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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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setzte. Anna Viktorowna hatte ihre Kinder wirklich gut erzogen. »Es war meine Schuld, dass wir uns verirrt haben...«
    Einer der Dorfjungen lachte. Wenn auch leise. Vermutlich war Oxana nach diesen Geschichten mit den Wölfen zum beliebtesten Mädchen bei den jüngeren Schulkindern avanciert.
    Im Prinzip erzählte Oxana mir nichts Neues. Auch an ihr ließen sich keine Spuren von Magie feststellen. Nur die Erwähnung des Schranks »mit alten Büchern« ließ mich aufhorchen. »Erinnerst du dich an die Titel?«, fragte ich. Oxana schüttelte den Kopf.
    »Versuch es einmal«, bat ich. Ich sah zu Boden - auf meinen langen, verzerrten Schatten. Gehorsam kroch mir der Schatten entgegen. Dann nahm mich das graue, kühle Zwielicht auf.
    Kinder aus dem Zwielicht heraus zu betrachten ist immer ein Vergnügen. Ihre Auren - selbst die der schüchternsten und unglücklichsten - sind noch frei von jener Bosheit und Härte, die die Auren erwachsener Menschen umhüllen.
    Innerlich entschuldigte ich mich bei den Kindern, schließlich hatten sie mich nicht um das gebeten, was ich jetzt tat. Mit einer sachten, unmerklichen Berührung glitt ich über sie hinweg. Einfach so. Ich löschte jene Funken des Bösen, die bei ihnen trotz allem schon aufblitzten.
    Dann strich ich Oxana über den Kopf. »Erinner dich, Mädchen ...«, flüsterte ich.
    Sicher, ich würde die Barriere, die jene unbekannte Hexe errichtet hatte, nicht beseitigen können, wenn sie stärker oder genauso stark war wie ich. Aber zu meinem Glück schien sie an eine Kinderfreundin geraten zu sein. Die Hexe war höchst behutsam mit dem Bewusstsein der beiden umgegangen.
    Ich trat aus dem Zwielicht heraus. Wie in einem Backofen schlug die heiße Luft über mir zusammen. Was für ein brütender Sommer!
    »Jetzt weiß ich es wieder!«, verkündete Oxana stolz. »Ein Buch hieß Aliada Ansata.« Ich runzelte die Stirn.
    Von den gewöhnlichen Kräuterbüchern - ich meine von den gewöhnlichen Hexenkräuterbüchern - unterschied sich dieses durch seine besondere Niederträchtigkeit. Dort wurden sogar für Löwenzahn einige abscheuliche Anwendungsformen vorgestellt. »Dann noch Kassagar Garsarra«, sagte Oxana. Eines der Kinder kicherte. Wenn auch unsicher.
    »Wie war der Titel geschrieben?«, fragte ich. »In lateinischen Buchstaben? So wie englisch... ja? Kassagar Garsarra?«
    Wozu hatte ich das wiederholt? Als ob man den Unterschied hören konnte...
    »Nein, mit russischen Buchstaben«, meinte Oxana. »Aber mit komischen, alten.«
    Noch nie hatte ich von einer Übersetzung dieses selbst für die Dunklen seltenen Werks ins Russische gehört. Es ist verboten, das Buch zu drucken, denn dann büßen die Zaubersprüche ihre Magie ein. Man darf es bloß abschreiben. Ausschließlich mit Blut. Und zwar keinesfalls mit dem Blut einer Jungfrau oder dem unschuldiger Kinder, das sind irrige Ansichten, die später aufkamen; entsprechende Abschriften taugen überhaupt nichts. Bis heute glaubt man, das Kassagar Garsarra existiere lediglich auf Arabisch, Spanisch, Latein und Althochdeutsch. Das Blut muss von dem Magier, der das Buch abschreiben möchte, stammen. Für jeden Zauberspruch muss er sich frisches abzapfen. Und das Buch ist dick...
    Außerdem fließt zusammen mit dem Blut die Kraft aus ihm hinaus.
    Was können wir stolz auf die russischen Hexen sein! Hatte sich doch eine Fanatikerin gefunden! »Ist das alles?«, fragte ich. »Noch das Fuaran.«
    »So ein Buch gibt es nicht, das hast du dir ausgedacht...«, entgegnete ich unwillkürlich. »Wie war das? Fuaran?« »Fuaran«, bestätigte Oxana.
    Nein, in diesem Buch gab es nichts Gemeines. Nur wurde es in allen Nachschlagewerken als Phantasieprodukt ausgewiesen. Der Legende nach enthielt das Buch Instruktionen, wie aus einem Menschenkind eine Hexe oder ein Hexer zu machen sei. Genaue und angeblich funktionierende Anweisungen. Als ob das möglich wäre! Oder etwa doch, Geser? »Erstaunliche Bücher«, sagte ich. »Das sind botanische Bücher, nicht wahr?«, fragte Oxana.
    »Hm«, bestätigte ich. »Vergleichbar mit Katalogen. Im Aliada Ansata wird beschrieben, wo man verschiedene Kräuter findet... und so weiter. Vielen Dank, Xjuscha.«
    Interessante Dinge taten sich in unserm Wald! Ganz in der Nähe von Moskau sitzt im tiefsten Dickicht - aber was heißt hier Dickicht? -, in einem kleinen Wald eine mächtige Hexe mit einer Bibliothek voll seltenster Bücher zu allen dunklen Gebieten. Ab und an rettet sie Kinder vor idiotischen

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