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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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hingebungsvoll über die Hüfte streichelte ...
    Auch ich konnte in die Zukunft sehen. Jedoch viel schlechter als Swetlana, denn das gehörte nicht zu meinem Spezialgebiet. Außerdem brauchte ich dafür weitaus länger, und meine Prognose traf nicht immer zu. Swetlana schlug die Augen auf. Sah mich an. »Und?« Ich konnte mich nicht beherrschen.
    »Streichel mich ruhig weiter«, lächelte sie. »Es ist alles sauber. Ich sehe keine Gefahr.«
    »Anscheinend hat die Hexe genug von ihrem niederträchtigen Tun«, feixte ich. »Na gut. Ich werde ihr einen mündlichen Verweis wegen der nicht erfolgten Registrierung erteilen.«
    »Ihre Bibliothek beunruhigt mich«, gab Swetlana zu. »Warum hockt sie mit solchen Büchern tief im Wald?«
    »Kann doch sein, dass sie die Stadt einfach nicht mag«, entgegnete ich. »Sie braucht den Wald, die frische Luft...«
    »Warum dann das Moskauer Umland? Sie hätte doch nach Sibirien fahren können, da ist die Umwelt auch noch nicht so verschmutzt, und es gibt dort die seltensten Kräuter. Oder in den Fernen Osten.«
    »Sie ist von hier«, meinte ich lächelnd. »Und sie ist ihrer kleinen Heimat treu.«
    »Irgendwas stimmt hier nicht«, meinte Swetlana verärgert. »Ich kann die Geschichte mit Geser einfach nicht vergessen ... Und hier hockt eine Hexe!«
    »Warum stößt dir die Sache mit Geser immer wieder auf?«, fragte ich achselzuckend. »Er wollte aus seinem Sohn einen Lichten machen. Ich kann ihn dafür nicht mal verurteilen. Stell dir doch mal vor, welche Schuldgefühle er gegenüber seinem Sohn empfunden haben muss ... Er hat geglaubt, der Junge sei tot...«
    Swetlana setzte ein ironisches Lächeln auf. »Nadjuschka sitzt gerade auf einem Hocker, baumelt mit den Beinen und will, dass die Haut von der Milch abgeschöpft wird.« »Ja und?« Ich wusste nicht, was sie meinte.
    »Ich spüre, wo sie ist und wie es ihr geht«, erklärte Swetlana. »Weil sie meine Tochter ist. Und weil sie eine Andere ist. Dabei bin ich schwächer als Geser oder Olga...« »Sie haben geglaubt, ihr Sohn sei gestorben...«, murmelte ich.
    »Das kann nicht sein!«, widersprach Swetlana hart. »Geser ist kein gefühlloser Baumstumpf. Er hätte spüren müssen, dass der Junge noch am Leben ist, verstehst du? Und Olga erst recht. Er ist ihr Fleisch und Blut ... Sie hätte nicht glauben dürfen, dass der Junge gestorben ist. Als sie erst einmal erfahren hatten, dass ihr Sohn am Leben war, stellte alles Weitere kein Problem mehr dar. Geser verfügt jetzt genau wie vor fünfzig Jahren über genügend Kraft, um im ganzen Land das Unterste zuoberst zu kehren und seinen Sohn zu finden.«
    »Willst du damit sagen, sie hätten ihn absichtlich nicht gesucht?«, fragte ich. Swetlana schwieg. »Oder...«
    »Oder«, bestätigte Swetlana. »Oder der Junge war in der Tat ein Mensch. Dann ginge das Puzzle auf. Dann mussten sie an seinen Tod glauben und konnten ihn nur absolut zufällig finden.«
    »Das Fuaran«, meinte ich. »Ob diese Hexe irgendwas mit den Ereignissen im Assol zu tun hat?«
    Swetlana zuckte die Schultern. »Ich würde schrecklich gern mit dir in den Wald gehen, Anton«, versicherte sie seufzend. »Um diese gute Frau und Botanikerin zu finden, sie nach allem Möglichen zu fragen...« »Aber du kommst nicht mit«, sagte ich.
    »Genau. Ich habe geschworen, an keiner Operation der Nachtwache teilzunehmen.«
    Ich verstand sie. Teilte Swetlanas Groll auf Geser. Außerdem hätte ich es ohnehin vorgezogen, Swetlana nicht mitzunehmen... Es war nicht ihre Aufgabe, Hexen im Wald aufspüren.
    Aber um wie vieles leichter und einfacher wäre es, wenn wir zusammenarbeiten würden!
    Ich stand auf. Seufzte. »Gut, ich will hier nicht rumtrödeln. Die größte Hitze haben wir hinter uns, da werde ich mich mal in den Wald aufmachen.« »Es ist bald Abend«, bemerkte Swetlana.
    »Ich hab es ja nicht weit. Die Kinder haben gesagt, die Hütte sei ganz in der Nähe.«
    »Gut«, nickte Swetlana. »Aber wart noch einen Moment, ich mache dir ein paar Brote fertig. Und fülle dir etwas Obstsaft in eine Flasche ab.«
    Während ich auf Swetlana wartete, spähte ich vorsichtig in den Schuppen. Mir blieb die Spucke weg. Nicht nur, dass Onkel Kolja den halben Motor auseinander genommen und die Teile auf dem Boden ausgebreitet hatte, nein, neben ihm hing ein weiterer Dorfalkoholiker mit Feuereifer über dem Motor, ein gewisser Andrjucha oder Serjoga. Völlig dem Kampf gegen die deutsche Technik anheim gefallen, hatten die beiden noch nicht

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