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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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elektromagnetischen Schlössern gesichert und stellen so etwas wie unsere Tresore dar.«
    »Tresore? Was bewahrt ihr darin auf?«
    »Früher waren es hauptsächlich Elektroteile, die dem feuchten Klima der Grotta bei längerer Lagerung nicht ausgesetzt werden sollten«, berichtete sie. »Heutzutage beherbergen sie aber etwas anderes...«
    Matt runzelte die Stirn.
    »Erinnerungen, Matthew«, fuhr Vanna gedankenverloren fort. »Nichts als Erinnerungen...«
    ***
    Das Refugium Grotta Gigante – vor 147 Jahren
    Giovannas warme Hand legte sich auf seinen Rücken und streichelte ihn sanft. Carlo genoss den unerwarteten zärtlichen Augenblick, und sei es auch nur hier bei der Arbeit. So etwas wie Privatleben gab es für sie beide nicht mehr, obwohl es gerade die gemeinsame Arbeit in den vergangenen drei Jahren gewesen war, die sie immer weiter zueinander hatte finden lassen. Und war der Anlass dafür auch noch so traurig oder besorgniserregend – für sie beide hatte die Gefahr aus dem Meer eine Zeit des privaten Glücks eingeläutet, die bis heute anhielt.
    Die Nächte im Forschungslabor waren immer noch lang, aber nicht mehr so einsam. Sie waren auch nicht mehr davon geprägt, sich eine Algenprobe nach der nächsten anzusehen, immer auf der Suche nach einer resistenteren Sorte.
    Seit jener Nacht vor drei Jahren hatten sie andere Probleme, als dafür zu sorgen, dass es genug zu essen gab. Seit jener Nacht ging es ums Überleben für das gesamte Refugium.
    »Wie weit bist du?«, fragte ihn die Biologin. Ihre Hand massierte seinen Nacken und er gab ein wohliges Brummen von sich. »Meinst du, wir kommen heute ohne Stimuli zum Tagesziel?«
    Carlo legte das feinmechanische Werkzeug weg, mit dem er an dem Prototyp gearbeitet hatte, und sah zu seiner Partnerin auf. »Dieses ekelhafte Zeug verursacht mir Herzrasen. Synthetisches Koffein ist einfach nichts, was man sich in hohen Dosen zuführen sollte.« Er fasste ihre Hand an seinem Rücken, massierte ihre Finger mit den seinen. »Aber ich glaube, ich kann die Justierung heute noch fertig stellen. Die Rückenmarkssonde arbeitet in den Simulationen jetzt einwandfrei und die Gefahr einer Sepsis ist mit den selbstreproduktiven Breitbandantibiotikum-Reservoirs jetzt auch weiter gesenkt.« Er seufzte. »Noch ein paar Stunden, vielleicht zwei Nächte, und wir können ihn testen.«
    Carlo stand auf und stellte sich neben Giovanna. Sie war anderthalb Köpfe kleiner als er, aber auch sie würde den Prototyp benutzen können. »One Size fits all« hatte sie mit einem weißen Filzstift in den Kragen des Anzugs gekritzelt. Carlo hatte sich halb totgelacht.
    Immerhin haben wir unseren Humor nicht verloren , dachte er positiver als er sich fühlte. Diese ganze Sache war... Sie war nichts weiter als eine Idee, ein Versuch, von dem niemand wusste, ob er tatsächlich etwas bringen würde. Das war zwar meistens so, wenn man etwas Neues ausprobierte, aber in diesem Falle hing vielleicht ihrer aller Überleben davon ab.
    Gemeinsam musterten sie den Prototypen, der vor ihnen lag. Der Taucheranzug aus widerstandsfähigem Stretchmaterial – Plastiflexfasern mit eingeschlossenen Gasblasen, die die Körperwärme speicherten und den Druck bis in tausendzweihundert Meter Tiefe innerhalb des Anzugs konstant hielten –, sah aus wie die tote, seelenlose Hülle eines riesigen Insekts. Die Adhäsionsfähigkeit des Stoffes ließ es zu, dass man ihn im Rumpfbereich an einer beliebigen Stelle aufreißen und wieder schließen konnte, ohne dass etwas von seinen Eigenschaften dabei verloren ging. Die Muskelkraftverstärker in den Arm- und Beinbereichen lagen im Gewebe verborgen. Theoretisch sollten sie in der Lage sein, die aufgewandte Energie drei- bis viermal effizienter zu verwerten, als es der normale menschliche Körper tat.
    Der Clou an dem Tauchanzug war allerdings seine Fähigkeit, sich nicht nur wie eine zweite Haut anzufühlen , sondern über die Rückenmarkssonde tatsächlich zu einer zweiten Haut zu werden . Die unterstützenden Funktionen, die aus dem Träger einen schnellen und kräftigen Kämpfer werden ließen, waren zu kompliziert, um sie alleine über einen Mikrocomputer steuern zu können. Der leistungsfähigste Rechner war immer noch das menschliche Gehirn und die beste Anschlussmöglichkeit für eine solche biomechanische Erweiterung das Nervengewebe.
    Es hatte daher nahe gelegen, diese Möglichkeit einzubeziehen. Beim Anziehen des Prototyps wurde im Nackenbereich eine feine Kanüle

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