30 - Auf fremden Pfaden
an!“
„Oho! Es geht uns wohl etwas an, was für ein Mensch sich zu uns gesellt! Dick Hammerdull, habt Ihr gewußt, daß dieser Mann Old Cursing-Dry ist!“
„Nein“, antwortete der Dicke verlegen.
„Wie lange seid Ihr schon mit ihm zusammen?“
„Es wird wohl so eine Woche sein. Meinst du nicht auch, Pitt Holbers, altes Coon?“
„Wenn du denkst, Dick, daß es so lange her ist, so wird es wohl richtig sein“, antwortete Holbers.
„Ob richtig oder nicht, das bleibt sich gleich, aber es ist genau eine Woche, nicht länger und nicht kürzer.“
„So müssen Euch doch seine Flüche aufgefallen sein!“ fuhr ich fort.
„Seine Flüche? Hm, ja! Hab freilich zuweilen gedacht, daß er sich ein wenig anders ausdrücken könnte; aber daß er Old Cursing-Dry ist, das wußte ich nicht.“
„So will ich nichts sagen; aber hättet Ihr es gewußt und ihn trotzdem zu uns gebracht, dann – Ihr wißt jedenfalls, was ich sagen will. In unserer Gegenwart wird anständig gesprochen; Flüche dulden wir nicht, und wem das nicht recht ist, der mag so schnell wie möglich gehen, wenn er nicht gegangen werden will! Und nun ist's genug hiervon! Wir haben Notwendigeres zu besprechen. Wir erwarteten euch beide mit noch vier Mann; sind diese den Pa-Utes auch in die Hände gefallen?“
„Ja.“
„Wann?“
„Gestern abend.“
„Wo?“
„Am Rio San Juan.“
„Auf welche Weise?“
„Ob auf diese oder auf jene Weise, das bleibt sich ganz egal; ich weiß weder die Art noch die Weise.“
„Das begreife ich nicht. Ihr müßt doch unbedingt wissen, was geschehen ist!“
„Das würde wohl richtig sein, wenn es in unserer Gegenwart geschehen wäre, Mr. Shatterhand.“
„Ah, so seid ihr nicht dabei gewesen?“
„Nein, wir waren fort, um Fleisch zu holen, und weil wir nicht gleich ein Wild fanden, kamen wir weit vom Lager ab. Als wir zurückkehrten, war es schon finster, und wir wären den Pa-Utes ganz ahnungslos in die Arme geritten, wenn uns nicht Mr. Fletcher entgegengekommen wäre, um uns zu warnen.“
„Weiter! Ihr wart zu Pferd?“
„Ja, denn wir wollten uns auf Antilopen versuchen.“
„Fletcher war auch beritten?“
„Natürlich! Als er auf uns getroffen war, versteckten wir die Pferde und schlichen nach unserm Lagerplatze zurück, den die Pa-Utes inzwischen eingenommen hatten. Es gelang uns, so nahe heranzukommen, daß wir unsere acht gefangenen Gefährten sehen konnten; sie lagen gefesselt inmitten der Roten.“
„Keiner tot?“
„Nein, nicht einmal verwundet.“
„Hm, höchst sonderbar! Habt ihr denn keine Schüsse gehört?“
„Nein; wir hatten uns zu weit vom Lager entfernt.“
„War keine Spur zu bemerken, daß ein Kampf stattgefunden hatte?“
„Zwei Indianer lagen tot am Feuer.“
„Das ist noch viel sonderbarer! Ihr habt doch auf das gelauscht, was gesprochen wurde?“
„Ob gelauscht oder nicht, das ist ganz und gar egal; es wurde kein Wort gesprochen. Wir hatten überhaupt schon zuviel gewagt und mußten trachten, uns in Sicherheit zu bringen. Darum suchten wir sehr bald die Pferde wieder auf und ritten fort.“
„Wohin?“
„Natürlich hierher, denn es blieb uns nichts anderes übrig, als Euch aufzusuchen und dann mit Hilfe der Navajos die gefangenen Kameraden zu befreien. Darum schlage ich vor, sofort nach dem Agua grande aufzubrechen und –“
„Nur Geduld!“ unterbrach ich ihn. „Wir sind noch lange nicht so weit. Wir müssen klar sehen, ehe wir einen Entschluß fassen können. Es handelt sich vor allen Dingen um die beiden Indianerleichen. Wer hat diese zwei Indsmen getötet? Wißt Ihr dies vielleicht. Mr. Fletcher?“
„Laßt mich in Ruh!“ antwortete er grob. „Was gehen mich die roten Schufte an!“
„Liegt Euch auch nichts an Euren weißen Kameraden, welche gefangen sind?“
„Wenn nicht ein Sohn und ein Neffe von mir dabei wären, könnte sie der … holen!“
„Hört, drückt Euch anders aus, sonst jagen wir Euch fort, und Ihr mögt sehen, wie Ihr Eure Verwandten frei bekommt! Wir sind zur Hilfe bereit, müssen da aber unbedingt verlangen, die Wahrheit zu erfahren. Also Ihr wißt nicht, auf welche Weise die Indsmen um das Leben gekommen sind?“
„Nein.“
„So sagt, wie geschah der Überfall?“
„Auch das kann ich nicht sagen, denn ich war nicht dabei.“
„So wart Ihr auch vom Lager fort? – Wohin?“
„Fleisch holen.“
„Hat Euch denn das Los mit getroffen, auf die Jagd zu gehen?“
„Nein; aber die Zeit wurde mir zu
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