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3. Reich Lebensborn E.V.rtf

3. Reich Lebensborn E.V.rtf

Titel: 3. Reich Lebensborn E.V.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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hätte.
    Doris stöhnt. Sie liegt gar nicht auf der Bahre. Sie schaukelt auf einem Kahn. Und es ist Sturm. Die Sirenen heulen. Keiner hilft ihr, keiner. Ihr Kopf wirkt schmal und arm. Behutsam legt ihr der Arzt die Narkosemaske auf das Gesicht.
    »Zählen«, sagt die Oberin.
    Die Hexe, denkt Doris. Die Hexe aus Hänsel und Gretel ... Gretel Kempe ... Sie wird auch bald auf einem Kahn liegen. Aber sie kommt nach Hause ...
    »Zählen«, wiederholt die Oberschwester.
    »Eins ...«, sagt Doris schwach.
    »Weiter«, bittet Dr. Jessrich ruhig.
    »Eins«, röchelt Doris. Ihre Stimme stöhnt, bricht ab. Dr. Jessrich fühlt den Puls. Er ist kein schlechter Mensch, und schon gar kein schlechter Arzt, und ist wegen einer dummen Sache hierhergeraten, und die Kragenspiegel mit den Siegesrunen würgen mitunter an der Schlagader. Leben und Sterben liegt jetzt in seiner Hand. Entweder die Mutter oder das Kind ...
    »Das ist gegen die Vorschrift«, sagt die Oberin.
    »Halten Sie den Mund!«
    197
    »Sie müssen zuerst das Kind retten!«
    »Hoffnungslos ...«, sagt der Arzt wie zu sich selbst. Doris hört es nicht mehr. Sie ist im Halbbewußtsein, dämmert hinüber. Vielleicht für immer ... Vielleicht für immer
    ... Und jetzt sieht sie etwas ganz deutlich. Schrecklich klar und nah. Klaus. Umstellt. Von den Russen. Im Hinterland. Während ich hier in Schmerzen liege, muß er sterben ... In diesem Moment beginnt der verzweifelte Kampf des Dr. Jessrich ...
    Klaus flog seit Monaten im Osten. Der E-Hafen war in der Ukraine. Ein trostloses Barackenlager. An den Decken tummelten sich Nässe und Schimmel. An den Wänden marschierten die Wanzen. Auf dem rohgezimmerten Tisch stand eine Heringsbüchse als Aschenbecher. Daneben eine leere Wodkaflasche mit einer Kerze. Strom gab es keinen. Post kaum. Sonne selten. Sprit mitunter.
    Es waren noch Reste des Geschwaders aus Frankreich da. Einfach auf einen Haufen geworfen. Verwildert. Auch zum Offizierskasino hatte das Ungeziefer Zutritt. Der neue Oberst kratzte sich ungeniert an der Brust, als er Klaus den Einführungsvortrag hielt.
    »Wissen Sie, Steinbach, hier ist das Fliegen eine reine Kammerjägerei ... Russen und Läuse ... was Sie von oben sehen, müssen Sie zertreten ...« Sein Gesicht verzog sich zu einem vertraulichen Grinsen. »Man lebt hier schlechter, aber länger ...«
    Die Einsätze waren fast Zufall. Man blieb sich selbst überlassen. Geflogen wurde, solange es hell war und der Sprit reichte. Geflogen wurde aus Zeitvertreib. Wenn man Lust hatte, knackte man die Wanzen, sonst ließ man sie laufen. Oder die Iwans. Von Luftkampf war keine Rede mehr. Heute flog Klaus die Quadrate D 57, C 47 und B 37 ab. Die 198
    Sicht war schlecht. Es regnete. Erst am Steuerknüppel konnte er wieder geordnet denken. Fliegen ist das einzige, was hilft, überlegte er. In den stinkenden Baracken, immer das gleiche Waldgeviert vor den Augen und dann den ewigen, russischen Sommerregen. Da wird man wahnsinnig. Doris ... Rußlands Erde schwamm unter ihm weg. Die FW 190 brummte gleichmäßig. Nach acht Minuten hatte der junge Oberleutnant die HKL erreicht. Seine Augen überprüften mechanisch die Instrumente. Die Nadel der Benzinuhr zitterte auf voll. Die plötzliche Versuchung ließ eine Hand um den Steuerknüppel zucken. Zieh' nach links, dachte er, tritt nach unten, 180 Grad. Wir machen dann ab nach Westen, solange der Vorrat reicht. Und dann?
    Klaus lächelte müde. Dann würde man Oberleutnant Steinbach wegen Angst um die eigene Frau, wegen Feigheit vor dem Feind erschießen.
    Er versuchte die Wolken vor sich mit den Augen auseinanderzuschieben, die sich immer wieder zu dem Gesicht seiner jungen Frau zusammenballten. Klaus rieb das beschlagene Kabinenfenster blank, stellte die Kiste auf die Fläche, sah hinunter. Wald, Wiesen, Wald, Tannen-und Laubbäume, dunkel vom Regen.
    Die Flächen pfiffen, als er die Maschine umklappte. Die Rollbahn. Er jagte an ihr mit 500 Stundenkilometer Fahrt entlang. Die Kolonnen spritzten auseinander. Es waren eigene, die nicht daran glauben wollten, daß es noch eine deutsche Maschine gab. Klaus lächelte verkrampft. Zum Ausgleich winkten ihm eine Minute später die Russen zu wie die Pimpfe daheim beim Volksflugtag.
    Der Staffelkapitän legte den Sicherungsverschluß am Steuerknüppel um. Der Feuerknopf für die Bordkanone lag unter seinem Daumen. Beginn des B-Quadrats. Aber Klaus sah nichts, zog eine Schleife. Die Wiesen dampften. Hügel hoben 199
    sich ihm entgegen. Die Erde

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