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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Spuren: Der Mensch meint, einen Blick zu spüren, eine Berührung, ein Geräusch zu hören... Ob der alte Vampir uns alle betrogen hatte?
    »Anton«, sagte Lass nachdenklich. »Du handelst doch nicht wirklich mit Milch, oder?« Ich schwieg.
    »Wenn da irgendwas wäre, was den FSB interessieren könnte, dann würde ich mir vor Angst in die Hosen pinkeln«, fuhr Lass fort. »Nur glaube ich, dass auch der FSB in meiner Situation Angst hätte.«
    »Wir wollen diese Frage nicht weiter vertiefen, ja?«, schlug ich vor. »Das ist besser.«
    »Hmm«, stimmte Lass mir schnell zu. »Gut. Was ist? Kann ich in Saratow aussteigen?«
    Ich nickte. »Steig aus und fahr nach Hause. Danke für den Kognak.« »Zu Befehl«, entgegnete Lass. »Ich helfe immer gern.«
    Mir war nicht klar, ob er mich verarschte. Bei manchen Menschen ergibt sich diese Art zu sprechen wohl von selbst.
    Lass und ich drückten uns recht feierlich die Hand, ich trat in den Gang hinaus und steuerte auf meinen Waggon zu.
    Also doch Viteszlav? Ach ja, dieser schlaue Kerl... dieser verdiente Mitarbeiter der Inquisition!
    Jagdfieber packte mich. Natürlich konnte Viteszlav sich die Unvorstellbarkeit des Ganzen zunutze machen und sich als sonst wer tarnen. Als dieser Rotzbengel von zwei Jahren, der vorsichtig aus einem Abteil herausspähte. Als diese dicke junge Frau mit den geschmacklosen, großen goldenen Ohrringen. Als Waggonbetreuer, der um Edgar herumscharwenzelte. Warum nicht? Sogar als Edgar oder Kostja...
    Ich blieb stehen, sah auf den Vampir und den Inquisitor, die vor unserer Abteiltür im Gang standen. Und wenn er wirklich...
    Nein, stopp. Langsam werde ich wahnsinnig. Alles ist möglich - aber nicht alles geschieht auch. Ich bin ich, Edgar ist Edgar, Viteszlav ist Viteszlav. Sonst könnte ich gar nicht arbeiten.
    »Es gibt was Neues«, sagte ich, als ich zwischen Kostja und Edgar trat. »Ja?«, meinte Edgar.
    »Lass ist von einem Vampir manipuliert worden. Er erinnert sich ... dass er so etwas wie Musik gehört hat, die ihn zur Reise aufgefordert hat.«
    »Wie poetisch«, schnaubte Edgar. Er lächelte jedoch nicht, lobte mich aber: »Musik? Das klingt sehr nach einem Blutsau... entschuldige, Kostja. Nach einem Vampir.«
    »Du könntest dich auch einer politisch korrekten Ausdrucksweise bedienen: nach einem Hämoglobinabhängigen«, meinte Kostja, wobei er die Lippen zu einem Lächeln verzog.
    »Das Hämoglobin hat damit nichts zu tun, das weißt du selbst«, fuhr Edgar ihn an. »Gut, das ist eine Spur.« Plötzlich lächelte er und klopfte mir auf die Schultern. »Du bist hartnäckig. Nun denn, so hat der Zug eine Chance. Wartet hier auf mich.«
    Mit schnellen Schritten ging Edgar den Gang hinunter. Ich glaubte schon, er wolle zu seinen Kämpfern, aber Edgar betrat das Abteil des Zugführers und schloss hinter sich die Tür. »Was er wohl vorhat?«, fragte Kostja.
    »Woher soll ich das wissen?« Ich schielte zu ihm hinüber. »Vielleicht gibt es ja spezielle Zaubersprüche, mit denen man einen Vampir erkennen kann.«
    »Nein«, entgegnete Kostja scharf. »Das ist so wie bei allen Anderen. Wenn Viteszlav sich als Mensch tarnt, können wir ihn mit keinem Zauberspruch aufdecken. Das ist zu dumm...«
    Er wurde nervös. Ich verstand ihn. Es ist schwer, der am stärksten diskriminierten Minderheit der Anderen anzugehören - und dann den eigenen Artgenossen zu jagen. Was hatte er mir mal gesagt ... als ich noch ein junger, kühner Vampirjäger war: »Wir sind nur sehr wenige, Anton. Wenn einer von uns stirbt, spüren wir das sofort.« »Kostja, hast du Viteszlavs Tod gespürt?« »Was meinst du, Anton?«
    »Du hast mal gesagt, dass ihr spürt, wenn ... einer von euch stirbt.«
    »Wir spüren es, wenn es ein Vampir mit Lizenz ist. Wenn ihn das Registrierungssiegel tötet - dann fühlen alle in der Nähe ein schmerzhaftes Echo. Viteszlav hatte kein Siegel.«
    »Aber Edgar hat doch offenbar etwas vor?«, murmelte ich. »Ist das irgendein Trick der Inquisition?«
    »Vermutlich.« Kostja kniff die Augen zusammen. »Warum, Anton? Warum sind wir die einzigen, die permanent gejagt werden ... selbst von den eigenen Leuten? Die Dunklen Magier morden schließlich auch!«
    Plötzlich redete er mit mir genauso wie früher. Als er noch ein unschuldiger Vampirjunge gewesen war ... Obwohl: Wie kann ein Vampir unschuldig sein?
    Und das war schrecklich, das stellte alles auf den Kopf. Verfluchte Fragen und verfluchte Vorherbestimmung, das alles präsentiert von jemandem, der

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