305 - Nach Millionen von Jahren
berührte seine Stirn.
Matt stellte sein Trinkgefäß zur Seite. »Wie meinst du das? Warum ist Pozai’don... komisch?«
»Na ja... Er zieht sich ganz zur Kammer des Wissens zurück, weißt du? In letzter Zeit kribbelt es immer in mir, wenn ich an der Kammer vorbeikomme. Mein Weg zur Krankenstation führt daran entlang. Die Kammer leuchtet. Früher war sie dunkel, aber nun dringt ein grünes Licht daraus hervor.« Er verstummte.
»Ein grünes Licht?« Matt dachte sofort an die Daa’muren, verwarf den Gedanken aber ebenso schnell wieder.
Dra’nis nickte. »Ich weiß auch nicht, was es bedeutet. Pozai’don spricht nicht mehr viel mit meinem Vater. Der redet eh nur noch mit E’fah.«
Das war interessant. »Du meinst, E’fah und Pozai’don sind befreundet?«
Dra’nis zog die Schultern nach oben, als würde er frieren. »Ich weiß nicht. Früher waren sie nicht befreundet. Und sie klingen auch nicht freundlich, wenn sie reden. Aber sie treffen sich öfter, besonders in den letzten Tagen. Ich hab’s gesehen. Sie wirken beide so seltsam. Als ob sie etwas vorhätten.«
Nachdenklich sah Matt den Junghydriten an. Was könnten E’fah und Pozai’don vorhaben? Fest stand zumindest, dass sie beide uralte Hydriten waren und – jeder zu seiner Zeit – in Gilam’esh’gad gelebt hatten. Konnte es etwas geben, das sie darüber hinaus verband? Hatten sie sich zusammengetan, damit Xij nicht in den Klonkörper umzog? Damit würde Pozai’don seinen Klon behalten.
Bel’ar trat ein und unterbrach seine Gedanken. »Dra’nis, du wirst in der Pflanzenabteilung gebraucht.«
Der Junge watschelte unbeholfen zur Schleuse. Matt hatte ihn bereits im Wasser gesehen und staunte immer wieder darüber, wie unbeholfen er im Trockenen wirkte, während er im Wasser schwamm wie ein Akrobat.
»Bel’ar.« Er stand auf und zog eine Grimasse. »Gut, dass du kommst, du musst mir meine Entlassungspapiere ausstellen.«
Bel’ar sah verwirrt zu ihm hoch. »Was soll ich dir ausstellen?«
»Nur ein Spaß. Aber du sollst mich gehen lassen. Ich bin rundum gesund und einsatzfähig.«
Energisch schüttelte die Hydritin den Kopf – eine Geste, die sie sich von ihm und Quart’ol abgeschaut haben musste. »Ich wusste, dass du gehen willst, aber du bleibst mindestens noch eine Finsternis.«
Matt sah sich suchend um. Keine zehn Wale würden ihn in dieser Krankenstation halten. Der Bericht von Dra’nis machte ihn noch unruhiger, als er ohnehin schon war. Nur ein Gespräch mit E’fah konnte vielleicht mehr Klarheit in Dra’nis’ Bericht und die Ereignisse rund um die unvorhergesehene Energieschwankung bringen.
Auf Bel’ars Gesicht erschien ein listiger Ausdruck. »Suchst du etwas Bestimmtes?«
Matt öffnete leicht den Mund. Er begriff. »Du hast meinen Tauchanzug weggeräumt.«
»Sagen wir, ich verwahre ihn sicher außerhalb deiner Reichweite.«
»Bring ihn mir.«
»Morgen zu Lichtbeginn. Das verspreche ich.«
Matt stemmte die Hände in die Hüften. Er überlegte, der kleinen Hydritin einiges an den Kopf zu werfen. Das war Freiheitsberaubung. Zu ihrem Glück fühlte er sich tatsächlich noch schwach auf den Beinen und hatte keine Lust, sich zu streiten. Kurz spielte er mit dem Gedanken, abzuwarten und sich Xijs Tauchanzug auszuborgen, sobald die von ihrer Untersuchung zurückkam. Schließlich passten sich die Anzüge der Hydriten in der Form an. Doch die bleierne Müdigkeit in seinen Knochen trieb ihm auch diesen Plan schnell wieder aus.
»Morgen«, sagte er leiser und stakste zu seinem Ruheplatz zurück. »Dann also morgen.«
***
Als die Scheiben klar wurden und das Licht der Leuchtmikroben einfallen ließen, machte sich Matt auf den Weg. Quart’ol begleitete ihn. Er wusste, wo sich E’fah eine Bleibe gesucht hatte: im Schlotweg, nahe der Unterkunft, in der auch Matt bisher Quartier bezogen hatte.
»Glaubst du wirklich, E’fah hat das Kraftwerk manipuliert?« Quart’ol runzelte die Stirn. »Ich meine: Ja, E’fah ist eifersüchtig, aber das wäre ein Mordversuch.«
Matt blickte grimmig aus dem Sichtfenster der Qualle. »Aruula hat mir einiges über E’fah erzählt. Es gab Phasen in ihrer Existenz, da schreckte sie vor nichts zurück. Als Nefertari hat sie einen Krieg geführt, nur um ihren Kombacter zurückzubekommen. Damals hatte ein menschliches Leben für sie keinen Wert.«
Quart’ol ließ die Qualle in den Schlotweg hineingleiten. »Das mag ja sein, aber sie hat sich geändert. Du hättest sie in Hykton sehen sollen.
Weitere Kostenlose Bücher