Sie dazu zu sagen?«
    Doris fühlt, wie sich alles in ihr nach unten zieht. Sie muß
    etwas erwidern, aber sie bringt es nicht fertig. Sie fürchtet sich vor seinen kleinen, tückischen Augen. Sie hat Angst, daß er mit dem dunkelbehaarten, seltsam rosa Handgelenk, das ihr widerlich ist, nach ihr schnappen könnte. Sie senkt den Kopf, sucht an dem übergroßen Schreibtisch einen Halt. Aber er ist zu weit weg.
    »Ich ... ich kann hier nicht ...«, antwortet sie dann mit 74
    tonloser Stimme.
    »Was können Sie hier nicht?«
    »Mitmachen ...«
    »So .... mitmachen können Sie hier nicht ...« Er geht ein paar Schritte hin und her. »Gerade Sie!« fährt er dann fort, »Sie haben die Schulung doppelt nötig!« Seine Hand schnellt nach vorne. »Kennen Sie den Unterschied von F-i-und F-z-Generation?«
    »Nein«, erwidert Doris.
    »Was wissen Sie von Mutation? Von Erbsprüngen?«
    Die Jungführerin schweigt.
    »Sehen Sie«, sagt Westroff-Meyer, »wie nötig Sie den Unterricht haben?«
    »Gegen den Unterricht habe ich ja nichts ...«
    »Gegen was denn?« bellt sie der Sturmbannführer an.
    »Ich möchte ... ich will hier nicht ... ich habe Ihnen doch schon gesagt ... persönliche Gründe ...«
    »Was heißt persönliche Gründe, wenn es um das Reich geht?«
    »Ich bin verlobt.«
    »Und?« schnauzt sie der Heimleiter drohend an.
    »Mein Verlobter ist hier.«
    »Was hier? ... im Ort?«
    »Nein.«
    »In der Kaserne?«
    »Nein.«
    »Ja, wo denn dann, zum Teufel?« »Hier ... im Haus«, versetzt Doris hauchleise ...
    »Was sagen Sie da? ... Hier beim Lehrgang? ... Wer?«
    »Klaus Steinbach.«
    75
    »Der Oberleutnant von der Lüftwaffe?«
    »Ja.«
    Westroff-Meyer gibt seine drohende Haltung auf der Stelle auf. Er läßt sich langsam in den Sessel zurückfallen. Sein Gesicht verändert sich in einer Sekunde. Zuerst steigt ihm eine flüchtige Röte bis an die Schläfen. Dann grinst er breit. Ein Goldzahn blinkt. Der Sturmbannführer stemmt beide Arme in die Rippen.
    Dann lacht er los. Es hört sich an, als ob ein Riese schnarcht. Er lacht, daß sein Kopf hin und her pendelt. Er lacht, bis ihm die Tränen aus den Augen kullern. Es schüttelt ihn, bis er in Atemnot gerät. Und dann gehen seine Laute in Gewieher über. Er trommelt mit beiden Fäusten auf die Tischplatte und zwischendurch brüllt er:
    »Das ist ja großartig, Mädchen! Das ist ja fabelhaft! ... Und deshalb laufen Sie weg? ... Ich wird’ verrückt!«
    Er wischt sich die Tränen aus den Augenwinkeln und geht auf Doris zu. Er legt den Arm auf ihre Schultern. Sie zuckt zusammen. Aber der

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