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300 - Unter Mutanten

300 - Unter Mutanten

Titel: 300 - Unter Mutanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Bohrloch erreichte. Sie behauptete, Jenny hätte sie im Augenblick des Wurfs an den Beinen gepackt, und so hatte die Waffe Ann nicht mit der Breitseite getroffen, sondern… [2]
    Matt schossen Tränen in die Augen. Im tiefsten Herzen wusste er natürlich, dass es nicht Aruulas Absicht gewesen war. Dass auch sie schrecklich darunter litt. Und dennoch! Er hatte ihren Anblick nicht mehr ertragen können, ihre Stimme, ihre bloße Anwesenheit. Er wollte nicht Tag für Tag den Menschen sehen, der seine Tochter auf dem Gewissen hatte.
    Rulfan hatte zwar noch versucht, zwischen ihnen zu vermitteln. Aber Wut, Trauer und Enttäuschung saßen zu tief. Also war jeder seiner Wege gegangen. Aruula war zu den Dreizehn Inseln zurückgekehrt, Rulfan mit seinen Getreuen nach Canduly Castle gezogen, um dort einen »Hort des Wissens« zu gründen. Matt hatte PROTO bestiegen und raste seitdem ziellos durch die Lande. Xij Hamlet begleitete ihn. Er hatte nicht die Kraft gehabt, es ihr zu verbieten. Es war ihm egal.
    Der Mann aus der Vergangenheit seufzte auf, zum fünfhundertsten Mal an diesem Tag. Er verfluchte sich. Dafür, dass er Ann nicht hatte helfen können. Dafür, dass er nie für sie da gewesen war. Und dafür, dass tief in seinem Herzen ein kleiner Teil von ihm Aruula vermisste.
    Er wandte den Blick Xij zu. Sie saß stocksteif im Copilotensessel, bleich wie eine frisch gekalkte Wand, und umklammerte die Lehnen. Offensichtlich gefiel ihr sein Fahrstil nicht. Nun, da musste sie wohl durch. »Weißt du, was mir wie eine böse Ironie erscheint?«
    Das Mädchen mit dem androgynen Äußeren schüttelte verkrampft den Kopf.
    »In den letzten elf Jahren war ich auf dieser fremden Welt, in dieser fremden Zeit fast pausenlos unterwegs. Ich glaube, es war schon immer eine Art von Flucht - um nicht darüber entscheiden zu müssen, wie es für mich weitergehen soll. Aber immerhin hatte ich stets ein Ziel vor Augen und eine geliebte Frau an meiner Seite. Nun habe ich alles verloren… sogar meine Zukunft.«
    Xij schwieg. Sie schien mit sich selbst zu kämpfen.
    »Das macht mich wahnsinnig«, fuhr Matt fort. »Ich muss einen neuen Sinn in mein Leben bringen, sonst -«
    Er raste über eine Bodenwelle. Der Panzer machte einen gewaltigen Sprung, der sie für einen Sekundenbruchteil aus den Sesseln hob.
    »Kannst du mal bitte anhalten?«, ließ sich Xij nun doch vernehmen. »Ich glaube, ich muss…« Kotzen sagte sie nicht mehr. Stattdessen tat sie es. Über die Seitenlehne des Sessels.
    Matt fluchte. Er bremste den Radpanzer ab und hielt auf einer Düne an. Wo sie sich im Augenblick befanden, vermochte er nicht genau zu sagen.
    Als PROTO stand, sprang er auf und eilte zu seiner Begleiterin. Wieder schimpfte er auf sich. Sie war das Einzige, was ihm geblieben war. Wie konnte er mit seiner Fahrweise so rücksichtslos ihr gegenüber sein? Er hatte doch gesehen, dass es ihr nicht gut ging. Seit Tagen schon!
    Er zog ein Tuch hervor und wischte ihr den Mund ab. Ein rötlicher Faden rann ihr aus dem Mundwinkel. Blut? Oder gefärbter Speichel von dem Schildlauspulver, das sie ständig benutzte?
    Sie wehrte ihn mit kraftlosen Bewegungen ab. »Hör auf! Ich bin doch kein kleines Kind. Es geht schon wied-«
    Sprach's und erbrach einen weiteren Schwall.
    »Entschuldige«, sagte er. »In Zukunft fahr ich langsamer.«
    Sie brachte ein gequältes Grinsen zustande. »Quatsch, daran liegt es nicht. Im Gegenteil, es ist das Einzige, was mir in der letzten Zeit noch Spaß macht.« Ein Husten unterbrach sie. »Mach dir keine Gedanken. Ich hab mir bestimmt nur eine Erkältung eingefangen oder sonst einen Infekt.« Sie entriss Matt das Tuch und wischte sich die Mundwinkel sauber. »Ist auch kein Wunder nach den letzten Wochen. Ich habe die Rückkehr meiner früheren Leben noch immer nicht richtig verkraftet. Dann die Geschehnisse in Tschernobyl. Und der Schrei, mit dem ich diesen lebenden Stein zerbröselt habe, hat mich auch unheimlich viel Kraft gekostet.«
    Matt nickte. »Okay. Ich glaube, wir machen erst mal eine Weile Rast. Vielleicht kann ich uns etwas fürs Abendessen schießen. Falls du überhaupt Hunger hast.« Mit einem Blick auf das Erbrochene fügte er hinzu: »Oder ich.«
    Xij verzog das Gesicht. »Mein Appetit hält sich in Grenzen. Aber ich muss ja was essen. Vorschlag: Du gehst auf die Jagd, während ich die Sauerei wegputze.«
    ***
    Es war eine warme Nacht. Das Lagerfeuer am Fuß der Düne prasselte und die Wisaau am Spieß verströmte einen

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