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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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an einigen Stellen abgetragen hatte, damit dort weitere Behausungen der Grotta-Bewohner Platz fanden. Es waren hauptsächlich die schon am Becken gesehenen Bungalows mit Kunststoffwänden, zum Teil übereinandergestapelt oder sich in Etagen überlappend. Aber auch ein kleiner Kuppelbau war darunter.
    »Wo habt ihr das Material für die Bungalows her?«, fragte Matthew, während Vanna ihn immer tiefer in die Höhle führte. Der Bewuchs wurde dichter, je näher sie den äußeren Ausläufern kamen. Es roch nach feuchter Erde und leicht modrig.
    »Fertigbauteile, leicht zu kombinieren. Wir könnten auch ein einziges großes Gebäude damit erreichten, wenn wir wollten. Aber die Lösung mit den Bungalows erschien uns... auf Dauer adäquater. Als der Grotta-Bunker als Refugium für die Wissenschaftler der Universität Triest eingerichtet wurde, legte man Wert darauf, flexibel zu sein. Die Grotta wurde schon lange vor dem Kometen vom Institut für Geophysik genutzt, um hier mit großen Pendeln Erdbewegungen und Erdbeben nachzuweisen.« Vanna hatte sich auf eine von Moos überwucherte, bankähnliche Kalkablagerung niedergelassen und klopfte auf den Platz neben sich. Sie hatte sich mit den Handflächen neben den Oberschenkeln abgestützt und zog den Kopf zwischen die Schultern, als würde sie frösteln.
    In der Hoffnung, dass die schöne Forscherin nicht gleich über ihn herfallen würde, ließ Matt sich nieder. Ein leichter Luftzug umwehte seine Nase. Ungewöhnlich... Wo kommt der her?
    »Es war eine glückliche Fügung«, erklärte Vanna auf seine Frage, »dass die tektonischen Bewegungen infolge des Kometeneinschlags die oberen Zugänge zwar verschüttet, aber einige luftdurchlässige Kamine übriggelassen haben. Ohne diese Risse im Fels wäre uns hier unten ziemlich schnell die Luft knapp geworden.«
    »Wir haben den oberen Eingang von Sgonico gesucht, aber er war eingestürzt«, berichtete Matt.
    »Damals öffnete sich auch die Passage zum Meer«, fuhr Vanna fort. Sie rutschte ein Stück weiter an Matt heran. »Ein weiterer Glücksfall. So konnten wir im Meer Algenfarmen anlegen, von denen wir uns bis heute ernähren.«
    Ihr Blick suchte den seinen, während sie sprach. Es war offensichtlich, was sie sich von ihrem kleinen Spaziergang erhoffte. Der deutsche Begriff »Lustwandeln« schoss Matt durch den Kopf. Er spürte, wie Vanna noch näher rückte, sodass sich ihre Oberschenkel berührten.
    »Meinem Urgroßvater gelang vor annähernd hundertfünfzig Jahren ein Durchbruch in der Algenzucht, seitdem ist das Problem endlich...«
    Sie hatte den letzten Satz eher gehaucht, während sich ihr Gesicht dem seinen näherte.
    Matt fühlte sich völlig überrumpelt. So forsch war er lange nicht mehr becirct worden. Aber danach stand ihm ganz und gar nicht der Sinn. Er war hier, um Kontakt zu den Hydriten aufzunehmen und Xij zu retten, und nicht, um sich auf eine Affäre einzulassen.
    Vanna schloss langsam die Augen und öffnete die befeuchteten Lippen.
    Matts Blick ging an ihr vorbei. Der leichte Luftzug versetzte die Gewächse hinter ihr in Schwingung, ein fruchtiger Blütenduft streifte seine Nase. Zwischen zwei hohen Farnen blitzte plötzlich ein Licht auf, als der Wind die Blätter bewegte.
    »Was ist denn das?«, sagte er nüchtern und zerstörte bewusst den Moment, auf den Vanna wohl gehofft hatte. Mit geschürzten Lippen hielt sie inne und senkte beschämt den Blick.
    Matt tat es leid, ihr einen Korb zu geben. Zu einer anderen Zeit, in einer anderen Situation hätte ihn die schöne Meeresbiologin sicher in Versuchung führen können. Aber die Geschehnisse der letzten Wochen und Monate, all die Emotionen und der Schmerz – es reichte ihm. Das war erst einmal nicht mehr seine Baustelle.
    Vanna erhob sich, um auf das Licht zuzugehen, auf das Matt deutete. Sie bog die Pflanzen auseinander und legte einen weiteren Weg frei, der anscheinend an der Höhlenwand entlang führte.
    Das künstliche Licht kam von einer kreisrunden, etwa mannshohen Schleuse, die in die Höhlenwand eingelassen war. Die Leuchtflächen wiesen ein kunstvolles Muster auf, ähnlich den Körperzeichnungen, die Vanna trug. Der Rest des Durchgangs war aus massivem, grobem und dunklem Metall gefertigt.
    Matt folgte Vanna vor die Schleuse. »Eine Kammer?«
    Die junge Frau nickte und berührte die Leuchtflächen in einer bestimmten Reihenfolge; offenbar eine Kombination. Unwillkürlich prägte sich Matt die Abfolge ein. »Es gibt drei solcher Kammern. Sie sind mit

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