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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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herankriechend, ein Pferd und einen Mann, welcher eben beschäftigt war, einen Plankeneingang zu öffnen, welcher, ohne daß ich denselben am Tag bemerkt hatte, im Zaun angebracht war. Der Augenschein belehrte mich, daß die Füße des Pferdes, um den Schall der Fußtritte zu dämpfen, umwunden waren, und ebenso sah ich, daß seine Nüstern mit einem Tuch umwickelt waren. Der Mann hatte nur den gewöhnlichen Lendenschurz der Kaffern, und auch an seiner hohen, eigentümlichen Frisur erkannte ich, daß er diesem Volksstamm angehörte. Es konnte kein anderer sein als Tschemba.
    Ich richtete mich hinter seinem Rücken auf, faßte ihn mit der Linken bei der Kehle und schlug ihm die rechte Faust so gegen den Schädel, daß er zusammenbrach. Mit seinem eigenen Schurz band ich ihm die Hände und faßte ihn dann am Schopf, um ihn, indem ich das Pferd am Zügel nahm, nach dem Hof zu schleifen.
    Dort gab es ein außerordentliches Hallo, als ich in den Schein der beiden Feuer gelangte. Quimbo sprang auf und blickte dem Gefesselten in das Gesicht.
    „Oh, oh, Mynheer komm' mit Pferd und 'fangen Mann? Wer bin Mann? Oh, oh, Mann bin Tschemba, der nicht Makololo bin! Wo hab' Mynheer Tschemba 'funden? Was hat Tschemba tun mit Pferd von Mynheer?“
    Wirklich war es mein eigenes Pferd, mit welchem der Kaffer sich heimlich hatte davonschleichen wollen. Welchen Zweck sollte dieser Pferdediebstahl und die heimliche Entfernung von der Farm haben?
    Durch die wenig zarte Bewegung wieder zu sich gekommen, schlug Tschemba die Augen auf, schloß sie aber sofort wieder, jedenfalls infolge der in ihm erwachenden Scham über die Lage, in welche er sich so unvermutet versetzt sah.
    Ich gebot, das Pferd von den Tüchern zu befreien und wieder in den Stall zu schaffen, und ließ, während dies geschah, Tschemba durch Quimbo auf meine Stube bringen. Er stellte sich noch immer leblos und lag, ohne sich zu rühren, gebunden am Boden.
    „Tschemba bin tot“, meinte Quimbo. „Soll Quimbo mach' lebendig Tschemba?“
    Ich nickte. Der Diener brannte einen Span an und hielt ihn dem Scheintoten an die künstliche Frisur, welche sofort mit lautem Prasseln zu sengen begann. Dieses Malträtieren seines kostbarsten Schmucks brachte allerdings sofort Leben in die Glieder des Pferdediebs. Er sprang empor, fuhr sich mit den gefesselten Händen nach dem Kopf und stieß ein Geheul aus, als ob er am Spieß stäke.
    „Mynheer seh', oh, oh, daß falsch' Makololo bin tot nicht mehr!“ rief Quimbo unter einem Lachen, welches ihm den Mund von einem Ohre zum andern öffnete.
    „Gut; lege den Span weg!“ gebot ich und wandte mich dann zu dem Gefangenen:
    „Ich werde dich fragen, und du wirst mir antworten. Wenn du mir eine einzige Lüge sagst, lasse ich dir den Kopf kahl brennen!“
    Sofort griff Quimbo wieder nach dem Span.
    „Schön, gut, Mynheer! Oh, Oh, Quimbo werd' brenn' Haar bis auf Haut. Haar brenn' sehr, brenn' viel; in Haar sein groß' Öl und groß' Fett!“
    „Wie heißt du?“ begann ich das Verhör.
    „Tschemba.“
    „Gut; das will ich glauben! Du bist kein Makololo. Zu welchem Stamme gehörst du?“
    Er schwieg.
    „Nun?“
    „Tschemba sein Makololo!“
    „Quimbo, nimm das Feuer!“
    Der Aufgeforderte gehorchte sofort. Tschemba hielt mit einer Gebärde der höchsten Angst die Arme vor. Die Frisur, zu deren Gestaltung eine ganze Reihe von Jahren erforderlich gewesen war, hatte einen zu großen Wert für ihn, als daß er sie von neuem in Gefahr bringen sollte.
    „Tschemba will sag' Wahrheit! Tschemba sein – sein – sein –“
    „Ein Zulu!“ half ich ihm über die Klippe hinweg.
    „Ein Zulu!“ nickte er, den brennenden Span mit einem scheuen Blick beobachtend.
    „Du bist ein Krieger Sikukunis?“
    „Mynheer weiß all'; Tschemba sag' ja!“
    „Ich weiß alles. Sikukuni hat dich hierher gesandt?“
    „Sikukuni mich schick' zu Boer.“
    „Wozu?“
    „Tschemba seh' und hör', was Boer sprech' mit Boer.“
    „Du hast spioniert und dann Sikukuni alles wissen lassen?“
    „Mynheer laß' Tschemba Haar, und Tschemba sag' all' von Sikukuni. Sikukuni nehm' Blut, nehm' Leben, Somi aber sein gut.“
    „Wenn du alles aufrichtig erzählst, so wird deinem Haar nichts geschehen!“
    „Quimbo tu' weg Feuer!“
    Quimbo folgte meinem Wink und legte das Kienholz fort.
    „Nun erzähle!“
    „Sikukuni weiß, daß Mynheer Uys sein Häuptling von Boer und komm groß viel zu Mynheer Jan. Sikukuni schick' Tschemba zu Mynheer Jan und send' dann Bot', um zu

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