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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wir alle Hindernisse unschwer überwanden.
    Da war es mir, als ob ich einen brenzlichen Geruch verspürte. Ich blieb stehen und sog die Luft prüfend ein. Ich hatte mich nicht getäuscht.
    „Halt!“ gebot ich. „Unter uns muß ein Feuer brennen.“
    Die beiden andern fanden meine Wahrnehmung bestätigt; es war notwendig, jetzt beim Abwärtssteigen die größte Vorsicht anzuwenden. Wir brauchten nicht sehr weit zu gehen, um nun auch den Schein eines Feuers zu bemerken, welches aus der Kloof, die Somi zum Ziel gedient hatte, emporleuchtete. Der Häuptling blieb stehen.
    „Das sein Kloof, wo Stein sind'! Wer sein in Kloof? Nehm' wohl weg all' Diamant!“
    „Wir werden ja sehen, wer es ist“, antwortete ich. „Kommt vollends bis zum Rand der Schlucht, und vermeidet jedes Geräusch!“
    Wir stiegen vollends hinab und befanden uns am Rand einer engen und nicht zu tiefen Schlucht, welche sich einige hundert Schritte weit in den Berg hineinzog und dann an einem jähen Felsensturz endete. Ich legte mich auf den Boden und streckte den Kopf über den Rand hervor, um in die Kloof zu blicken. Jan und Somi folgten meinem Beispiele.
    Unten saßen um ein Feuer sechzehn Zulus und bei ihnen drei Weiße, von denen einer ganz genau dieselbe Kleidung trug wie Sir Gilbert Grey, während diejenige der beiden andern in ihnen englische Offiziere vermuten ließ. Sie befanden sich kaum zwanzig Fuß unter uns, so daß ich das Gespräch der drei Männer deutlich zu vernehmen vermochte.
    „Dieser Grey scheint kein zuverlässiger Mann zu sein“, hörte ich sagen. „Er hätte bereits vor drei Tagen im Lager sein müssen.“
    „Wir wissen das“, antwortete der mit der Rhinoceroshaube. „Doch mußte unsere Post im Duplikat abgesendet werden, und wir hatten keinen einzigen als diesen Sir Gilbert, der in seinem ganzen Leben keinen einzigen klugen Augenblick gehabt hat. Mein Weg war der kürzere, aber auch der gefährlichere, und es mußte Sorge getragen werden, daß, wenn ich den Boers in die Hände fiel, Ihr dennoch die Benachrichtigung erhieltet, Lieutenant. Übrigens wurde Grey nicht so vollständig eingeweiht, und das mag wohl der Grund sein, daß er sich nicht genügsam gesputet hat.“
    Ich war erstaunt über die Enthüllung, welche in dieser kurzen Rede lag. Also das Handlungshaus, welches den Transport zu liefern hatte, war so vorsichtig gewesen, zwei Botschafter abzusenden, von denen nur der eine in unsere Hände gefallen war. Infolge dieses Verfahrens war Lieutenant Klintok dennoch benachrichtigt worden und befand sich hier in der Kloof, um mit seinen sechzehn Kaffern die Sendung in Empfang zu nehmen.
    Somi lag neben mir und flüsterte jetzt:
    „Zulu und England bloß hier lager', aber nichts weiß von Diamant!“
    Seine frühere Befürchtung zeigte sich allerdings als unbegründet, desto gefährlicher aber war die Anwesenheit dieser Leute für unser gemeinschaftliches Unternehmen. Sollte dieses gelingen, so mußten die Männer da unten in der Kloof unschädlich gemacht werden. Doch wie bei jedem Unfall sich irgend ein glücklicher Umstand geltend zu machen pflegt, so vernahm ich auch hier bald Worte, welche für unsere weiteren Absichten von ungemeinem Vorteile sein mußten.
    „Also über den Kerspaß bringen wir die Waffen?“ fragte der Bote.
    „Ja“, antwortete der Lieutenant Mac Klintok. „Dort erwartet uns zur größeren Sicherheit ein bedeutendes Detachement Kaffern, da sich annehmen läßt, daß diese holländischen Bauern in den Besitz des Passes zu kommen suchen werden.“
    „Und der Kleipaß?“
    „Ist wohl auch bereits besetzt, doch nicht so stark wie der Kerspaß. Der erstere ist enger, macht mehr Windungen und ist leichter zu verteidigen. Übrigens handelt es sich dort nicht um eine so außerordentlich wichtige Zufuhr, sondern bloß darum, etwaige einzelne Zuzüge von hier hinüber zurückzuweisen.“
    „Ich denke nur“, meinte der andere Engländer, „daß wir uns einer bereits verfehlten Sache angenommen haben.“
    „Inwiefern?“
    „Es stehen zwar beinahe zwölftausend Zulus einem Boersheer, welches höchstens dreitausend Mann zählt, entgegen; aber diese Boers sind Feinde, welche man ja nicht unterschätzen darf. Ihre Taktik ist stets eine sehr vorzügliche gewesen, und was den Kampf betrifft, so verstehen sie es, ihre Roers zu gebrauchen, und im Nahkampf nimmt es jeder dieser Holländer mit vier, fünf Kaffern auf.“
    „Pshaw!“
    „Pshaw? Ich bitte dich, Kamerad, denke nur an diesen Boer van het

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