Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
im Sinn, 
    Das Geschoss hat eine Unwucht zu der Liebe hin. 
    Doch die Schlangenringe sind eine feste Wehr, 
    Eine schwarze Sonne seh ich, und sie hasst mich sehr. 
    Kampflos könnte ich dem Teufel in den Rachen springen, 
    Doch ich werde stehend sterben in den Schlangenringen. 
    Denn die Ringe machen, dass ich starr und reglos steh. 
    Stets die schwarze Sonne sehen tut den Augen weh. 
     
    An der Sperre hielt ich an, wartete, bis der Polizist zu mir kam, der eine Maschinenpistole vor die Brust gepresst hielt. Die Inquisition hat noch nie Probleme damit gehabt, bei der Abriegelung eines Gebiets Menschen einzusetzen.
    Ich hielt dem Polizisten meinen Führerschein und die Fahrzeugpapiere hin und stellte den Ton ab. Dann sah ich mir die Anderen an.
    Den einen Inquisitor kannte ich nicht, ein hagerer, älterer Asiat. Ich würde schätzen, er stand auf der zweiten oder dritten Kraftstufe, doch bei Inquisitoren lässt sich so was immer schwer sagen.
    Der zweite war ein gewöhnlicher Dunkler aus der Moskauer Tagwache. Der Vampir Kostja.
    »Wir suchen eine Hexe«, sagte der Inquisitor. Die Polizisten ignorierten die beiden völlig, denn ihnen war befohlen worden, nichts zu sehen. »Bei mir ist Arina nicht«, sagte ich. »Leitet Edgar die Razzia?« Der Inquisitor nickte. »Fragen Sie ihn nach mir. Anton Gorodezki, Nachtwache.«
    »Ich kenne ihn«, murmelte Kostja, während er sich zum Inquisitor beugte. »Alles in Ordnung. Ein gesetzestreuer Lichter...« »Fahren Sie weiter.« Der Polizist gab mir meine Papiere zurück.
    »Ja, Sie können weiterfahren«, nickte der Inquisitor. »Es kommen noch mehr Straßensperren.« Ich nickte und fuhr auf die Autobahn. Kostja stand da und sah mir nach. Ich stellte den Ton wieder an. 
     
Bin nicht gut, nicht böse, nein; ich bin für alles offen. 
    Heimat, hast es doch mit mir mächtig gut getroffen! 
    Deine Schlangenringe sind mir Wohnung und Verschlag. 
    Und so werd ich weiterkriechen Unter dieser Teufelssonne, 
    Hin und her, hin und her, 
    Bis zum Jüngsten Tag. 

 
Dritte Geschichte
 
Niemandskraft

Prolog
    Er träumte selten. Momentan schlief er nicht einmal. Und trotzdem kam ihm das alles fast wie ein Traum vor, eine Phantasie, kurz vor dem Aufwachen ... Eine leichte, reine, nahezu kindliche Phantasie... »Treibstoff... Oxydationsmittel... Start...« Der silbrige Körper einer Rakete in leichtem Nebel. Aus den Düsen herausschlagende Flammen.
    Jedes Kind träumt davon, Kosmonaut zu werden, bis es dann zum zehnten Mal gefragt wird: »Was möchtest du werden? Kosmonaut?«
    Andere hören auf, vom Kosmos zu träumen, sobald sie Andere werden.
    Das Zwielicht ist interessanter als fremde Planeten. Die neue Kraft verlockender als der Ruhm des Kosmonauten.
    Doch jetzt phantasierte er wieder von einer Rakete - einer alten, plumpen Rakete, die in den Himmel aufstieg. Die Erde zog unter den Füßen oder überm Kopf vorbei. Dicke Fensterscheiben aus Quarzglas. Seltsame Träume für einen Anderen, oder?
    Die Erde ... der Wolkenschleier ... die Lichter in den Städten ... die Menschen. Millionen. Milliarden. Und er, der aus dem Orbit auf sie herunterblickte.
    Ein Anderer im Weltall - was könnte es Absurderes geben? Vielleicht ein Anderer im Kampf gegen einen Außerirdischen. Als er einmal einen SF-Film gesehen hatte, war ihm plötzlich der Gedanke gekommen, dass es für die tapfere Ripley allerhöchste Zeit war, ins Zwielicht einzutreten. Und zuzuschlagen, wieder und wieder auf diese behäbigen, hilflosen Mistwesen einzuschlagen. Bei dem Gedanken hatte er lachen müssen. Es gab keine Außerirdischen. Aber es gab den Kosmos. Nur dass früher nicht klar war, wozu. Jetzt hatte er es verstanden.
    Mit geschlossenen Augen stand er da und hing seiner Phantasie von der kleinen, sich langsam unter ihm drehenden Erde nach.
    Jedes Kind träumt davon, ein Riese zu werden - solange es nicht darüber nachdenkt, wozu das nötig ist. Jetzt wusste er alles. Die Teile des Puzzles passten zusammen. Sowohl seine Vorherbestimmung als Anderer. Als auch sein alberner Traum vom Kosmos.
    Wie auch das schmale Buch, gebunden in Menschenhaut, geschrieben in akkurater Schnörkelschrift.
    Er hatte das Buch genommen, das direkt auf dem Holzfußboden lag. Die erste Seite aufgeschlagen.
    Dort prangten unversehrt die Buchstaben, die eine leichte, aber zuverlässige Magie schützte.
    Schon seit langer Zeit erklang diese Sprache nicht mehr auf der Erde. Einen Indologen hätte sie an Sanskrit erinnert, doch nur wenige

Weitere Kostenlose Bücher