Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
Werwölfen. Besten Dank auch dafür! Aber die Bücher, die sie besitzt, müssen gemeldet werden, und zwar beiden Wachen und der Inquisition. Denn die Kraft, die hinter ihnen steht, ist enorm, ist gefährlich.
    »Du kriegst eine Tafel Schokolade von mir«, versprach ich. »Du hast alles sehr schön erzählt.« Oxana zierte sich nicht, sondern sagte bloß »danke«. Und schien das Interesse an unserem Gespräch völlig verloren zu haben.
    Offenbar hatte die Hexe ihr als der Älteren das Gedächtnis gründlicher gereinigt. Nur an die Bücher, die das Mädchen gesehen hatte, hatte sie nicht gedacht. Und das beruhigte mich ein wenig. 

Zwei
    Geser hörte mir mit ungeteilter Aufmerksamkeit zu. An manchen Stellen hakte er nach, schwieg dann, seufzte und ächzte. Ich lümmelte mich in der Hängematte, das Handy in der Hand, und erstattete ausführlich Bericht... Nur das Fuaran, das die Hexe besaß, verschwieg ich.
    »Gute Arbeit, Anton«, meinte Geser schließlich. »Wirklich gut. Du hast dich da nicht auf die faule Haut gelegt.« »Was soll ich jetzt tun?«, fragte ich.
    »Du musst die Hexe finden«, erwiderte Geser. »Sie hat zwar nichts Böses angerichtet, muss sich aber registrieren lassen. Na ja... die übliche Prozedur, du weißt Bescheid.« »Und die Werwölfe?«, wollte ich wissen.
    »Vermutlich Moskauer, die auf Tournee im Umland sind«, kommentierte Geser gelassen. »Ich werde den Befehl geben, alle Werwölfe zu überprüfen, die mehr als drei Kinder mit Anlagen zum Tiermenschen haben.« »Es gab insgesamt nur drei Junge«, erinnerte ich ihn.
    »Der Werwolf könnte nur die ältesten mit auf Jagd genommen haben«, erklärte Geser. »In der Regel sind es große Familien ... Im Dorf haben sich nicht gerade irgendwelche verdächtigen Leute auf den Datschen einquartiert? Also ein Erwachsener und drei oder mehr Kinder?« »Nein«, bedauerte ich. »Daran haben Sweta und ich sofort gedacht... Nur Anna Viktorowna ist mit ihren beiden Kindern gekommen, alle andern haben entweder keine oder nur ein Kind. Wir haben eine Geburtenkrise im Land ...«
    »Von der demographischen Situation ist mir auch schon etwas zu Ohren gekommen«, unterbrach mich Geser amüsiert. »Was ist mit den Dorfbewohnern?«
    »Es gibt große Familien, aber Swetlana kennt die aus dem Dorf alle gut. Die sind sauber, das sind ganz gewöhnliche Menschen.«
    »Also müssen es Leute von auswärts sein«, schlussfolgerte Geser. »Soweit ich es verstanden habe, ist im Dorf niemand verschwunden. Gibt es in der Nähe vielleicht Pensionen oder Hotels?«
    »Ja«, entgegnete ich. »Auf der andern Seite des Flusses, rund fünf Kilometer entfernt, ist ein Pionierlager ... oder wie die Dinger jetzt heißen. Ich habe schon herausgekriegt, dass dort alles in Ordnung ist und kein Kind vermisst wird. Man lässt sie auch gar nicht zum Fluss hinunter, das ist ein Lager mit militärischer Disziplin, ziemlich streng. Schlafengehen, Aufstehen, fünf Minuten zum Anziehen. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen.«
    Geser krächzte missmutig. »Brauchst du Hilfe, Anton?«, fragte er.
    Ich dachte nach. Das war die entscheidende Frage, auf die ich bislang noch keine Antwort hatte finden können.
    »Ich weiß es nicht. Die Hexe ist anscheinend stärker als ich. Aber ich will sie ja nicht ermorden... und das sollte sie spüren.«
    Weit, weit weg, in Moskau, versank Geser tief in Gedanken. »Swetlana soll die Wahrscheinlichkeitslinien überprüfen«, stieß er dann hervor. »Wenn für dich keine große Gefahr besteht ... dann versuch, allein mit der Sache klarzukommen. Wenn sie höher als zehn, zwölf Prozent ist... dann ...« Er zögerte, fuhr dann aber recht munter fort: »Dann kommen Ilja und Semjon. Oder Danila und Farid. Zu dritt schafft ihr das.«
    Ich lächelte. Dein Plan sieht anders aus, Geser. Ganz anders. Du hoffst, dass mich im Notfall Swetlana rettet. Und dann in die Nachtwache zurückkehrt...
    »Außerdem hast du noch Swetlana«, meinte Geser abschließend. »Du überblickst das Ganze. Also mach dich an die Arbeit und gib mir im Notfall Bescheid.«
    »Zu Befehl, mon général«, konterte ich. Denn Bescheid zu geben - das hatte Geser in ausgesprochenem Befehlston verlangt.
    »Militärisch gesprochen, Oberstleutnant«, fuhr mich Geser prompt an, »läge mein Dienstgrad nicht unter dem eines Generalissimus. Genug, mach dich an die Arbeit.«
    Nachdem ich das Telefon weggesteckt hatte, verglich ich kurz die Kraftstufen mit den Armeerängen. Siebter Grad einfacher Soldat,

Weitere Kostenlose Bücher