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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Moore Williams
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unterhalten.“ Sein Lachen ließ keinen Zweifel, daß es sich um eine sehr einseitige Unterhaltung handeln würde. Cuso war bekannt für die Methoden, mit denen er Gefangene unter Druck setzte, um Informationen zu erhalten.
    Zen fühlte, wie seine Handflächen feucht wurden. Beim Auftauchen des Leutnants war ihm schlagartig klar geworden, daß Cal als Spion in Cusos Diensten arbeitete. Er zwang sich, seine Erregung zu verbergen und sagte: „Ich weiß die Ehre zu schätzen, mit dem großen Führer der asiatischen Kräfte zu sprechen.“
    „Die Ehre wird auf Cusos Seite sein“, erwiderte der Leutnant, und er stieß einen Pfiff aus, als er Nedra hinter Zen entdeckte. Langsam hob er das Gewehr an die Hüfte. „Und wer ist das?“ fragte er mißtrauisch. „Eine Krankenschwester, die sich ebenfalls auf unsere Seite geschlagen hat“, erklärte Cal hastig.
    „Warum versteckt sie sich hinter dem Oberst?“
    „Eds wegen“, erwiderte Cal. „Das Mädchen hat etwas gegen ihn.“
    „Aha“, sagte der Leutnant mit einem maliziösen Lächeln. „Komm hervor, schönes Kind!“
    Als Nedra neben Zen trat, weiteten sich die Augen des Leutnants. „Gut, gut! Ich nehme an, daß Cuso sich auch mit Ihnen gern unterhalten würde.“
    Eds Gesicht war dunkelrot vor Wut und Enttäuschung. Er sah aus, als wolle er sich auf den Leutnant stürzen, aber dann fiel sein Blick auf die schußbereite Waffe, und er ließ die Arme sinken. Nur seine Zähne knirschten so laut, daß es bis in die hinterste Ecke zu hören war.
    „Warum klapperst du so mit den Zähnen?“ fragte der Leutnant spöttisch. „Paßt dir etwas nicht? Dann sag’ es, vielleicht kann ich dir helfen.“
    „Es – es ist so kalt hier drin“, stammelte Ed.
    Zen wollte lachen, aber dann spürte er zu seinem Erstaunen, daß Ed nicht nur nach einer Ausrede gesucht hatte. Die Temperatur war plötzlich gesunken, so erheblich gesunken, daß nicht nur die eingebrochene Nacht und die halboffene Tür die Ursache sein konnten. Die Kälte, die den Raum erfüllte, war von einer ganz besonderen Art. Sie schien aus dem Körperinnern zu kommen, sich von den Knochen durch Fleisch und Muskeln gegen die Haut hin auszubreiten, auf der sie ein seltsames Prickeln hervorrief.
    „Ich habe Hunger“, sagte der Leutnant. „Habt ihr etwas zu essen?“
    „Selbstverständlich“, beeilte Cal sich zu versichern. „Jake! Bring’ dem Leutnant zu essen!“
    Jake stand mit halbgeschlossenen, düster glühenden Augen in der Tür, die zu der kleinen Küche führte. Seine Miene verriet, daß er nicht übel Lust hatte, dem Asiaten an die Kehle zu gehen.
    „Los, beweg’ dich!“ schrie Cal ihn an. „Mach, daß du in die Küche kommst!“
    „Ich gehe schon“, brummte Jake und verschwand. Sie hörten ihn nebenan wütend mit Töpfen und Pfannen hantieren.
    „Sieht aus, als wäre er nicht ganz richtig im Kopf“, bemerkte der Leutnant.
    Cal nickte. „Ein bißchen dumm, sonst aber brauchbar, Leutnant.“
    Der Leutnant blickte auf die Uhr. „Ich vergaß ganz, Ihnen zu sagen, daß meine Leute draußen warten.“
    „Holen Sie sie herein, Leutnant“, sagte Cal eilfertig. „Sie werden ebenfalls hungrig sein. Außerdem ist es ziemlich kalt geworden.“
    Der Leutnant überlegte einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. „Es ist besser, sie bleiben draußen“, entschied er. „Sie haben ein Maschinengewehr an der Straßenecke aufgebaut. Ich lasse mich nicht gern überraschen.“
    „Wie Sie wollen“, sagte Cal.
    „Das MG ist auf dieses Haus gerichtet“, nickte der Leutnant betont. „Man kann nie wissen, wozu es gut ist.“
    Cal sagte nichts, aber Zen sah, wie der andere zu zittern begann. Cal hatte die versteckte Drohung sehr gut verstanden. Zitterte er deswegen? Es schien so, aber dann kam Zen zum Bewußtsein, daß es nicht Furcht war, die Cal beben ließ. Die Temperatur war noch weiter gesunken, die Kälte hatte fast ein unerträgliches Maß angenommen. Nedra schien die einzige zu sein, die sie nicht empfand. Ihre Augen waren groß und hell, ihr Gesicht glühte vor innerer Wärme. Zen beobachtete sie kopfschüttelnd.
    War das Mädchen sich über die Gefahr, in der sie schwebte, nicht klar? Begriff sie nicht, daß sie der unmittelbaren Drohung Eds nur entgangen war, weil sie dafür die viel größere Gefahr durch die Leute Cusos eingehandelt hatte?
    „Nedra, was ist Ihnen?“ fragte er flüsternd.
    Sie blickte ihn an, in ihren Augen war ein helles, durchdringendes Leuchten; die Unsicherheit

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