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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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veranlassen?“ fragte Dick Hammerdull.
    „Durch Feuer.“
    „Gut. Aber was sollen wir anbrennen? Wir können doch nicht den Wald anzünden, denn das wäre hier, wo es so wenig Wälder gibt, geradezu eine Sünde.“
    „Der Wald ist dem Häuptling der Apachen heilig; er darf nicht vernichtet werden. Aber wir müssen etwas in Flammen setzen, was den Pa-Utes auch heilig ist, damit sie erschrecken; denn wenn sie keinen Schreck bekommen, so begehen sie nicht die Unvorsichtigkeit, das Lager zu verlassen.“
    „Da bin ich wirklich neugierig, welcher Gegenstand es ist, den Winnetou in Brand stecken will.“
    „Das neue Grabmal ist's.“
    „Vortrefflich! Der Gedanke ist zehntausend Dollars wert! Aber das Grabmal wird nicht brennen, weil es von Stein ist!“
    „Es ist gar nicht notwendig, daß es verbrennt. Wir schichten dürres Gras und Holz an demselben auf; wenn das in Brand gerät, werden alle roten Männer erschrecken und schnell hineilen, es zu löschen.“
    „Aber da jetzt noch daran gebaut wird, müssen wir warten, bis es fertig ist. Und selbst dann ist die Annäherung jedenfalls gefährlich, weil man auf alle Fälle Wächter hinstellen wird.“
    „Mein Bruder Dick Hammerdull mag sich an die Gebräuche der roten Völker erinnern! Sobald das Grabmal vollendet ist, wird man die Leiche des Häuptlingssohnes hinschaffen, und niemand als sein Vater wird dort bleiben; man muß ihn allein lassen, damit er die Gesänge des Todes, die nur die Seele des Ermordeten hören darf, anstimme. Wir haben es also nur mit ihm zu tun.“
    „Soll er getötet werden?“
    „Nein. Old Shatterhand und Winnetou töten keinen Menschen, wenn sie nicht durch ihn selbst dazu gezwungen werden. Er wird den Hieb meines Bruders Shatterhand empfangen, damit er schweigt, so lange er nicht reden soll; weiter darf ihm nichts geschehen.“
    „Aber wir können doch nicht zu gleicher Zeit am Grabmal und auf dem Floß sein! Die Roten werden das Feuer ausgelöscht haben, ehe wir fertig sind, und dann ist es sehr fraglich, ob uns der Streich gelingt, den wir ausführen wollen.“
    „Dick Hammerdull mag keine Sorge haben. Wir werden uns teilen und dann die Zeit so genau abmessen, daß das Gelingen beinahe sicher ist. Jetzt wollen wir an die Arbeit gehen und das Floß bauen, denn es muß fertig sein, ehe es dunkel wird.“
    „Sind wir denn sicher, daß wir nicht dabei beobachtet werden?“
    „Winnetou weiß ganz genau, daß die Pa-Utes nicht in diese Gegend kommen werden.“
    „Ob sie kommen oder nicht, das bleibt sich gleich; aber es ist auf alle Fälle besser, wenn sie nicht erfahren, daß wir hier sind und was wir für eine Absicht hegen. Es ist immer und auf alle Fälle besser, wenn das geschieht, was besser ist. Meinst du nicht auch, Pitt Holbers, altes Coon?“
    „Wenn du denkst, daß das Bessere besser ist, lieber Dick, so kann es mir nicht einfallen, etwas dagegen zu haben“, antwortete Pitt in seiner trockenen Weise.
    Es ging nun ans Fällen von dünnen Baumstämmen, eine Arbeit, welche, weil wir keine Äxte hatten, zwar langsam, aber desto geräuschloser vor sich ging. Frische, biegsame Ruten zum festen Verbund der Stämme gab es genug, und so hatten wir das Floß fertig, ehe zwei Stunden vergangen waren. Es erhielt zwei Steuer, eines vorn und eines hinten, und außerdem vier Ruder für den Fall, daß wir ihm eine größere Schnelligkeit geben mußten, als der Fall des Wassers mit sich brachte.
    Dann wurden vier große Bündel trockenes Holz und Gras gesammelt und auf das Floß gebracht. Als wir damit fertig waren, mußten die Pferde fortgeschafft werden. Wir befanden uns, wie schon gesagt, oberhalb des Lagerplatzes der Pa-Utes, mußten also mit dem Floß abwärts fahren und konnten natürlich die Gefangenen, falls uns deren Befreiung gelang, auch nur abwärts vom Lagerplatz landen, und zwar auf dem anderen Ufer, damit die Verfolger gezwungen sein würden, erst über den Fluß zu setzen, ehe sie hinter uns herkonnten. Aus diesen Gründen war es notwendig, die Pferde erst vorauszuschaffen und an einer dazu geeigneten, vom Lager abwärts befindlichen Stelle zu verstecken. Dabei mußte natürlich auch Old Cursing-Dry sein.
    Wir setzten also die Pferde auf dem Floß an das andere Ufer über und banden Fletcher auf seinem Sattel fest. Pitt Holbers mußte bei dem Floß zurückbleiben; wir andern ritten stromab, aber nicht etwa nahe am Ufer, sondern soweit von demselben entfernt, daß wir sicher sein konnten, nicht bemerkt zu werden.
    Wir

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