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301 - Libretto des Todes

301 - Libretto des Todes

Titel: 301 - Libretto des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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brüsk ab und wollte sich erstmal setzen. Wahnfried walzte zu dem extra breiten Stuhl, den er sich im linken Rang vor der Bühne neben zwei weiteren Stühlen hatte aufstellen lassen, und plumpste keuchend wie ein Walross darauf. Dann erst grinste er den vor ihm stehenden Gunnter an und streckte ihm die offene Hand entgegen.
    »Ja, ich hab’s nicht vergessen, alter Freund«, sagte der Operateer, wobei er nicht vergaß, das »alter Freund« besonders zu betonen. »Ich habe dir selbstverständlich das Libretto mitgebracht, das du haben wolltest. Ich bitte dich aber, es noch nicht durchzublättern, sondern erst nach der Aufführung, damit du dich ganz auf dieses großartige, epochale Werk konzentrieren kannst.« Damit kramte er ein kleines, blau gebundenes Heft aus der Tasche und überreichte es dem Festspielmeister. »Bitte sehr. Ich hoffe doch, dass es mir den Weg zum bejubelten Meister-Wagner-Festspielregeenten [8] ebnen wird.« Gunnter zwinkerte kurz. »Zumal du ja, wie ich höre, Annders Aufführung als Katastrophe empfunden hast.«
    »Erst muss sich erweisen, dass die deine besser ist«, sagte Wahnfried unbeeindruckt. »Bist du dann so weit?
    »In drei Minuten.«
    »Fang pünktlich an. Ich will danach mit meiner lieben Noora essen gehen und habe einen Tisch reserviert.«
    Wahnfried bot Xij und Maddrax an, neben ihm zu sitzen. Sie nahmen das Angebot an. »Warum ist Noora eigentlich nicht hier?«, wollte Xij wissen.
    Wahnfried winkte ab. »Sie ist eine Annder-Anhängerin und mag Gunnters Stücke dementsprechend nicht besonders. Deswegen ist sie zu Hause geblieben. Aber jetzt wollen wir beginnen. Ich bin wirklich neugierig.«
    ***
    Drei Männer schritten durch Gunnters Villa. Sie gaben sich keinerlei Mühe, leise zu sein. Das Haus war leer, Gunnter weilte in Barreut und die Nibelungen konnten ihnen auch nicht gefährlich werden. Wie auch?
    Das Trio betrat das Arbeitszimmer und machte ganz ungeniert Licht. Dann begannen die Männer, Schubladen herauszuziehen, auszuleeren und alles zu durchwühlen. Schon kurze Zeit später sah es aus wie auf einem Schlachtfeld.
    »Meerdu, da ist nichts«, sagte einer schließlich wütend. »Wenn wir nur wüssten, wie es aussieht.«
    »Vielleicht hat er es ja richtig versteckt«, erwiderte sein Nebenmann. »Im Stuhlpolster oder so.« Er zückte sein Messer.
    In diesem Moment raschelte es an der Tür. Die Männer fuhren herum.
    »Was macht ihr da?«, sagte die erstaunte und sichtlich verwirrte Frau mit den weißen Haaren und den Pausbacken.
    Die Haushälterin!
    »Die Frage ist eher, was du hier machst«, erwiderte der Anführer. »Du dürftest gar nicht im Haus sein.«
    »Ich hatte etwas vergessen«, schnaubte die Pausbackige. »Aber was ihr da treibt...«
    »Glaubst du wirklich, dass es klug war, zurückzukommen?«, fragte der Anführer und funkelte sie an.
    »Ich...« Die Haushälterin wich zwei Schritte zurück, als sie den Blick ihres Gegenübers sah. Jetzt erst schien ihr zu dämmern, in welcher Situation sie sich befand.
    Blitzschnell war der Anführer bei ihr. Er riss ihren Kopf mit den weit aufgerissenen Augen in den Nacken und schnitt ihr mit einer routinierten Bewegung die Kehle durch. Als das Blut sprudelte, ließ er sie auf den Boden fallen. Dann machten sich alle drei über die Sterbende her und soffen sie gierig aus.
    Erst als kein Tropfen Blut mehr zu holen war, setzten die Nosfera ihre Suche fort.
    ***
    Annder drückte sich hinter den Busch gleich beim Nebeneingang des Festspielhauses. Sein Herz klopfte wild, da sich gerade eine Patrouille aus drei Fraanks näherte. Wollten sie die Tür kontrollieren? Wenn sie ihn erwischten, war er aufgeschmissen! Instinktiv drückte er das, was er unter dem Mantel trug, eng an seinen Körper.
    In diesem Moment quietschte es leise, die Tür öffnete sich einen Spalt. Annder, ganz in Schwarz gekleidet, atmete auf und drückte sich durch den Türspalt. Im nächsten Moment fiel die Tür schon wieder hinter ihm zu.
    Noora, ebenfalls mit schwarzer Hose und einem schwarzen Umhang bekleidet, lächelte ihn spöttisch an. Dann küsste sie ihn. Doch Annder war nicht bei der Sache. Er schaute nervös über ihre Schulter in den kleinen vollgestopften Requisitenraum, der von elektrischem Licht trüb beleuchtet wurde.
    »Du hast also einen Beweis gefunden?«, fragte der Operateer.
    Noora nickte. »Ich weiß es jetzt ganz sicher. Ich bin die Lebensgefährtin des Vaters und treibe es mit dem Sohn.« Sie kicherte leise.
    Annder schluckte schwer. »Damit

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