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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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bürokratische Diktatur aufgebaut hat... mit allen daraus resultierenden Konsequenzen?«
    »Du hast es doch gehört: Am Ende hätten die Menschen von uns erfahren!« Schwer seufzend versuchte ich, meine Gedanken zu ordnen.
    »Sweta ... was sagst du denn da? Vor fünf Jahren bist du selbst noch ein Mensch gewesen! Außerdem bleiben wir Menschen ... nur eben fortschrittlichere. Eine neue Stufe in der Evolution. Sollen die Menschen doch von uns erfahren, das ist doch nicht schlimm!«
    »Wir sind nicht fortschrittlicher!« Swetlana schüttelte den Kopf. »Anton, als du mich gerufen hast... habe ich geahnt, dass die Hexe das Zwielicht observieren würde. Ich bin sofort in die fünfte Schicht gesprungen. Ich glaube, außer Geser und Olga ist noch keiner von unseren Leuten dort gewesen...«
    Sie verstummte. Und ich begriff: Genau darüber wollte Swetlana sprechen. Über etwas unendlich Grauenvolles. »Was ist dort, Sweta?«, flüsterte ich.
    »Ich bin relativ lange dort gewesen«, fuhr Swetlana fort. »Also ... ich habe etwas verstanden. Im Moment spielt es keine Rolle, auf welche Weise.« »Und?«
    »Was in diesem Hexenbuch steht, stimmt alles, Anton. Wir sind keine richtigen Magier. Wir verfügen über keine größeren Fähigkeiten als die Menschen. Wir sind genau wie das blaue Moos aus der ersten Schicht. Erinnerst du dich noch an das Beispiel in dem Hexenbuch, bei dem es um die Körpertemperatur und die Temperatur der Umwelt ging? Bei allen Menschen liegt die magische Temperatur bei 36,6 °C. Wenn jemand großes Glück oder großes Unglück hat, bekommt er Fieber. Die Temperatur dieser Menschen ist also höher. Und all diese Energie, all diese Kraft wärmt die Welt. Unsere Körpertemperatur liegt unter der Norm. Wir schöpfen fremde Kraft und können sie umverteilen. Wir sind Parasiten. Bei einem schwachen Anderen wie Jegor liegt die Temperatur bei 34 °C. Bei dir beträgt sie beispielsweise 20 °C. Bei mir 10 °C.«
    Wie aus der Pistole geschossen antwortete ich. Darüber habe ich nämlich schon nachgedacht, als ich das Buch gelesen hatte. »Ja und, Sweta? Was folgt daraus? Die Menschen können ihre Kraft nicht nutzen. Wir schon. Wo ist da der Unterschied?«
    »Der Unterschied besteht darin, dass die Menschen sich damit niemals zufrieden geben würden. Selbst anständige, selbst gute Menschen schielen immer ein wenig neidisch auf diejenigen, denen mehr gegeben ist. Auf Sportler, schöne Männer und Frauen, geniale und talentierte Menschen. Darüber muss man sich nicht beklagen ... Das ist Schicksal, Zufall. Aber jetzt stell dir mal vor, du seist ein ganz gewöhnlicher Mensch. Absoluter Durchschnitt. Plötzlich erfährst du, dass jemand hundert Jahre alt wird, die Zukunft voraussagen kann, Krankheiten heilt und Unheil anrichtet. Und zwar richtig, ohne Pfusch! Und all das auf deine Kosten! Wir sind Parasiten, Anton. Genau wie die Vampire. Genau wie das blaue Moos. Wenn das herauskommt, wenn jemand einen Apparat erfindet, um Menschen und Andere voneinander zu unterscheiden, dann beginnt die Jagd auf uns, dann wird man uns ausrotten. Vereinzelt würden wir inmitten der Menschen leben und irgendwann von ihnen erwischt werden. Oder wir würden uns zu Gruppen zusammenschließen und einen eigenen Staat gründen. Mit Atombomben werfen.«
    »Abgrenzen und schützen ...«, flüsterte ich die Hauptlosung der Nachtwache.
    »Richtig. Abgrenzen und schützen. Und zwar nicht Menschen vor Dunklen, sondern Menschen vor Anderen überhaupt.«
    Ich lachte. Sah in den Nachthimmel hinauf und lachte, erinnerte mich daran, wie ich selbst gewesen war, vor nicht allzu langer Zeit, als ich eine dunkle Straße entlangging, den Vampiren entgegen. Mit heißem Herzen, sauberen Händen und einem leeren, kühlen Kopf...
    »Wie oft haben wir darüber gesprochen, wodurch wir uns von den Dunklen unterscheiden ...«, sagte Swetlana leise. »Einmal bin ich auch auf folgende Formulierung gestoßen: Wir sind die guten Hirten. Wir kümmern uns um die Herde. Das ist vermutlich nicht mal wenig. Nur sollten wir weder uns selbst noch andern etwas vormachen. Niemals werden alle Menschen Andere werden. Niemals werden wir uns den Menschen zu erkennen geben. Und niemals werden wir den Menschen erlauben, eine mehr oder weniger anständige Gesellschaft aufzubauen. Kapitalismus, Kommunismus - darum geht es doch gar nicht. Was wir wollen, ist eine Welt, in der die Menschen sich einzig um die Größe der Futtertröge und die Qualität des Heus Sorgen machen müssen. Denn

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