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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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blieb uns also gar nichts anderes übrig, als uns nach der Karawanenstraße zu wenden.
    Eine kleine Hoffnung hatte ich doch noch außerdem, und diese setzte ich auf die Spuren der Räuber. War es mir möglich, diesen heute noch eine Strecke zu folgen, so ließ sich hoffen, doch vielleicht etwas Genaueres zu erfahren. Als ich dies dem Scheik sagte, forderte er mich eifrig auf, die Verfolgung sofort zu beginnen. Ich war gern bereit dazu, hatte aber kein Pferd. Da stellte mir der Mutessarif eines zur Verfügung und ließ es eiligst satteln.
    Der Scheik brannte vor Begierde, die Schuldigen bestraft zu sehen, und war entschlossen, mir morgen früh mit den Haddedihn nachzukommen, welche er beritten machen wollte. Sie konnten leider nicht gleich mit mir fort, weil sie eben noch keine Pferde hatten und vorher ihren Mesud Ben Hadschi Schukar begraben mußten. Mein Hadschi Halef aber wollte sich nicht bis morgen halten lassen, und der Mutessarif war so freundlich, auch für ihn ein Pferd zur Verfügung zu stellen.
    Ich konnte nicht wissen, wohin mich die Spuren führen würden, und da war es leicht möglich, daß die Nachfolgenden uns nicht finden konnten. Um dies zu vermeiden, wurde ausgemacht, daß ich auf alle Fälle in dem nicht allzuweit von Basra entfernten Ort Mangaschania eine Botschaft oder Weisung zu hinterlassen habe.
    Nun standen die Pferde im Hof; ich verabschiedete mich von dem Mutessarif und ritt mit Halef fort, ohne ein Gewehr mitzunehmen. Ich hätte mir zwar eines geben lassen können, hielt es aber für besser, gar keins zu haben als ein schlechtes. Wir ritten im Galopp nach Kubbet el Islam, wo wir zunächst Omar Ben Sadek benachrichtigten und dann nach den Spuren der falschen Muntefik-Araber suchen wollten. Omar saß bei der Leiche seines Schwagers und hatte neben derselben sein Messer in die Erde gesteckt. Dies war nach dem Gebrauch der Haddedihn das Zeichen seines festen Entschlusses, den Tod Mesuds an dem Mörder blutig zu rächen. Dieser Entschluß sprach sich auch in der finsteren Erstarrung aus, in welcher seine Züge lagen, und in dem Blick, mit welchem er uns empfing. Er hörte mich ruhig an, als ich ihm erzählte, was wir in Basra erfahren und erreicht hatten, und sagte dann:
    „Hätte der Bruder meines Weibes auf dich gehört, Emir, so wäre er noch am Leben; ich habe ihn aber dennoch zu rächen und werde nicht eher nach den Zelten der Haddedihn zurückkehren, als bis ich den Täter niedergestreckt habe. Eb dem b' ed dem, Blut um Blut, und ich muß es erfüllen, wenn ich mich nicht von dem ganzen Stamm verachten lassen will.“
    „Ja, diese Bluttat muß gerächt werden“, stimmte Halef sehr ernst bei. „Wenn wir nicht alles aufböten, den Mörder zu finden und zu bestrafen, so dürften wir unseren Kriegern nicht vor die Augen treten, und Hanneh, das schönste und beste Weib unter den allerbesten Frauen, würde irre an mir werden.“
    Wir verabschiedeten uns bis auf morgen von Omar und ritten nach der Nordseite der Ruinen, wo wir auf die Fährte der Mörder trafen. Diese war so deutlich, daß gar keine Kunst dazu gehörte, ihr zu folgen. Sie zeigte nach Westsüdwest, und wenn sie diese Richtung beibehielt, so mußte sie uns nach der Pilgerstraße von Basra nach Mekka führen. Dies war mir lieb und doch auch wieder nicht angenehm. Lieb, weil die Straße verhältnismäßig eng bewohnt ist und wir also den Vorteil hatten, Erkundigungen einziehen zu können, unlieb aber deshalb, weil die Bewohner dieser Mekkastraße äußerst unduldsame Mohammedaner sind, bei denen ich in große Gefahr geriet, falls sie entdeckten, daß ich ein Christ sei.
    Da wir der Spur nur bis zum Abend folgen konnten, trieben wir unsere Pferde zur möglichsten Eile an und hatten, als es dunkel wurde, eine tüchtige Strecke hinter uns gelegt. Da lagerten wir uns und ritten, sobald der Tag graute, weiter. Zwei Stunden später erreichten wir Mangaschania, einen Ort, an welchem schon vor Mohammed der Araberhäuptling Keis einen Wachtturm erbauen ließ. Ich fand ein elendes Nest, welches von den Beni Mazin vom großen Stamme der Tamin bewohnt wurde, doch söhnte mich damit der Umstand aus, daß wir verabredet hatten, hier Nachricht zu hinterlassen. Hätte uns die Spur woandershin geführt, so wäre dies mit Zeitverlust verbunden gewesen.
    Vor dem Ort lungerten einige Kerls herum, welche uns mit einer Freundlichkeit begrüßten, deren Aufrichtigkeit nicht ganz zweifellos zu sein schien. Es kam mir vor, als ob sie nach uns ausgeschaut

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