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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Moore Williams
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oben“, erklärte Cal. „Früher hatten diese Gebirgswiesen einen guten Ruf als Weidegrund. Die Reste der ehemaligen Herden existieren noch, sie gehören zu einer harten Rasse, die es versteht, den Nachstellungen der Pumas zu entgehen oder sogar den Kampf gegen sie aufzunehmen. Das ist auch der Grund, warum wir hier keine Not leiden.“
    Zen hörte nur mit halbem Ohr zu. Er war vollauf damit beschäftigt, Nedra und Ed zu beobachten. Der zähe kleine Bursche folgte jeder Bewegung des Mädchens. Er bestand darauf, beim Essen neben ihr zu sitzen und starrte die anderen mit stolzer Besitzermiene an.
    Äußerlich bewahrte Zen die Ruhe, aber er fühlte, wie Spannung und Erregung in ihm wuchsen. Durch die Fenster konnte er erkennen, daß die Dämmerung heraufzog. Sie warf schon ihre Schatten über die Berge, und in kurzer Zeit würde es dunkel sein. Was würde dann geschehen? Er sah die Blicke Eds und musterte seine Hände. Zens Hände waren breit und kräftig, er war sicher, daß es ihm keine Schwierigkeiten bereiten würde, den Kleinen zu erledigen, wenn er zu aufdringlich werden sollte. Und dann? Zen hatte ein unangenehmes Gefühl, er dachte nicht gern an die Kugel, die ihn treffen würde, wenn er Ed an die Kehle ging.
    Er räusperte sich und blickte Nedra spöttisch an. „Mädchen, die sich allein in den Bergen herumtreiben, müssen sich damit abfinden, daß ihnen etwas zustößt“, sagte er.
    Nedra tat, als habe sie seine Worte nicht gehört. Ed heftete seine kleinen Augen mißtrauisch auf Zen. Cal lachte lautlos, ohne sich beim Essen stören zu lassen. Jake war in seine Mahlzeit vertieft, er schien nicht zu bemerken, was um ihn herum vorging.
    Als die Mahlzeit beendet war, versuchte Ed, Nedra auf das zerrissene Sofa zu dirigieren, aber sie wich ihm geschickt aus und kauerte sich, sehr zu seinem Mißfallen, auf einen umgestülpten Eimer. Jake klapperte in einem düsteren Nebenraum mit Tellern und Töpfen, Cal hatte sich auf einen Stuhl in der Ecke zurückgezogen, von wo aus er den ganzen Raum übersehen konnte. Niemand sprach, aber dann wurde die Stille vom Ruf einer Eule unterbrochen.
    Ed sprang auf, packte Nedras Hand und versuchte, das Mädchen zu einer Leiter zu ziehen, die in einen Kellerraum führte. Gal stand auf und ging zur Tür.
    „Lassen Sie mich in Ruhe!“ fauchte Nedra den Krummbeinigen an.
    „Sie müssen mitkommen“, sagte Ed und deutete auf die Öffnung, die nach unten führte. „Sie müssen hier heraus. In Ihrem eigenen Interesse.“
    „Unsinn, warum sollte ich?“
    „Weil der Eulenruf ein Signal war. Die Leute, die kommen, werden versuchen, Sie mir wegzunehmen.“
    „Tadellos“, sagte Nedra. „Das wäre nicht mehr als gerecht. Sie sehen, der liebe Gott kümmert sich um arme, alleinstehende Mädchen.“
    „Aber Sie wissen doch gar nicht, was das für Leute sind!“ brummte Ed entsetzt.
    „Es interessiert mich nicht“, erwiderte Nedra. „Selbst der Teufel würde mir in dieser Situation willkommen sein. Ich hoffe, Sie verstehen, daß das kein Kompliment für Sie ist.“ Ihre Worte waren an Ed gerichtet, aber ihre Augen ruhten auf Zen, der sich gegen ihre indirekte Anklage nicht verteidigte.
    „Verdammt, ich denke nicht daran, Sie mir wegnehmen zu lassen!“ begann Ed zu toben. Wieder packte er Nedras Handgelenk und versuchte, das Mädchen zur Leiter zu zerren. Nedra riß sich los und schlug ihm ins Gesicht. Mit einem Wutschrei sprang Ed auf sie zu, aber Nedra wich hinter dem breiten Rücken Zens aus.
    „Aufhören, Ed!“ befahl Cal scharf. „Sie gehört mir“, knurrte Ed. „Du weißt, daß ich sie zuerst gesehen habe.“
    „Wenn der Leutnant entscheidet, daß er sie haben will, bist du die erste Leiche“, warnte Cal und zuckte die Schultern. „Mir soll’s egal sein, was du anstellst, es ist dein Begräbnis und nicht meines.“
    Wieder erklang der Ruf der Eule, diesmal dicht am Haus. Cal öffnete die Tür. Ein Leutnant und vier Soldaten traten ein. Zen brauchte nur einen Blick auf die Uniformen und die gelben Gesichter werfen, um zu wissen, daß es sich um Cusos Leute handelte. Der Leutnant blieb mitten im Zimmer stehen und musterte die Anwesenden.
    „Wer ist das?“ fragte er, auf Zen zeigend. Nedra, die sich hinter dem Oberst verborgen hatte, sah er noch nicht.
    „Ein Oberst, der Vernunft angenommen hat und sich verdrückte“, erklärte Cal. „Er will sich uns anschließen.“
    „Gut“, nickte der Leutnant. „Es wird Cuso ein Vergnügen sein, sich mit ihm zu

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