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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verlassen?“
    „Oh, oh, Mynheer nicht bin bös, nicht bin zorn' auf Quimbo! Quimbo hör' lauf Pferd; Quimbo paß' auf und seh' Pferd, was reiß aus, und Zulu, der fang Pferd. Quimbo lauf nach Pferd und Zulu und komm' an Ort, wo bin Sikukuni mit viel' Krieger und England. Da steh' auf England und geh in Wald; Quimbo lauf nach, und nun komm' auch Mynheer.“
    Diese Erzählung genügte, um mich aufzuklären. Ich trat etwas vor und gewahrte den Engländer, welcher sich wohl nur entfernt hatte, um auf einige Zeit dem penetranten Fettgeruch der Kaffern zu entgehen, denn er lag ohne Beschäftigung am Boden und starrte in die über ihm hängenden Zweige empor.
    Ich hatte jetzt eine schnelle Entscheidung zu treffen. Bemächtigte ich mich des Engländers, so lief ich Gefahr, grad dadurch unsere Anwesenheit zu verraten; aber wenn es mir gelang, unsere Spuren zu verbergen, so gab sein Verschwinden den Zulus jedenfalls Veranlassung, den ganzen Tag nach ihm zu suchen, wodurch ich die nötige Zeit gewann, die Boers herbeizuführen. Und zudem wußte ich ja, daß die Kaffern bei weitem nicht die Pfadfinder sind, wie die Wilden des westlichen Nordamerika. Auf das Eintreffen des Waffentransports konnte das Verschwinden des Engländers keinen Einfluß haben; daher besann ich mich nicht lange, schlich mich bis hart zu ihm hin und richtete mich dann, das Messer in der Hand, vor seinen Augen empor.
    „Good morning, Sir Gilbert Grey! Ihr scheint schlecht geschlafen zu haben, da Ihr bereits wieder der Ruhe pflegt!“
    Es widerstrebte mir, ihn zu überfallen wie einen Wilden, und wenn ich geglaubt hatte, daß eine Überraschung jede Gefahr für mich unmöglich machen werde, so hatte ich mich auch nicht verrechnet, denn der gute Mann riß vor Erstaunen den Mund weit auf, machte ein Gesicht, als sähe er ein Gespenst, brachte keinen Laut hervor und vergaß sogar, sich zu erheben.
    „Wollt Ihr nicht ein wenig aufstehen, Sir? Oder habt Ihr hier zu Land bereits vergessen, wie man mit einem Gentleman zu sprechen hat?“
    Erst jetzt erhob er sich langsam, wie im Traum, und sagte:
    „Heigh-ho, Ihr seid es?“
    „Ja, ich bin es, wenn ich mich nicht irre! Wollt Ihr nicht so gut sein und einmal Eure Schuhe ausziehen?“
    „Warum?“ fragte er, im höchsten Grad erstaunt.
    „Weil ich es wünsche, Sir! Ich habe jetzt keine Zeit, Euch meine Gründe zu erklären, doch werdet Ihr sie später sicher hören. Also, bitte!“
    „Ich begreife nicht, was –“
    „Ihr braucht es auch nicht zu begreifen, Sir. Seht hier dieses Messer! Es sitzt Euch in weniger Zeit als einer Minute zwischen den Rippen, wenn Ihr nicht sofort tut, was ich Euch befehle!“
    Ich winkte, und Quimbo trat an seine andere Seite. Er hatte sich bisher versteckt gehalten und erhob jetzt die Lanze.
    „Mynheer, soll Quimbo stech' Lanze hier in England wie gestern in Sau?“
    Das war dem guten Sir Gilbert Grey denn doch zu gefährlich. Er erklärte erschrocken:
    „Ich verstehe Euch nicht, Sir, aber ich werde Euch dennoch den sonderbaren Gefallen tun!“
    „Ein Glück für Euch. Ihr seid uns einmal entgangen, zum zweitenmal aber passiert das nicht wieder! Übrigens ersuche ich Euch, so leise wie möglich zu sprechen und uns jetzt zu folgen!“
    Ich ließ ihn die Schuhe natürlich bloß deshalb ausziehen, damit seine riesigen Stapfen etwas weniger bemerkbar wurden. Er nahm sie unter den Arm und folgte mir. Bei unseren Pferden angekommen, konnte ich schon etwas umständlicher mit ihm verkehren.
    „Ihr wolltet mich gestern abhalten, Eure saubere Begleitung kennen zu lernen; es ist Euch nicht gelungen, und Ihr habt jetzt die Folgen zu tragen. Ihr seid mit den Feinden des Landes hier eingedrungen, habt Sikukuni geholfen, eine Farm zu überfallen, und werdet daher das Leben lassen müssen, wenn Ihr Euch nicht so verhaltet, daß ich Euch der Nachsicht meiner Freunde empfehlen kann. Wie kommt Ihr mit dem obersten Häuptling der Kaffern zusammen?“
    „Good, good, das ist sehr einfach, Sir“, antwortete er sehr kleinlaut. „Ich hatte eine Botschaft jenseits der Gebirge auszurichten und traf unterwegs mit ihm zusammen.“
    „Welche Botschaft ist es?“
    „Eine rein geschäftliche, Sir; Ihr könnt es glauben!“
    „Ich glaube es allerdings; doch sind die Geschäfte sehr verschiedener Art. An wen war die Botschaft gerichtet?“
    „An – an einen Holländer.“
    „Lügt nicht, sonst verschlimmert Ihr Euch Eure Lage!“
    „Ich sage die Wahrheit!“
    „Die Wahrheit ist im Gegenteil,

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