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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einem oder zwei von uns hinaus in die Ebene, um zu spähen, ob der Transport bereits eingetroffen ist.“
    „Ihr habt recht. Aber die Schlucht?“
    „Ist bereits gefunden, wenn sie breit und lang genug ist, um den Tieren genügsam Weide zu bieten. Seht, dort links zieht sie sich in den Berg hinein!“
    Wir ritten auf dieselbe zu und gewahrten, daß sie unserem Zweck vollständig entsprach. Die Pferde wurden hineingebracht und zwei Mann an ihrem Ausgange postiert. Dann stiegen wir zu dem Wald empor. Er war in seinem unteren Teil zu licht, und wir mußten weit nach oben, wo er so dicht wurde, daß das Gewirr seiner Zweige unser Feuer deckte. Wir fanden einen geeigneten Platz, suchten die Umgebung desselben ab und richteten dann, als wir nichts Verdächtiges gefunden hatten, das Lager her. Das Abendbrot wurde bereitet; einige Wachen sorgten für die nötige Sicherheit, und dann legten wir uns zur Ruhe.
    Ich mochte wohl bereits eine Stunde geschlafen haben, als ich von einer Hand berührt wurde und sofort aufwachte. Somi stand vor mir.
    „Deutschland, steh' auf und komm' mit Somi!“
    Ich erhob mich, einigermaßen verwundert über diese Störung. Er ging mit mir zu Jan, welcher uns zu erwarten schien, und schritt dann uns beiden voran in den Wald hinein.
    „Was sollen wir?“ fragte ich Jan.
    „Ich weiß es nicht, Mynheer“, antwortete er. „Somi weckte mich und dann Euch; weiter ist mir nichts bekannt.“
    Ohne ein Wort der Aufklärung führte uns der Häuptling immer weiter empor und schlug dann eine mehr westliche Richtung ein, so daß wir den freien Berg erreichten und den Wald in den Rücken bekamen. Hier blieb er stehen. Er war uns mit einer Sicherheit vorangeschritten, daß es schien, er sei hier besser bekannt, als sich vorher vermuten ließ.
    „Jan hör', und Deutschland hör'! Jan sein Sohn von Somi, und Deutschland sein Mynheer groß und tapfer und groß Vorsicht. Jan und Deutschland soll wiß' Geheimnis von Somi. Somi flieh' vor Sikukuni und komm in Attersberg; find' da schwarz' Diamant, von dem sag' auch gestern Boers, und versteck' Diamant. Jetzt hol' Diamant, und Jan und Deutschland sein dabei!“
    Das also war es! Der verschwiegene Mann hatte keinen von uns ahnen lassen, daß das Ziel unseres Ritts zugleich auch das Versteck seines Reichtums sei, und der Umstand, daß er mich neben Jan zur Begleitung aufforderte, gab mir einen neuen und großen Beweis von der Zuneigung, welche ich bereits gestern beobachtet hatte. Er weidete sich an unserm Erstaunen und fuhr dann fort:
    „Somi hab' nehm' bloß wenig Diamant; in Berg sein noch groß viel mehr Diamant; darum nicht soll' wiß' Boers, weil Somi schenk' Geheimnis an Jan, der hol' all' Diamant!“
    Er führte uns die Höhe beinahe vollends empor und blieb dann vor einem großen Felsblock stehen, welcher tief in die Erde eingesenkt zu sein schien.
    „Jan sein stark; Jan heb' Stein!“ bedeutete er den Boer.
    Dieser stemmte sich gegen den Felsen und hob eine Seite desselben empor. Somi griff darunter.
    „Stein wieder laß' fall'!“ gebot er dann. „Somi hab' find' Diamant.“
    Er richtete sich empor und zeigte uns ein aus der Haut eines jungen Leguan gefertigtes Säckchen, welches er öffnete, um uns hineingreifen zu lassen, da es nicht hell genug war, seinen Schatz zu erkennen.
    „Hier Diamant, ishumi, ilinci, mboxo Stein, zwei mal zehn und acht Diamant. Und nun auch führ' zu Kloof, wo sind' Diamant!“
    Schon hatte er sich gewendet, um wieder voranzuschreiten; da drehte er sich noch einmal zurück und griff in den Beutel.
    „Deutschland hab' schütz' Tscharga; Somi hab' lieb Deutschland, schenk Deutschland Diamant hier!“
    Ich trat zurück und wehrte ab. Selbst wenn er den kleinsten der kostbaren Steine ergriffen hatte, war das Geschenk so reich, daß ich mich scheute, es anzunehmen. Der Kaffer wußte wohl, daß diese Diamanten einen hohen Wert haben; aber die wirkliche Höhe dieses Wertes war ihm jedenfalls unbekannt.
    „Warum nicht will' nehm' Stein? Somi weiß noch viel Stein, und wenn Deutschland nicht nehm', so werf Somi Stein fort, daß verlier'. Was Somi woll' schenk', das nehm' nicht wieder!“
    Bei dieser Drohung, die er jedenfalls wahr gemacht hätte, war es nicht anders möglich, ich mußte das Geschenk annehmen.
    Meinen Dank abschneidend, wandte er sich wieder um, schritt der Höhe des Berges zu und stieg dann an der anderen Seite desselben langsam hinab. Es ging sehr weit hinunter, doch war der Kaffer so mit dem Weg vertraut, daß

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