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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Wagen vor einem Uniformgeschäft stoppen, um die neuen Schulterstücke zu erstehen. Er hat nicht umsonst geraubt. Das Leid der Mütter, die Schreie der Kinder, die Schüsse im Dorf und die Schornsteine der Krematorien verliehen ihm den neuen Stern. 191
    Er war jetzt Obersturmbannführer. Und er trug den hohen Rang wie ein Mannequin das neue Modell. Er hob die Schultern, wichtig im Stolz auf das nichtige Blech.
    Er ging über den Gang seiner Behörde, trat polternd in sein Büro und zog Ruth, die Sekretärin, aus dem Vorzimmer an seinen Schreibtisch.
    »Freust du dich, daß ich wieder da bin?«
    »Ja«, entgegnete Ruth ohne Freude.
    »Ich auch«, erwiderte er. »Das war ein Einsatz, kann ich dir sagen ... in so einem Drecksland sieht man erst, wie groß
    unsere Idee ist ...«
    »Ja«, versetzte sie. »Eigentlich hab’ ich dich schon heute morgen erwartet.« Er streichelte mit plumper Hand ihr Kinn.
    »Das weißt du doch«, antwortete er gönnerhaft, »meine Tage gehören dem Führer.«
    »Ich hab’ dir was mitgebracht«, produzierte er sich weiter und beschäftigte sich mit seinem Gepäck.
    »Hier«, sagte er und deutete auf einen Nutriapelz, »für dich.«
    »Für mich?« erwiderte Ruth.
    »Ja.« Er legte ihn ihr um die Schultern.
    »Schön«, sagte sie.
    »Aus Warschau.«
    »Teuer?«
    Westroff-Meyer hob die Schultern.
    »Nicht schlimm«, antwortete er dann beiläufig. Er dachte nicht darüber nach, ob der Mantel eine Gewehrkugel oder ein paar Kubikzentimeter Gas gekostet hatte ...
    »Das ist noch lange nicht alles«, fuhr er fort. Er kramte nach einem Etui und fand den Solitär. Er schob ihn Ruth über den Finger. Er war zu weit, denn er gehörte an eine andere Hand.
    192
    »Toll«, sagte Ruth. Sie bewunderte den Ring. Nach einer Weile meinte sie: »Gibt’s denn in Polen so schöne Brillanten?«
    »Wenn man auf Draht ist, kann man alles haben ...«
    Was für ein Glück, schoß es dem Obersturmbannführer durch den Kopf, bei einer solchen Bewegung Vorkämpfer zu sein! Nichts ging verloren! Die Feinde wurden vernichtet. Die Goldzähne wanderten in die Tresore der Deutschen Bank. Ihre Leichen wurden verbrannt. Und ihre Habe verteilt. An Männer, die dem Führer bedingungslos die Treue hielten. Er entnahm dem Koffer eine Flasche Schnaps, schenkte sich ein.
    »Nimm ’nen Schluck«, sagte er. »Na, wie bin ich zu dir? Wie ein Vater, was?«
    »Vater ist natürlich Quatsch!« verbesserte er sich. Ruth trat an den Spiegel, betrachtete sich im neuen Mantel von der Seite. An den Schultern sitzt er nicht richtig, dachte sie, und die Länge muß man etwas kürzen. Und hier, am linken Ärmel, ist eine abgescheuerte Stelle ...
    »Neu ist er nicht mehr ...«, brummelte Westroff-Meyer,
    »aber noch gut erhalten.«
    »Ja«, versetzte die Sekretärin.
    »Aber der Brillant ist lupenrein! Ein Vermögen wert! Kannst du mir glauben!«
    »Du verwöhnst mich«, sagte sie mechanisch. Sie dachte an den kommenden Abend und spürte das Kantinenessen. Einen Moment wurde ihr schwindlig. Sauerkraut und Kartoffeln, dachte sie, garniert mit Nutria, und obenauf schwimmen eineinhalb Karat ...
    Westroff-Meyer wurde dienstlich.
    »Gib mir doch einmal die Akten der Aktion römisch zwo, arabisch eins, Heim Z.«
    Dann umspannte er den Akt mit der prallen Hand. Mein 193
    Werk, dachte er im trunkenen Stolz. Er schlug den Ordner auf. Oben lag die Kostenrechnung, und dann kamen die Namen, die Schicksale, der medizinische Befund, das Ergebnis. An einem Namen blieb er hängen: Doris Steinbach ... Also hat sie ihn doch geheiratet, überlegte der Obersturmbannführer. Und jetzt ist sie im Heim Mecklenburg. Und jetzt soll sie mich kennenlernen! Und er ebenfalls ...
    Er blätterte weiter, stieß auf Erika. Kein Befund. Daneben lag eine Anfrage, ob der Lebensborn etwas gegen ihre Entlassung aus dem RAD einzuwenden hätte. Von mir aus, dachte er gutgelaunt. Dann ärgerte ihn sofort sein eigenes Wohlwollen.
    Er klingelte nach Ruth.
    »Hör zu«, sagte er, »diese Erika Baumann ist hierher in Marsch zu setzen ...«
    »Warum?« fragte die Sekretärin.
    »Weiß ich selbst noch nicht«, knurrte er.
    »Jetzt bist du aber nicht mehr lieb ...«, schmollte sie. Er sah auf den Nutria, hörte die Schüsse der
    Vernichtungskommandos, griff nach dem Glas und ertränkte den Spuk.
    Wie sehr sie in diesem Heim am Schnittpunkt menschlicher Schicksale steht, erkennt Doris erst in den nächsten Tagen richtig. Die Gänge blitzen vor aufdringlicher Sauberkeit. Die Luft ist steril, die

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