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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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sobald sie den Kopf aus dem Futtertrog ziehen, sich umsehen und uns erblicken, wäre das unser Ende.«
    Ich sah in den Himmel - und streichelte Swetlanas Hand auf meinen Knien. Nur ihre Hand, diese warme und schlaffe Hand - die vor kurzem Blitz und Donner gegen eine schädliche verräterische Hexe geschleudert hatte...
    Die hilflose Hand einer Großen Zauberin, in der nur halb so viel Magie steckte wie in mir.
    »Und wir könnten nichts machen«, flüsterte Swetlana. »Die Wachen werden die Menschen niemals aus dem Stall lassen. In den Staaten gibt es große und gut gefüllte Futtertröge, in die du gern den Kopf steckst. In Uruguay gibt es nur ab und an etwas Grün an einem Abhang, sodass dir keine Zeit bleibt, in den Himmel zu schauen. Alles, was wir tun können, ist, einen möglichst freundlichen Viehstall auszusuchen und ihn in einer fröhlichen Farbe anzustreichen.« »Was, wenn du das den Anderen erzählst?«
    »Die Dunklen schert das nicht. Die Lichten würden sich damit abfinden. Ich habe etwas erfahren, was ich nie erfahren wollte, Anton - und mich damit abgefunden. Vielleicht sollte ich dir nichts davon erzählen? Aber das wäre nicht fair. Es würde dich quasi zu einem Teil der Herde machen.«
    »Sweta ...« Ich sah zu dem schwachen Schein des Nachtlichts im Fenster hinüber. »Sweta, welche magische Temperatur hat unsere Nadjuschka?« Sie zögerte, bevor sie antwortete. »Null.« »Die Größte der Großen...«, sagte ich.
    »Absolut frei von jeder Magie ...«, versicherte Swetlana noch einmal. »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Leben«, sagte Swetlana bloß. »Ich bin eine Andere ... und es ist zu spät, die Unschuldige zu mimen. Ich kriege meine Kraft von den Menschen, ziehe sie aus dem Zwielicht, doch auch das ist fremde Kraft. Aber das ist nicht meine Schuld.« »Ich gehe zu Geser, Sweta. Gleich jetzt. Ich verlasse die Wache.« »Ich weiß. Fahr.«
    Ich erhob mich, hielt die schaukelnde Hängematte an. Es war dunkel, nicht einmal Swetlanas Gesicht konnte ich erkennen.
    »Fahr, Anton«, wiederholte sie. »Es wird uns schwer fallen, einander in die Augen zu sehen. Wir werden Zeit brauchen, um uns daran zu gewöhnen.« »Was ist dort? In der fünften Schicht?«, fragte ich. »Das solltest du besser nicht wissen.« »Gut. Dann frage ich Geser.« »Soll er dir antworten... wenn er will.«
    Ich beugte mich vor und berührte ihre Wange - die tränenfeucht war.
    »Es ist widerwärtig...«, flüsterte sie. »Widerwärtig ... ein Parasit zu sein.« »Halte durch...« »Das tu ich.«
    Als ich in den Schuppen ging, fiel eine Tür zu. Swetlana war ins Haus gegangen. Ohne Licht anzuschalten, setzte ich mich ins Auto und schlug die Tür hinter mir zu.
    Was hatte Onkel Kolja hier wohl angestellt? Ob ich losfahren konnte? Der BMW sprang sofort an, leise und ruhig surrte der Motor.
    Ich schaltete die Scheinwerfer an und fuhr aus dem Schuppen.
    Scheiß drauf. Was soll sich ein Hirte vor seinem Schaf verstecken!
    Mit leichten Passes öffnete ich das Tor, ohne aus dem Auto zu steigen. Ich fuhr auf die Straße und gab Gas. Das Dorf wirkte leer und tot. Man hatte den Schafen Schlafmittel ins Futter geschüttet ...
    Das Auto ließ den Ort hinter sich. Ich schaltete das Fernlicht ein, drückte weiter aufs Gas. Durch das offene Fenster schlug der Wind herein. Ich tastete auf dem Armaturenbrett nach der Fernbedienung, stellte den MD-Player ein. 
     
Ohne Mantel kam ich in die winddurchwehte Stadt, 
    Die sich mir wie Efeu um den Hals geschlungen hat. 
    Schlangenringe schnüren mir die Seele ein, 
    Der ich unter schwarzer Sonne keine Träne wein. 
    Dreist geworden, tu ich oft, was nicht richtig ist; 
    Was wohl das Kaninchen hofft, das die Schlange frisst? 
    Wenn man sich gewöhnt hat, stören Schlangenringe kaum, 
    Eine schwarze Sonne seh ich, einen schwarzen Traum. 
    Tugend, Laster klar zu trennen, kannst du nicht verlangen; 
    Jene, die die Wahrheit kennen, macht man wohl zu Schlangen. 
    Unter jeder Flagge bin ich willens, hinzusiechen, 
    Und bereit, im Zickzack auf dem Boden langzukriechen, 
    Und von Liebe singen, bis mir zum Kotzen ist, 
    Wenn es für mein Vaterland denn von Nutzen ist. 
     
    Vor mir, an der Autobahneinfahrt, brannte ein Licht. Mit zusammengekniffenen Augen spähte ich durchs Zwielicht. Quer über der Straße stand ein Sperrgitter der Miliz. Daneben warteten zwei Menschen und zwei Andere. Dunkle Andere. Lächelnd drosselte ich die Geschwindigkeit. 
      
Ameisen statt Bienenschwärme wimmeln mir

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