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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lang, und so ritt ich fort. Als ich nach hereingebrochener Dämmerung zurückkehrte, hörte ich das Kriegsgeheul der Roten im Lager, welches überfallen worden war. Ich konnte nichts tun, als Mr. Hammerdull und Mr. Holbers entgegenreiten, um sie zu warnen. Das ist alles, was ich von dieser … Geschichte weiß.“
    „Wie stark sind die Pa-Utes ungefähr?“
    „Es können wohl dreihundert sein. Wenn wir nur halb so viele Navajos bekommen können, mache ich mich anheischig, diesen … Schurken das Leben aus den … Leibern zu treiben, so daß – – –“
    „Schweig!“ donnerte ihn da der Apache an, der bis jetzt kein Wort gesprochen hatte. „Du bist es, der die beiden Pa-Utes getötet hat!“
    „Nein, ich bin es nicht!“
    „Das ist Lüge. Du bist der Mörder!“
    Die Augen der beiden bohrten sich ineinander. Die bronzenen Züge Winnetous waren kalt und stolz wie die eines Königs, während auf dem Gesicht Fletchers die ungezügelte Leidenschaft flammte. Der letztere vermochte nicht, den Blick des Apachen länger als einige Sekunden auszuhalten; er mußte den seinen senken, hob aber die Finger wie zum Schwur und rief:
    „Ich will erblinden oder zerschmettert werden, wenn ich der Mörder bin! Das ist genug gesagt, und nun laßt mich in Ruhe mit Euern … roten Teufeln!“
    Es überlief mich ein kaltes Grauen. Auch ich hielt ihn für den Mörder, ohne es ihm aber zu sagen. Nun diese Worte! Das hieß das Strafgericht mit beispielloser Gottlosigkeit und Frechheit auf sich herabbeschwören! Mir versagte die Zunge; Winnetou aber stand auf und sagte im Ton eines Propheten, vor dessen geistigem Auge das Kommende entschleiert liegt:
    „Dieses lästernde Bleichgesicht hat vorhin gleich beim Willkommen die ganze rote Rasse, also alle meine Brüder und auch mich verflucht. Winnetou hat dazu geschwiegen, denn er weiß, daß der gute Manitou den Fluch des Bösen in Segen und Wohltat verwandelt. Nun aber hat der Flucher den großen und gerechten Manitou selbst gelästert und zur Rache aufgefordert; er hat mit dem Allmächtigen gewettet um das Licht seiner Augen und um die Unverletzlichkeit seiner Glieder. Winnetou sieht das Strafgericht über ihn hereinbrechen und mag keinen Teil an ihm haben. Der große Manitou weiß ebenso gut wie ich und Old Shatterhand, daß er der Mörder ist, und wird ihm tun, wie er von ihm gefordert hat. Howgh!“
    Als sich der Apache jetzt wieder niedersetzte, wäre es uns andern unmöglich gewesen, gleich zu sprechen; Fletcher aber sprang auf und wiederholte seine Lästerung in einer Weise, daß es mich förmlich emporriß; ich trat auf ihn zu, erhob die Faust und fuhr ihn an:
    „Schweig augenblicklich, Mensch, sonst schlage ich dich nieder wie ein Ungeziefer, dessen Tod für andere Geschöpfe ein Segen ist! Auch ich sage mich von dir los. Mag geschehen, was da wolle, von uns hast du keine Hilfe zu erwarten!“
    Da duckte er sich zusammen, hatte aber doch noch die Frechheit, halblaut und halb höhnisch zu sagen:
    „Sagt Euch in … Namen von mir los! Ich brauche Euch nicht, denn es handelt sich nicht um mich, sondern um die Gefangenen. Das also ist der ganze Beistand, den man von diesen beiden hochberühmten Westmännern zu erwarten hat. Ich danke!“
    „Du hast nicht zu danken, denn du hast nichts mehr von uns zu fordern. Was aber die Gefangenen betrifft, so werden wir tun, was in unseren Kräften steht. Wenn Rettung möglich ist, soll sie ihnen werden.“
    „Dann müssen wir uns aber beeilen!“ bat Dick Hammerdull. „Ihr werdet einsehen, daß wir keine Minute länger verlieren dürfen, Mr. Shatterhand. Meinst du nicht auch, Pitt Holbers, altes Coon?“
    „Hm!“ brummte der Gefragte nachdenklich. „Wenn ich es mir recht überlege, können wir nichts Besseres tun, als uns auf Mr. Winnetou und Mr. Shatterhand verlassen. Die sind gescheiter als du bist, alter Dick, von mir ganz zu schweigen!“
    „Da wäre es viel besser gewesen, du hättest gar nichts gesagt! So ein Coon, wie du bist, sollte eigentlich gar nicht reden!“
    „Well! Da du hierin jedenfalls recht hast, ersuche ich dich, mich in Zukunft gar nicht mehr zu fragen; dann kann das alte Coon den Schnabel halten.“
    Das war natürlich im Scherz gemeint, denn es kam nie vor, daß die beiden sich im Ernst zankten. Dies wäre ihrer Eigenschaft als Toasts ganz zuwider gewesen. Hammerdull mußte uns den Ort, an welchem sich das Lager befunden hatte, genau beschreiben. Er fügte hinzu:
    „Wahrscheinlich aber sind die Roten

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