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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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da draußen an der Front. Ist Ihr Mann auch Soldat?«
    »Ja ... Fliegeroffizier.«
    »Ich glaube, die zwei würden sich gut verstehen ...«
    »Kann schon sein«, entgegnet Doris zerstreut. Sie legt sich auf ihr Bett. Sie kann nicht schlafen. Durch das Haus geistert die Ungeheuerlichkeit. Irgendwo krähen die Kinder in ihren kleinen Wiegen, ausgerichtet wie zum Appell. Nur eine Minderheit entspricht der errechneten Norm. Viele haben dunkle Augen oder runde Köpfe. Denn die Natur pfeift auf Westroff-Meyer. Sie spuckt Rosenberg ins Gesicht. Und ihre Gesetze erheben sich turmhoch über das Gewäsch des Rasse-Günther.
    Diese Kinder recken die schmalen Hände. Sie weinen sich in ein Leben, das der Führer befahl. Kinder, deren Väter nur Funktionäre sind. Kinder, denen man nicht sagen wird, wer der Gekreuzigte ist. Kinder, die später die Hände zur Faust ballen statt zum Gebet schließen sollen.
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück wird die Post verteilt. Die Oberschwester besorgt das, ruft die Empfänger auf. Nur die Vornamen. Doris will einen Brief weiterreichen, um ihr behilflich zu sein. »Nein«, entgegnet die Oberin kalt, während sie die Hand von Doris zurückweist, »das ist nicht zulässig.«
    Allmählich begreift die junge Frau. Jetzt erst fällt ihr auf, daß die braune Schwester die Briefe umgedreht übergibt. Ihr Name wird aufgerufen. Wieder wendet die
    Oberschwester den Umschlag.
    »Danke«, sagt Doris heftig, »das ist bei mir nicht nötig. Ich 189
    heiße Steinbach und mein Mann auch. Das kann jeder wissen!«
    Ihre Augen glänzen. Die anderen Frauen starren sie betroffen an.
    »Ich habe das nicht gehört«, antwortet die Oberin heftig, und scharfe Linien laufen von der Nasenwurzel zu den dünnen Lippen. Ihr Geiergesicht rötet sich.
    Doris sieht an ihr vorbei und betrachtet Frau Kempe, die warnend den Kopf schüttelt.
    »Liegestunde, meine Damen!« unterbricht die Postverteilerin die Szene, »ich bitte!«
    Die Glastüren zum Park werden zurückgeschlagen. Auf dem kurzgeschorenen Rasen stehen bunte Liegen. Die Sonne malt helle Flecke in die Bespannung.
    Doris geht allein hinaus. Die anderen folgen ihr in zwei Gruppen, die erregt untereinander diskutieren. Ein Liegestuhl ist noch frei, auf der linken Seite des Parkweges. Doris fühlt sich befreit. Ihr Stolz und ihr Trotz gehören nicht mehr ihr allein. Was sie sagte, sprach sie für einen, der noch nicht auf der Welt ist, aber den sie jetzt schon schützen will. Aus der einen Gruppe löst sich ein Mädchen mit einem harten, glatten Gesicht und geht auf Doris zu.
    »Ich bin Frau Edith«, sagt sie. Es klingt, als ob sie den Ton der Oberin nachahmen wollte.
    »Möchten Sie sich zu mir setzen?« entgegnet Doris freundlich.
    »Nein. Es wäre besser, Sie würden sich woanders hinsetzen.«
    »Wieso?« fragt Doris ruhig.
    Das Mädchen wölbt verächtlich die Unterlippe.
    »Sie wollten uns provozieren, nicht wahr?«
    »Nein«, antwortet die junge Frau gelassen.
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    »Sie sind wohl sehr stolz auf Ihren Ehemann?« fährt Edith fort. Sie betont das letzte Wort, als ob sie den Begriff mit dem Fuß treten wollte. »Aber, Sie müssen verstehen: Wir haben keinen.« Sie deutet mit dem Kopf auf die anderen Frauen. »Wir haben uns dem Reich zur Verfügung gestellt ... und wir lassen uns deswegen nicht beleidigen ...«
    Doris wendet langsam den Kopf. Die anderen Insassen des Heims haben ihre Stühle in zwei Gruppen aufgestellt. Sie begreift: Die beiden Lager trennt nicht nur ein Parkweg, sondern ein Abgrund.
    »Verstehen Sie das?« fragt Edith hart.
    »Ja«, antwortet Doris leise. Sie möchte etwas Versöhnliches hinzusetzen, nestelt verlegen an den Worten.
    »Ich war übrigens auch in einem solchen Heim ...«
    Doris sieht an ihr vorbei. Nur war es bei mir ganz anders, möchte sie sich sofort korrigieren, ganz, ganz anders. Ihr Blick saugt sich an einer Tafel fest: fotografieren streng verboten.
    »Dann kennen Sie ja unser Opfer«, erwidert Edith spitz.
    »Gott, seid ihr alle dumm ...«, sagt Doris leise. Zuerst sieht es so aus, als ob Edith auf sie einschlagen wollte. Dann knickt sie in den Knien ab, läßt sich ins Gras fallen, legt den Kopf auf die Arme und befreit sich im hemmungslosen Weinkrampf.
    Denn sie beginnt, das wirkliche Opfer zu begreifen ... Und dann kam Sturmbannführer Westroff-Meyer mit blutigen, wenn auch nicht leeren Händen nach Berlin zurück. Er vertauschte mehr als 200 geraubte Kinder mit einem Lob aus höchstem Munde. Unterwegs ließ er seinen

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