30 - Auf fremden Pfaden
hör', was Tschemba hör' und seh'. Tschemba hör', daß Boers komm' zu Raafberg' mit Somi und sag' Sikukuni; Sikukuni komm' mit Zulu und will mach' tot Boers, komm' heut her und seh, ob Boer schon fort. Sikukuni geh' nach' Raafberg und mach' dann auch tot Jeffrouw, nehm' mit Mietje.“
„Wo ist er jetzt?“
„Auf dem Weg nach Raafberg' und wart' auf Tschemba.“
„Wo?“
„In groß' Wald vor Raafberg' mit viel' Krieger von Zulu.“
„Du hast heute mit ihm gesprochen?“
„Tschemba red' mit Sikukuni, eh' Sikukuni komm' und als Sikukuni spring' auf Pferd mit Mietje.“
„Wer ist der Engländer, welchen er bei sich hat?“
„Tschemba weiß nicht England.“
„Du hast den Schild hier weggenommen?“
„Tschemba woll' bring' Schild zu Sikukuni; Zulu sein feig und sterb', wenn nicht hab' mehr Schild, und Sikukuni geb' viel Geschenk an Tschemba, wenn Tschemba bring' Schild.“
„Wo ist er?“
„Tschemba hab' trag' Schild hinaus über Garten und leg' auf Erd' bei Tür.“
„Quimbo, hole ihn!“
Der Diener entfernte sich eilig und kehrte in kürzester Zeit mit der Trophäe zurück. Mit ihm zugleich trat Mietje ein, welche die Boten hatte absenden wollen und dabei über das mit Tschemba Vorgekommene unterrichtet worden war. Ich gab ihr die nötigen Aufklärungen, und dann sandte sie ihre Briefe ab, obgleich Tschembas Aussage meine Vermutung bestätigte, daß für jetzt ein Überfall der Farm nicht zu erwarten sei. Über das Schicksal des Gefangenen zu entscheiden, war Sache der Boers, und deshalb ließ ich ihn in einem sichern Raum unterbringen, wo er bis zur Ankunft Jans eingeschlossen wurde.
Nun stellte ich, um allen Eventualitäten zu begegnen, Wachen aus und begab mich dann zur Ruhe. Als ich erwachte, graute der Morgen. Nachbar Zelmst war bereits eingetroffen, und kaum hatten wir unsere Morgenpfeifen angebrannt, so ritten auch die beiden jungen Hoblyn und Baas Jeremias mit einigen Kaffern in den Hof.
Sie waren nicht wenig überrascht gewesen von der Kunde, daß Sikukuni diesseits des Gebirges und in ihrer unmittelbaren Nähe aufgetreten sei, und versprachen mir, bis zur Rückkehr Jans nach besten Kräften für die Sicherheit der beiden Frauen Sorge zu tragen. Ich konnte also meinen Ritt nach den Raafbergen unternehmen.
Dieser war jedenfalls nicht ganz ungefährlich für mich, da sich die Zulus zwischen mir und den Boers befanden, doch kümmerte mich das nicht; diese Kaffern waren ja nicht die ersten Wilden, denen ich mich gegenüber sah.
Von den besten Wünschen der Zurückbleibenden begleitet, verließ ich nun die Farm. Quimbo saß wieder mit weit auseinander gespreizten Beinen auf dem Rückenplateau seines Brabanters und hatte sich einige tüchtige Stücke des von der gestrigen Feier übrig gebliebenen Fleisches aufgestapelt. Die Pferde hatten sich ausgeruht und schritten so wacker aus, daß ich annahm, die Raafberge schon am nächsten Morgen erreichen zu können, obgleich mir Mietje und auch die andern versichert hatten, daß fast zwei Tagesreisen bis zu ihnen zu rechnen seien.
Der Weg führte meist über wüste Sandstrecken oder über vegetationslose Konglomerat- und Schieferlager, und erst gegen Abend sahen wir nach einem scharfen, anstrengenden Ritt den bläulichen Duft eines Waldes an dem vor uns liegenden Horizont auftauchen. Der Beschreibung und meiner Berechnung nach war dies vor den Raafbergen der letzte Wald, in welchem Tschemba zu Sikukuni hatte stoßen wollen; für uns allerdings war es auch der nächste, den wir trafen, da ich nach dem Kompaß genau die nördliche Richtung eingehalten und die zur Rechten und Linken vor uns liegenden einzelnen Waldungen nicht berührt hatte.
Wenn Sikukuni wirklich Tschemba hier erwartete, so hatte er sich jedenfalls an dem uns zugekehrten Rand des Waldes postiert und mußte unser Nahen bemerken. Daher zog ich es vor, hier auf der freien Ebene zu warten, bis es dunkel genug sei, um uns unbemerkt zu nähern. Wir stiegen ab, koppelten die Pferde zusammen und legten uns auf den von den Strahlen der Sonne noch warmen Boden nieder.
Quimbo zog, um sich die Zeit zu vertreiben, sein Messer hervor und schärfte es an dem harten Gestein; er tat dies mit einer so andächtigen Sorgfalt, als gälte es, ein ganzes Heer von Feinden abzuschlachten.
„Seh' Mynheer! Quimbo wetz' Messer für Sikukuni“, erklärte er.
„Warum denn grad und bloß für ihn?“
„Sikukuni will raub' Mietje, und Mietje werd' doch sein Frau von Quimbo. Doch Quimbo stech' tot
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