301 - Libretto des Todes
Truveers die besten zusammensuchen.«
Wie früher bei den Nationalmannschaften der Länder, ging es Matt durch den Kopf.
»Die sieben offiziellen Vorstellungen sind jedes Jahr lange im Voraus ausverkauft, viele hundert Interessenten bekommen regelmäßig keine Karten mehr. Zu den normalen Vorstellungen kommen meistens noch drei oder vier hinzu, denn die Mächtigen der Gegend, allen voran die von Thuun und Taksis, haben das Vorrecht, sich komplette Vorstellungen zu kaufen und über das Publikum zu bestimmen.«
»Wieso kaufen eigentlich alle Operadirektoren bei der Agentuur?«, hakte Matt nach. »Sie könnten doch direkt bei den Operateeren kaufen.«
»Nein, unmöglich. Die Agentuur ist allmächtig, kein Operateer würde es wagen, direkt mit den Direktoren Geschäfte zu machen. Es wäre sein sofortiges berufliches Ende. Außerdem garantiert die Agentuur, dass aus der Vielzahl der angebotenen Werke nur die besten herausgefiltert und zum Kauf angeboten werden.«
Der Truveer mit der Laute tauchte neben Matt auf. »Heja, Pavrotti, hast du wieder ein Opfer für deine trübseligen Sentimentalitäten gefunden? Lasst euch von ihm kein Ohr abschwatzen, Herr. Bei Roosa, der Nosfera, hat er’s auch schon getan.«
Der ganze Maaisl-Garten lachte brüllend.
»Aber bevor Pavrotti mal wieder das ganze Oskaa mit in die Trübnis reißt, spielt der pfiffige Harald lieber mit einem fröhlichen Lied dagegen an. Soll ich?«
Die Umsitzenden jubelten, ein paar standen auf und bildeten einen Halbkreis hinter dem Truveer. Sie klatschten in die Hände. »Schnackseln, schnackseln!«, skandierten sie im Chor. Als der Truveer huldvoll nickte, johlten und pfiffen die anderen vor Begeisterung.
Der pfiffige Harald stellte sein rechtes Bein neben Matt auf die Bank und strich über die Saiten der Laute. Dann legte er los. Der rhythmische Sprechgesang riss Matt sofort mit.
»Gleich hinter Ethera [7]
bin i den Berg nauf gekraxelt.
Bis Afraa kannst schaun,
wo der Schwarze z’viel schnackselt.«
Die Truveers wollten sich ausschütten vor Lachen und sogar Pavrotti bekam ein müdes Grinsen hin.
»Das hat einst die Gloora g’sagt
und wurd vom Hof fast gejagt.
Weil grad bei denen von Thuun und Taksis
ist z’viel Schnackseln gängige Praxis.«
Das Johlen setzte erneut ein. So ging das noch eine ganze Weile weiter, und es dauerte, bis Matt endlich mit den Truveers ins Gespräch kam. Doch es war wie verhext: Auch hier konnte ihm keiner etwas über den geheimnisvollen Heiler von Swaanstein sagen.
Dafür erfuhr er jede Menge anderer Dinge, die ihn nachdenklich werden ließen.
***
Es war später Nachmittag, als Noora zurück ins Haus kam. Sie traf Wahnfried in der Bibliothek sitzend an. Er las in einem alten Werk über Meister Wagner, das noch aus der Zeit vor Kristofluu stammte. Dabei schrieb er eifrig Notizen in das Buch.
Er blickte auf und lächelte, als er seine Frau erblickte. »Ah, meine Göttin! Schön, dass ich dich noch sehe, bevor ich zum Festspielhaus gehe. Das Personal ist gerade nicht greifbar. Würdest du mir bitte etwas zu Essen bringen, ich sterbe vor Hunger.«
»Aber natürlich, mein Kuschelkawiezer. Warte einen Moment, ich bin gleich wieder da.«
Kurz darauf kehrte Noora mit einem großen Stück kaltem Leeberkaas, mit Senfkörnern garniert, zurück. Sie stellte es vor Wahnfried hin.
»Zieh dich aus«, sagte er unvermittelt.
»Ganz?«
»Ja.«
Die Frau zögerte nicht. Langsam streifte sie ihr Kleid von den Schultern und ließ es fallen. Dann streifte sie auch ihre Unterwäsche ab. Locker stand sie da und lächelte Wahnfried an.
Der Festspielmeister betrachtete ihre weiche weiße Haut. »Dreh dich. Ganz langsam«, flüsterte er heiser.
Sie tat ihm den Gefallen.
»Du bist so schön, meine Göttin«, fuhr er fort. »So schön wie die drei Rheintöchter Wooglind, Waalgund und Flooßhild zusammen. Meister Wagner muss dein Bild vor Augen gehabt haben, als er sie ersann. Nun, ist es dir gelungen, diesen Maddrax zu verführen und zur Beute deines unersättlichen Schoßes zu machen? »
»Leider nein, mein Kawiezer.« Noora küsste ihn auf die Stirn. Obwohl ihre Brüste direkt vor seinem Gesicht hingen, fasste er sie nicht an. »Maddrax ist heiß und stark, aber er springt nicht auf mich an. Entweder ist er vom anderen Ufer oder in Gedanken immer nur bei dieser Xij.« Noora strich über ihren makellosen Körper. »Ich hasse dieses blöde Weibsstück jetzt schon. Dieser Maddrax wäre eine nette Abwechslung gewesen.« Sie
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