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30 - Auf fremden Pfaden

30 - Auf fremden Pfaden

Titel: 30 - Auf fremden Pfaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vater um das Leben des Zulu, und so willigten endlich die Boers unter der Bedingung ein, daß der Kaffer bis zu ihrer Rückkehr gefangen gehalten werde. Er wurde, als ihm dies eröffnet worden war, wieder abgeführt.
    Nun ging es an das Rüsten, da unsere Abwesenheit für diesmal von einer längeren Dauer sein mußte. Wir konnten vom Attersberg nicht hierher zurückkehren, sondern beschlossen, den Transport, falls er in unsere Hände fiel, was wir auch sicher hofften, gleich über die Berge zu bringen, wo er uns Gelegenheit gab, die Rüstung des dort sich versammelnden Boersheers zu vervollständigen und dann ohne weiteres Zaudern über die Zulus herzufallen.
    Die Farm war reich genug, uns alle mit genügendem Proviant auszustatten, und als wir aufbrachen, waren wir so gut mit Packpferden versehen, daß es schien, als ob wir eine Entdeckungsreise in das Innere des afrikanischen Kontinentes beabsichtigten.
    Natürlich waren zum Schutz der Farm die nötigen Vorkehrungen getroffen worden, obgleich sich als sicher annehmen ließ, daß eine weitere Bedrohung derselben nicht stattfinden werde. Sikukunis Absicht, die Zusammenkunft an Klaarfontein zu sprengen, war vereitelt und sein Angriff gegen die Familie van Helmers wiederholt und siegreich abgeschlagen worden; er hatte keine Leute mehr bei sich, und wenn er einmal hinter den Bergen war, so bekam er dort jedenfalls so viel zu tun, daß er keine Zeit fand, wieder zurückzukehren.
    Es kostete Somi allerdings Überwindung, die wiedergefundene Tochter so schnell wieder zu verlassen, und auch Jan trennte sich nur schwer von ihr und der Mutter, welcher ich die nötigen Medikamente zurückließ. Beide blieben noch eine Weile auf der Farm zurück und erreichten uns erst, als ein guter Teil der Nacht vergangen war.
    Der Ritt verlief ohne ein besonders bemerkenswertes Ereignis, bis wir am andern Abend beim Ziel anlangten.
    Der Attersberg erstreckte seinen langgedehnten Rücken vom Randgebirge weit nach Osten hin, wo er allmählich auf der Hochebene verläuft. Sein östlicher Teil ist von dichtem Wald bestanden, während der westliche kahl und öde sich aus einer Höhe von mehreren tausend Fuß zur Tiefe senkt. Zahlreiche Schluchten und Risse durchschneiden ihn in der Richtung nach Süd und Nord, und gewaltige Steinblöcke und Felsspitzen ragen teils auf den unwirtlichen Hängen empor, teils liegen sie im finsteren Forst zwischen faulenden Baumleichen, welche von hohem Moos überzogen und von Schlinggewächsen umrankt sind. Ein solches Terrain bietet der Verstecke genug selbst für eine größere Karawane, und wenn der Transport bereits vor uns angekommen war, was ja recht gut in den Bereich der Möglichkeit gehörte, so fiel es jedenfalls nicht leicht, ihn zu entdecken. Doch war im Brief nicht der Ort angegeben, wo Lieutenant Mac Klintok ihn finden sollte, und so ließ sich erwarten, daß ein nicht gar zu sicheres Versteck gewählt worden sei. Waren die Engländer aber noch nicht da, so ließ sich ihr Kommen leicht bemerken, wenn wir uns auf dem Rücken des Berges so postierten, daß wir die westlichen Abhänge desselben und die weiter hin gelegene Hochebene zu überblicken vermochten.
    Wir hielten vor der mächtigen Höhe und traten zusammen, um über den Ort zu beraten, an welchem wir lagern wollten. Es dämmerte bereits stark, und da wir nahe dem Neumond waren, so konnten wir auf den Mondschein nicht rechnen und mußten eine schnelle Entscheidung treffen.
    „Wohin?“ fragte van Horst.
    „Wir ziehen uns in die nächstbeste Schlucht, in welcher wir, ohne gesehen zu werden, ein Feuer anzünden und es uns bequem machen können“, antwortete Huyler.
    „Ein Feuer darf nicht angezündet werden“, meinte Uys. „Die Engländer könnten uns trotz aller sonstigen Vorsicht bemerken.“
    „Was meint Ihr, Mynheer?“ fragte Veelmar, sich zu mir wendend.
    Ich antwortete:
    „Die Tage sind heiß, aber die Nächte sind kalt, und ein Feuer würde uns daher nicht unangenehm sein, denke ich. Es läßt sich auf alle Fälle ein Ort finden, wo es brennen kann, ohne bemerkt zu werden. Wir müßten da zum Wald emporsteigen. Da uns aber dabei die Pferde hinderlich sind, so schlage ich vor, sie in eine Schlucht zu plazieren und eine Wache bei ihnen zu lassen, die allerdings auf das Feuer zu verzichten hat. Wenn wir uns droben im dichten Wald lagern und den Platz vorher sorgfältig absuchen, können wir uns wärmen, ohne eine Entdeckung zu befürchten. Morgen mit dem frühesten reite ich dann mit

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