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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht bloß Sikukuni, sondern auch noch groß' viel' Zulus, wenn treff im Wald!“
    Er schwang das Messer und schnitt dabei eine Grimasse, die allerdings fürchterlich zu nennen war; dann holte er sich ein Stück Fleisch herbei und stach in dasselbe hinein, daß die Stücke davonflogen, die er allerdings zusammenlas, um sie in dem breiten Mund verschwinden zu lassen.
    Die Sonne sank immer tiefer, und ihre immer schräger fallenden Strahlen ließen unsere Schatten von Minute zu Minute länger wachsen, bis sie sich in der hereinbrechenden Dämmerung verloren. Jetzt wurde es Zeit, aufzubrechen. Wir stiegen wieder zu Pferd und bogen nach einer seitwärts liegenden Hügelreihe ein, welche sich bis an den Wald hinzog und deren Fuß wir verfolgten, bis wir uns unter den Bäumen befanden.
    Hier mußte Quimbo bei den Pferden warten, bis ich zu unserer Sicherheit den Platz in einem möglichst weiten Umkreis durchsucht hatte; dann sorgten wir für die Tiere und legten uns zur Ruhe, nachdem ich von den mitgenommenen Vorräten ein kurzes Abendessen gehalten hatte.
    Als ich erwachte, ertönte bereits die helle Stimme des lang befiederten Finken aus den Zweigen. Zwar war es noch sehr früh am Tag, aber ich war ja genötigt, grad diese Morgenstunde gut auszunützen, indem ich die Spuren der Zulus zu finden versuchte. Ich weckte daher Quimbo und befahl ihm, den Ort auf keinen Fall vor meiner Rückkehr zu verlassen. Dann schritt ich behutsam längs des Waldrands unter den Bäumen hin, um die Stelle zu finden, an welcher der Feind den Wald betreten hatte. Ich bemerkte nicht das geringste Zeichen, obgleich ich nach und nach eine Strecke von wohl einer halben Stundenlänge zurücklegte; der gesuchte Ort mußte sich nicht hier ober-, sondern unterhalb unseres Nachtlagers befinden, und daher kehrte ich zu diesem zurück.
    Dort angekommen, fand ich wohl die Pferde, nicht aber Quimbo. Rufen durfte ich auf keinen Fall; an ein leichtsinniges Verlassen des Ortes wollte ich nicht glauben, daher folgte ich den Eindrücken, welche sein Fuß zurückgelassen hatte. Sie führten entgegengesetzt von der Richtung, aus welcher ich gekommen war, längs des Waldrands hin und fielen also mit dem von mir beabsichtigten Weg zusammen. Nach einiger Zeit gingen sie waldeinwärts, wo sie mit einer breiten Fährte zusammentrafen, die auf einem durch einen Windbruch entstandenen freien Platz endigte. Hier lag ein Trupp von vollständig gerüsteten Zulukaffern; ich zählte deren vierundzwanzig. In ihrer Mitte saß Sikukuni. Ihre Pferde hatten sie ringsum an die Stämme des niedrigen Buschwerkes befestigt, welches zwischen den niedergestürzten Bäumen aufgeschossen war.
    Da wo ich, durch die Zweige lauschend, lag, führte eine einzelne Spur an dem Rand der Lichtung hin. Stammte dieselbe von Quimbo, oder war sie von einem der Feinde verursacht worden, der mich bei seiner Rückkehr leicht entdecken konnte? Ich mußte dies untersuchen und folgte ihr schnell, aber vorsichtig.
    Schon nach wenigen Schritten vereinigte sie sich mit einer zweiten Fährte und führte mit ihr grad senkrecht von der Lichtung ab. Da ich vor mir nicht das mindeste Geräusch vernahm, erhob ich mich aus der bisher eingehaltenen tief gebeugten Stellung und schritt rascher vorwärts. Nach einiger Zeit teilten sich die Spuren wieder. Welcher sollte ich folgen? Ich untersuchte beide. Die eine stammte von einem nackten Fuß und die andere von einem riesigen Schuh oder Stiefel her. Sollte der Engländer in der Nähe sein? Ihn hatte ich weniger zu fürchten und wandte mich also der ersteren Fährte zu.
    Noch hatte ich kaum ein Dutzend Schritte gemacht, so erblickte ich zwei nackte, braune Beine, welche hinter dem dicken Stamm eines Baums hervorragten. Diese nach innen gewachsenen, eckigen Wadenmuskeln kannte ich; sie konnten keinem anderen angehören als meinem ‚gut', schön' und tapfern Quimbo‘. Ich trat näher, nicht ganz leise, sondern für ihn vernehmbar, um ihn nicht zu erschrecken und dadurch zur Unvorsichtigkeit zu verleiten. Wirklich bewegten sich sofort die Beine; der Körper, zu dem sie gehörten, bog sich schnell hinter dem Stamm hervor, zwei Augen wandten sich mir zu, und dann stand der Kaffer mit einer zur Vorsicht mahnenden Pantomime vor mir.
    „Oh, Oh, Mynheer rat', wer bin dort!“ flüsterte er mit einer durch die Bäume gerichteten Handbewegung.
    „Der Engländer?“
    „Mynheer weiß? Wer hab' Mynheer 'sagt, daß England hier?“
    „Ich sah seine Spur! Warum hast du die Pferde

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