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301 - Libretto des Todes

301 - Libretto des Todes

Titel: 301 - Libretto des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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seufzte. »Aber ich will mich nicht beklagen. Annder sorgt nach wie vor prächtig dafür, dass ich nicht zu kurz komme.«
    Wahnfried nickte. »Das ist schön. Ist Annder immer noch ein so fantastischer Liebhaber, wie ich es bis vor kurzem noch war?«
    »Das ist er. Allerdings...«
    »Ja?«
    »Er beginnt sich in mich zu verlieben. Das will ich nicht, denn das macht nur Ärger. Wahrscheinlich muss ich ihn demnächst wieder absägen.«
    »Tu, was du für richtig hältst, meine Göttin. Ich gebe dir auch alle denkbare Unterstützung, um doch noch diesen Maddrax zu verführen.«
    »Ich danke dir, mein Kuschelkawiezer. Ich habe nämlich noch lange nicht aufgegeben. Wenn etwas nicht funktioniert, muss man eben seine Methoden ändern.«
    Wahnfried grinste breit. »Vielleicht klappt es ja sogar hier im Haus. Ich würde gerne mal wieder heimlich zusehen, anstatt dass du es mir nur in allen Einzelheiten erzählst.«
    »Ich gebe mir alle Mühe.«
    Der Festspielmeister kicherte. Dann machte er sich gierig über den Leeberkaas her, während sich Noora unbeachtet wieder ankleidete.
    ***
    Trotz des Reinfalls hatte Noora das Horsay nicht von Matt zurückgefordert. So ritt er am späten Nachmittag zurück zu Gunnters Anwesen, um nach Xij Hamlet zu sehen. Zu seiner Erleichterung fand er sie bei Bewusstsein und sogar ein wenig erholt auf einer kleinen Holzbank im Park vor und setzte sich zu ihr.
    »Geht’s wieder einigermaßen?«
    Xij, frisch geduscht, nickte eifrig, auch wenn ihr bleiches Gesicht und die Ringe unter den Augen etwas anderes sagten. »Ich fühle mich viel besser und habe auch schon eine Kleinigkeit gegessen – und sogar bei mir behalten. Der Doc hat mir eine Spritze mit einer Geheimmixtur verpasst, die tatsächlich zu helfen scheint.« Sie seufzte und rückte aus der Sonne ein wenig in den Schatten. »Und kaum war ich wieder auf der Höhe, hat Gunnter mich besucht...«
    »Ich ahne, was er wollte«, sagte Matt mitfühlend.
    Xij nickte. »Der ›Fliegende Holländer‹. Er wollte alles darüber wissen, wirklich alles.«
    »Und? Konntest du ihm helfen?«
    Xijs Augen leuchteten plötzlich. »Ja, sicher. Ich finde, dass es eine von Wagners schönsten Opern ist, 1843 mit mäßigem Erfolg in Dresden uraufgeführt. Als ich sie 1860 in Wien kurz vor meinem Tod gesehen habe, war sie dagegen schon mächtig umjubelt.«
    »1860 in Wien?«, echote Matt verblüfft. »Du kannst dich also an dein damaliges Leben erinnern?«
    Xij Hamlet nickte versonnen. »Ganz genau sogar. Ich war Hubertus von Barmen, am 4. Februar 1840 in München geboren, Spross eines mäßig bedeutenden Adelsgeschlechts. 1856 bis -58 bin ich als junger Mann mit dem Geld meines Vaters in Europa herumgereist. In Zürich habe ich Richard Wagner persönlich getroffen und eine ganze Nacht mit ihm geredet und diskutiert. Glaub mir, Matt, er war eine beeindruckende Persönlichkeit, auch wenn er kommunistische Ideen vertreten hat und deswegen Asyl in der Schweiz suchen musste. Er hat mir viel von seinen Werken, seinen Ideen erzählt. Spätestens von dieser Nacht an war ich Wagner-Fan.« Xij machte eine Pause und ließ den Kopf hängen. Sie atmete schwer.
    »Geht’s noch?«, fragte Matt besorgt. »Überanstreng dich nicht.«
    Sie lächelte verloren. »Es sind nur die Erinnerungen, weißt du? Mit achtzehn bin ich in dann in habsburgische Dienste getreten, als Page von Kaiserin Elisabeth. Sie war eine tolle Frau, ich habe sie tief verehrt und durfte ihr sogar das Leben retten...«
    »Was ist passiert?«
    »Ach, lass gut sein, nicht weiter wichtig.«
    »Bist du dabei... gestorben?«
    Sie räusperte sich – und wechselte abrupt das Thema. »Wusstest du eigentlich, dass der ›Fliegende Holländer‹ auf einen Kapitän namens Bernard Fokke zurückgeht, den Wagner aber nur ›den Holländer‹ nennt? Er scheiterte daran, das Kap der Guten Hoffnung zu umsegeln, und hat dafür Gott gelästert. Die Sage behauptet, er wäre verflucht worden, bis in alle Ewigkeit auf den Weltmeeren zu kreuzen.« Xij rang sich ein Lächeln ab. »Und wie immer können diese groben Kerle nur durch die Liebe und Treue einer Frau erlöst werden. Wie schmettert der Holländer doch so schön im ersten Aufzug?«
    Sie sang den verdatterten Matt plötzlich an und untermalte die Liedzeilen mit dramatischen Handbewegungen.
    »Du kannst den ›Holländer‹ auswendig?« Matthew war tief beeindruckt.
    »Zumindest große Teile davon. Als Hubertus habe ich sie fleißig gelernt und gesungen. Einmal hat mich sogar

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