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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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wussten, was es mit Paisaci auf sich hatte. Ein Anderer indes versteht selbst eine tote Sprache.
    »Möge euch der Elefantengesichtige schützen, der mit dem Kopf nickt, ihn nach oben reißt, ihn nach unten drückt, gleich Shiva, wie er auf Uma auf und ab wippt! Und möge Ganapati in mich den süßen Saft der Weisheit gießen!
    Mein Name ist Fuaran, ich bin eine Frau aus der ruhmreichen Stadt Kanakapura.
    Der Erfüller aller Wünsche und Gatte der Parvati hat mich in den Tagen meiner Jugend reich bedacht, als er mir das Vermögen schenkte, in der Welt der Gespenster zu wandeln. Während in unserer Welt ein Blütenblatt, sich im Winde drehend, von einem blühenden Baum herabsegelt, vergeht in jener Welt ein Tag. Denn das ist ihre Natur. Und es ist in jener Welt dort eine große Kraft verborgen...« Er schloss das Fuaran. Das Herz hämmerte ihm in der Brust. Eine große Kraft!
    Ihm aus den Händen einer Hexe zugefallen, die vor fast zweitausend Jahren umgekommen war.
    Eine herrenlose, verwahrloste, selbst den Anderen verborgene Kraft. Eine Niemandskraft. 

Eins
    Kurz nach sieben Uhr morgens fuhr ich am Gebäude der Nachtwache vor. Da ist am wenigsten los - es ist die Zeit zwischen den Schichten. Die Fahnder, die nachts durch die Straßen patrouilliert sind, haben bereits ihren Bericht abgeliefert und sind nach Hause gegangen. Die Mitarbeiter aus dem Innendienst tauchen den Moskauer Gewohnheiten gemäß nicht vor neun auf der Bildfläche auf.
    Schichtwechsel gab es auch im Raum der Wachleute. Die Kollegen, die Feierabend machten, unterschrieben irgendwelche Papiere, diejenigen, die den Dienst antraten, warfen einen Blick ins Dienstbuch. Ich begrüßte alle mit Handschlag und betrat ohne die vorgeschriebene Kontrolle das Haus. Eigentlich eine Nachlässigkeit der Wachhabenden - auch wenn sie in erster Linie für Menschen zuständig sind.
    Im zweiten Stock hatte der Wachtposten bereits gewechselt. Jetzt schob Garik Dienst, der mir nichts durchgehen ließ: Er betrachtete mich durchs Zwielicht und forderte mich mit einem Nicken auf, das Amulett zu berühren, eine verspielte Hahnendarstellung aus Golddraht. Bei uns hieß das Ding nach dem Zaren in Puschkins Märchen »Gruß dem Dadon«: Theoretisch sollte der Hahn anfangen zu krähen, sobald ein Dunkler ihn berührte. Einige Witzbolde behaupteten sogar, der Hahn würde mit menschlicher Stimme »Widerling!« quäken, wenn er einen Dunklen spürte. 
    Erst danach lächelte Garik mich zur Begrüßung an und gab mir dir Hand. »Ist Geser in seinem Büro?«, fragte ich.
    »Wer weiß das schon?«, antwortete Garik mit einer Gegenfrage.
    In der Tat, die Frage hätte ich mir schenken können! Den Hohen Magiern stehen viele Wege offen.
    »Hast du nicht noch Urlaub ...?« Meine seltsame Frage schien Garik aufmerken zu lassen.
    »Ich hab genug vom Urlaub. Wie heißt es doch so schön: Der Montag beginnt...«
    »Aber du bist völlig fertig ...«, fuhr der Magier immer misstrauischer fort. »Fass den Hahn noch mal an!«
    Abermals begrüßte ich Dadon, stand dann unbeweglich da, bis Garik meine Aura mit Hilfe eines ausgebufften Amuletts aus Buntglas kontrolliert hatte.
    »Entschuldige«, sagte Garik, als er das Amulett wegsteckte. Verunsichert fügte er hinzu: »Du bist nicht wie sonst.«
    »Ich habe mit Swetka in einem Dorf Urlaub gemacht, wo eine alte Hexe aufgetaucht ist«, erklärte ich. »Außerdem eine Horde Werwölfe, die die Gegend unsicher gemacht haben. Ich musste die Wölfe jagen, die Hexe ...« Ich winkte ab. »Nach einem solchen Urlaub musst du dich eigentlich krankschreiben lassen.«
    »Wenn das so ist«, meinte Garik gleich ruhiger, »reich einen Antrag ein, wir haben anscheinend noch Reserven zur Wiederherstellung der Kraft.«
    Erschauernd schüttelte ich den Kopf. »Ich schaff das schon selbst, vielen Dank.«
    Ich verabschiedete mich von Garik und ging in den dritten Stock hoch. Blieb vor Gesers Vorzimmer stehen. Klopfte. Als mir niemand antwortete, trat ich ein.
    Die Sekretärin war natürlich nicht da, die Tür zu Gesers Arbeitszimmer fest verschlossen. Allerdings blinkte am Kaffeeautomaten fröhlich das Stand-by-Lämpchen, lief der Computer, und sogar der Fernseher brachte ganz leise die Nachrichten. Der Sprecher berichtete, dass ein Sandsturm die amerikanischen Truppen erneut an einer ihrer Friedensmissionen gehindert, einige Panzerwagen umgeworfen und sogar zwei Hubschrauber zum Absturz gebracht habe.
    »Außerdem hat er den Soldaten die Fresse poliert und einige

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