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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nickte Geser. »Und alle Menschen in Andere zu verwandeln?«
    »Quatsch.« Geser schüttelte den Kopf. »Wer hat dir diesen Bären aufgebunden? Gibt es auch nur in einem Dokument der Wachen einen solchen Satz? Oder im Großen Vertrag?«
    Ich schloss die Augen, um die gehorsam auflodernden Zeilen zu betrachten. » Wir sind die Anderen...«
    »Nein, darüber steht nirgends ein Wort«, gab ich zu. »Aber unsere gesamte Ausbildung, all unsere Handlungen ... sind so aufgebaut, dass genau dieser Eindruck entsteht.« »Ein falscher Eindruck.« »Aber dieser Selbstbetrug ist doch gewollt!«
    Geser seufzte schwer. Sah mir in die Augen. »Jeder braucht einen Sinn im Leben, Anton«, sagte er. »Einen höheren Sinn. Sowohl die Menschen als auch die Anderen. Selbst wenn dieser Sinn eine Lüge ist.«
    »Aber das ist eine Sackgasse ...«, flüsterte ich. »Das ist eine Sackgasse, Lehrer. Wenn wir die Dunklen besiegen...«
    »Dann besiegen wir das Böse. Egoismus, Selbstherrlichkeit, Gleichgültigkeit.«
    »Aber unsere Existenz an sich, die ist ebenfalls Egoismus und Selbstherrlichkeit.« »Was hast du für Vorschläge?«, wollte Geser wissen. Ich schwieg.
    »Hast du gegen die operative Arbeit der Wachen etwas einzuwenden? Dagegen, dass wir die Dunklen kontrollieren? Oder den Menschen helfen? Versuchen, das Gesellschaftssystem zu verbessern?« Hier sah ich eine Gelegenheit zur Revanche.
    »Was genau haben Sie Arina 1931 übergeben, Lehrer? Als Sie sich mit ihr im Hippodrom getroffen haben?«
    »Ein Stück chinesischer Seide«, antwortete Geser gelassen. »Schließlich ist und bleibt sie eine Frau, die gern schöne Kleider trägt... Und die Jahre damals waren schwer. Ein Bekannter aus der Mandschurei hatte mir den Stoff geschickt, und was sollte ich schon damit anfangen... Verurteilst du mich dafür?« Ich nickte.
    »Ich bin von Anfang an gegen dieses globale Experiment an Menschen gewesen, Anton«, sagte Geser mit offenem Ekel. »Eine idiotische Idee, die bereits im 19. Jahrhundert ausgeheckt worden ist. Die Dunklen hatten schon ihre Gründe, als sie dem Experiment zugestimmt haben. Es hätte keine positiven Ergebnisse gebracht. Nur Blut, Kriege, Hunger, Repressionen...«
    Er verstummte und öffnete polternd eine Schublade seines Schreibtischs. Holte eine Zigarre heraus.
    »Aber Russland wäre jetzt ein glückliches Land ...«, setzte ich an.
    »Bla, bla, bla ...«, murmelte Geser. »Nicht Russland, sondern die Eurasische Union. Ein satter sozialdemokratischer Staat. Der gegen die Asiatische Union mit China an der Spitze und die Konföderation englischsprachiger Länder mit den USA vorneweg kämpft. Fünf, sechs lokal begrenzte atomare Konflikte pro Jahr ... in Ländern der Dritten Welt. Ein Kampf um Ressourcen, ein Wettrüsten, die schlimmer wären als heute...«
    Ich war geschlagen und vernichtet. Am Boden zerstört. Zappelte aber noch. »Arina hat gesagt... eine Stadt auf dem Mond ...«
    »Ja, sicher«, meinte Geser nickend. »Städte auf dem Mond hätten wir jetzt. Um Basen mit Atomraketen herum. Liest du hin und wieder Science Fiction?«
    Ich zuckte mit den Schultern und schielte zu dem Buch im Mülleimer hinüber.
    »Das, was die amerikanischen Schriftsteller in den fünfziger Jahren geschrieben haben, das wäre passiert«, erklärte Geser. »Ja, Raumschiffe mit Atomantrieb ... militärische. Du musst wissen, Anton, für den Kommunismus in Russland gab es drei Wege. Erstens: Es konnte eine wunderbare, herrliche Gesellschaft entstehen. Doch das widerspricht der Natur der Menschen. Zweitens: Er konnte verkommen und untergehen. Das ist dann ja auch passiert. Drittens: Er konnte die Form einer sozialdemokratischen Gesellschaft skandinavischen Typs annehmen und sich einen großen Teil Europas und Nordafrikas unterwerfen. Leider hätte dieser letzte Weg auch eine Aufteilung der Welt in drei Blöcke bedeutet, die einander gegenüberstehen würden und früher oder später einen Weltkrieg angezettelt hätten. Doch zuvor hätten die Menschen noch von unserer Existenz erfahren und die Anderen entweder vernichtet oder unterjocht. Verzeih, Anton, aber ich bin der Ansicht gewesen, dass Städte auf dem Mond und hundert Wurstsorten im Jahre 1980 diesen Preis nicht wert sind.« »Dafür ist jetzt Amerika ...«
    »Du mit deinem Amerika«, blaffte Geser. »Warte bis 2006, dann reden wir noch mal darüber.«
    Ich schwieg. Fragte noch nicht einmal, was Geser für das gar nicht mehr so ferne Jahr 2006 vorausgesehen hatte...
    »Ich verstehe deine

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