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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er nicht.
    Wir suchten vorsichtig nach und fanden einen sehr gut bewaffneten Beduinen, dem Omars Kugel den Kopf durchlöchert hatte; er war tot. Beim Schein einiger Zündhölzer erkannten wir zu unserm Erstaunen in ihm einen der Räuber, die wir verfolgten.
    „Siehst du, wie recht ich hatte, daß ich Wachen ausstellte“, sagte ich zu dem Scheik. „Sie haben auf uns gewartet und uns umschlichen, um uns zu überfallen. Jetzt müssen wir doppelte Posten aufstellen.“
    Dies geschah und es ereignete sich bis zum Morgen nichts Feindseliges mehr. Als es dann hell geworden war, sahen wir freilich die Stapfen der Menschen, welche nur durch Omars Aufmerksamkeit von der Ausführung ihres Vorhabens abgehalten worden waren. Ihre neue Spur wich von ihrer bisherigen Richtung links ab.
    „Sie wollen uns ablenken“, sagte der Scheik; „das soll ihnen aber nicht gelingen. Wir folgen ihnen nicht, sondern reiten weiter, gerade auf das Wadi Bascham zu.“
    Ich stimmte bei, und so wurde die alte Richtung beibehalten. Wir kamen während des ganzen Tages durch Gegenden, welche zwar nicht Wüste genannt werden konnten, aber doch recht gut hätten in der Sahara liegen können. Gegen Abend kamen wir an den von Masit nach Dsul Oschar führenden Karawanenweg, wo wir während der Nacht an einem Brunnen lagerten, der reichliches, aber schlechtes Wasser führte. Am Morgen ritten wir weiter. Wir wollten bis in die Nähe des Wadi Bascham, um dort den Mördern aufzulauern. Es sollte aber anders kommen.
    Es war noch nicht Mittag, als wir einen Reitertrupp erblickten, welcher sich in einem spitzen Winkel von uns links herüber näherte. Es waren nur vier Mann, vielleicht ein Teil von denen, die wir erwarteten. Wir griffen zu den Waffen und hielten an, um sie herankommen zu lassen. Sie setzten ihre Pferde in Galopp, und bald sahen wir, daß wir uns geirrt hatten. Mit diesem ‚wir‘ sind jedoch nicht die Muntefik gemeint, denn als der Scheik derselben die Gesichter der Nahenden erkannte, rief er aus:
    „Sie sind es, Emir, sie sind's! Der, welchen voranreitet, ist Human Ben Dschihal, der Scheik der Hadesch.“
    „Du kennst ihn genau?“ fragte ich.
    „Ja.“
    „So hat uns der Schech el Beled von Mangaschania belogen, denn diese Männer waren es nicht, die uns in Kubbet es Islam überfielen.“
    „Was? Wie? Diese nicht?“
    „Nein.“
    „So verdamme Allah den Lügner! Ich werde ihn bestrafen lassen!“
    Die vier Hadesch-Araber kamen heran und grüßten uns. Als ihr Anführer sich nach der Ursache und dem Ziel unseres Ritts erkundigte, hielt ich es für das Klügste, ihm die Wahrheit zu sagen. Er sah allerdings wie ein echter Räuber aus, doch sind die dortigen Beduinen alle mehr oder weniger Spitzbuben.
    „Allah '1 Allah!“ lachte er, als er mich angehört hatte. „Ich nehme es euch nicht übel, daß ihr mich für einen Räuber gehalten habt; aber ich sage dir, daß ich es besser gemacht hätte als er. Aber ich möchte gern wissen, wer der ist, mit dem ich verwechselt worden bin. Willst du ihn mir nicht einmal beschreiben!“
    Ich folgte dieser Aufforderung. Als ich die beiden Narben erwähnte, rief er aus:
    „Maschallah! Gingen sie von rechts nach links schräg abwärts über die Stirn?“
    „Ja.“
    „Hatte nur er diese Narben?“
    „Nein. Jeder seiner Leute hatte sie auch und genau ebenso.“
    „So habe ich es, ich hab's! Ich weiß, wer er ist!“
    „Nun, wer?“ fragte ich, im höchsten Grad gespannt.
    „Es ist – doch halt!“ unterbrach er sich, indem sein Gesicht einen lauernden Ausdruck annahm. „Ihr werdet ihn verfolgen.“
    „Ja.“
    „Wenn es sein muß, bis zu seinem Lagerdorf hin?“
    „Sicher!“
    „So gib mir ein Versprechen!“
    „Welches?“
    „Daß du auf dem Weg, den ich dir beschreibe, hinreiten wirst.“
    „Das kann ich nicht versprechen, denn es ist möglich, daß unvorhergesehene Umstände mich unterwegs zwingen, von diesem Weg abzuweichen.“
    Da fiel Abd el Kahir, der Scheik der Muntefik, schnell ein:
    „Wenn du dich weigerst, dieses Versprechen zu geben, so erfahren wir nichts. Ich gebe es hiermit an deiner Stelle.“
    „Gut, ich halte dich beim Wort!“ sagte der Scheik der Hadesch. „Übrigens braucht ihr ihm nicht zu folgen, denn wenn ihr mit mir nach dem Wadi Bascham reitet, fällt er in eure Hände. Auch ich habe eine Blutrache mit ihm. Sein Stamm steht mit dem meinigen in Fehde; ich war jetzt dort und habe dafür gesorgt, daß er mir in die Hände läuft. Ich erfuhr, daß er nach Basra

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