305 - Nach Millionen von Jahren
abspenstig machen.« Matt schwang die Beine über den Rand der Schale und stand vorsichtig auf. »Ich muss mit ihr reden. Wenn sie es war, die das Kraftwerk manipuliert hat, bist du noch immer in Gefahr. Laut Quart’ols Aussage war die Anlage voll funktionsfähig. E’fah gehört zu den wenigen Hydriten, die wissen, wie man sie sabotiert.«
Er machte ein paar Schritte zu dem Behälter zu, in dem er seinen Anzug vermutete, merkte aber rasch, wie die Kraft ihn verließ. Erschöpft sank er an Xijs Hummerschale in sich zusammen.
Sie legte den Kopf schief. »Wir sind schon ein Traumpaar, was?«
»Ein Paar sind wir wohl kaum.« Ihm lag zu viel an Aruula, um Xijs Worte ohne Kommentar im Raum stehen zu lassen. Auch wenn sie schon viele Wochen getrennt waren und er sie nicht sehen wollte, bekam er sie nicht aus seinem Kopf.
»Du weißt, wie es gemeint ist.«
Matt nickte, obwohl er nicht sicher war. Der Kuss von Xij, als er aufwachte, verunsicherte ihn. Wollte sie mehr von ihm? Er musterte sie. »Ich finde du siehst ein ganzes Stück besser aus.«
Sie grinste. »Du dachtest, ich gebe den Löffel ab, ehe der Klon bezugsfertig ist?«
»Es stand schlecht um dich. Aber zu dem Klon: Hast du dich schon entschieden, ob er menschlich oder hydritisch werden soll?«
Xij wandte den Blick zur Bionetikscheibe. Draußen schwammen zwei verwachsene Hydriten vorbei, die sie nicht beachteten.
»Ja, ich habe mich entschieden.«
»Darf ich fragen, wofür?«
Sie sah ihn an und feixte. »Fragen darfst du. Nur eine Antwort kriegst du nicht. Ich habe Bel’ar gesagt, sie soll es vorerst für sich behalten. Der Klon liegt in einem blickdichten Reifungstank. So ist es mir am liebsten.«
Matt rieb sich die Schläfen. Warum machte Xij so ein Geheimnis daraus? Ob sie sich selbst noch nicht sicher war? Im Loslassen fuhr seine Hand gedankenverloren über seine Lippen. Als er den Arm sinken ließ, erkannte er auf seiner Fingerspitze Spuren von Violett.
Was genau war Xijs Kuss gewesen? Ein Eingeständnis? Oder ein Abschied?
***
Fünfzig Schwimmlängen entfernt
Gilam’esh betrachtete die blütenartigen Korallen im unterseeischen Vivarium. Schildkröten krochen träge zu seinen Füßen und Langusten tickelten über blaue Muschelwege. War es nicht erst gestern gewesen, dass er diesen Ort gemeinsam mit E’fah für sich entdeckt hatte? Der Hydrit Zu’nyk hatte den Garten aus der Verwilderung befreit und zahlreichen Pflanzen- und Tierarten ein neues Zuhause gegeben.
Gilam’eshs Füße streiften das weiche Algenmoos neben dem Weg. Dort hatte er sich im simulierten Mondlicht mehr als einmal mit E’fah geliebt.
Das Geräusch von kräftigen Schwimmzügen ließ ihn sich umdrehen. Als hätte sein Gedanke sie zu sich gezogen, tauchte E’fah heran. Erleichtert atmete er aus. Sie war seiner Einladung gefolgt. Er richtete seinen Scheitelkamm auf. »Ich freue mich, dass du da bist.«
E’fah verschränkte die Arme vor der Brust. »Spar dir das Perlenpicken. Hast du eine Entscheidung getroffen oder nicht?«
Ernüchtert senkte er den Kopf. »Versteh bitte, dass es eine besondere Situation ist. Manil’bud und ich müssen noch einiges besprechen.«
»Es ist mir gleich, was ihr besprecht, und es gibt nichts, was ich verstehen muss. Ich will wissen, zu wem du gehörst.«
»Und wenn ich das im Moment selbst nicht weiß?«
»Dann solltest du dir darüber klar werden.«
Gilam’esh spürte Trotz in sich aufsteigen. »Du machst es dir verdammt einfach, E’fah, findest du nicht? Was würdest du tun, wenn Ramses plötzlich hier stünde, nach all den Jahren?«
Er sah sie im Wasser schwanken und bereute seine Worte sofort. Ramses und Nefertari hatten eine Liebe geteilt, die einzigartig war. Mit traumwandlerischer Sicherheit traf er den wunden Punkt, von dem er besser die Finger gelassen hätte.
»Es geht nicht um mich!«, stieß sie hervor. » Du musst endlich eine Entscheidung treffen! Klär mit dieser Manil’bud, was du zu klären hast. So weit ich informiert bin, ist sie wach, oder?«
»Als ob du das nicht wüsstest. Du beobachtest sie ja ständig.« Noch ein Fehler. Er biss sich auf die Zunge. Dieses »Klärungsgespräch« hatte er sich anders erhofft. Trotzdem wollte er ihr kein Stück entgegenkommen. Sein Trotz und sein Stolz ließen es nicht zu. Obwohl er ehrlich blieb und alles versuchte, was in seiner Macht stand, die Situation zu meistern, kam sie ihm um keine Flossenbreite entgegen.
E’fahs hellgrüner Scheitelkamm spreizte sich. »Willst
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