305 - Nach Millionen von Jahren
E’fah, die einst als Nefertari Legionen in den Tod geschickt hatte?
Er schwamm in die Schleuse. In seinem Kopf summte es. Das Schwindelgefühl nahm zu. Er schien sich nicht zehntausend Meter unter dem Meer zu befinden, sondern auf schaukelnden Wellen zu treiben. Jede Zelle seines Körpers schrie nach Kühle und Wasser, obwohl er doch davon umgeben war.
Im Zimmer stand Garis’neh am Bett der Kranken. Matt versuchte seinen Herzschlag zu beruhigen. »Wie geht es ihr?«, brachte er hervor.
Der Heiler verzog die Quastenlippen zu einer Art Lächeln. »Gut, Freund von Quart’ol und Gilam’esh. Du musst dir keine Sorgen machen. Sie ist auf dem Wege der Besserung.«
Es waren die letzten Worte, die Matt hörte. Die Erleichterung erlaubte ihm, sich zu entspannen. Er sank auf den bionetischen Boden des Gebäudes. Alle Kraft wich aus ihm. Über sich hörte er Garis’neh aufgeregt klackern und schnalzen. Dann hörte er nichts mehr.
***
Rotgrund, Vergangenheit
Manil’bud fuhr zum Eingang der riesigen Hauptgrotte herum. Eine Verwirbelung im Wasser machte sie aufmerksam. Sie sah sofort, wer sie ausgelöst hatte: Mosh’oyot schwamm ein, flankiert von einer Rotte seiner Kämpfer. Der Hochrat von Dibr’dryn strahlte tödliche Entschlossenheit aus. Seine Hydree lösten sich wie Blitze von ihm, stießen auf die Galerie zu und verteilten sich strategisch auf der Höhe der Balustrade. Nur vier seiner Getreuen bleiben zurück und folgten ihm in respektvollem Abstand.
Instinktiv bewegte sich Manil’bud näher an die quallenartige Liege heran, auf der Gilam’eshs regloser Körper ruhte. Dreißig Schwimmlängen trennten sie von ihm, und doch war der Abstand nicht zu definieren. Ihr Geliebter befand sich viel weiter fort, fern aller Maße, im Strahl des Tunnelfelds. Nur wenige Schwimmlängen neben ihnen ragte die bläulich flimmernde Säule im Wasser auf, die die Hydree vom Rotgrund zur Erde bringen sollte. Zu sehen war darin nichts. Weder das Tunnelfeld noch der Überraum.
Manil’bud berührte Leg’wanot am Arm. Der alte Hydree, der das Experiment leitete und Gilam’eshs Werte überwachte, blickte sich erschrocken nach den Eindringlingen um. Mosh’oyot löste sich von seinen vier Begleitern und kam zu ihnen.
»Was geschieht hier?«, rief er, Unheil in der Stimme. »Warum habt ihr die Anlage hochgefahren?« Vor ihnen sank er auf den Felsboden. Er trug einen dunkelgrauen Fischlederanzug mit Umhang. Ein schwarzer Kombacter steckte in seinem Hüftgurt. Manil’bud fragte sich entsetzt, ob er ihn benutzen würde. Wie weit wollte der Hochrat gehen?
Gilam’eshs Plan, den Obersten Hochrat der Ditrydree zu spät zu informieren, war gescheitert. Mit bleichen Schuppen hörte sie dem Streitgespräch zu, das sich zwischen Leg’wanot und dem Hochrat entspann. Mosh’oyot verfluchte das Experiment und Gilam’esh. Für ihn stellte der gesamte Zeitstrahl eine Verhöhnung der Schöpfer dar. In seinen Augen schien es besser, gemeinsam mit Rotgrund unterzugehen, als sich gegen das Schicksal aufzulehnen. Er wirkte wild entschlossen, das Experiment abzubrechen. Aber das durfte er nicht.
»Was hast du vor, Erster Hochrat?« Manil’bud spürte, wie sich ihr Scheitelkamm knallgelb verfärbte. Ihre Kiemenklappen zitterten.
»Ich breche diesen lächerlichen Test ab!«, drohte der Hochrat. Er und seine vier Begleiter schwammen bereits in Richtung der Schaltanlage.
Wenn er das Tunnelfeld abschaltete, würde Gilam’esh für immer ein Verlorener sein! Dann irrte er für alle Zeit durch den Strahl, gefangen im Nirgendwo zwischen Rotgrund und Ork’huz, während sein Körper verfiel.
Nein. Das konnte sie nicht zulassen. Sie hatte versprochen, Gilam’eshs Hülle zu schützen und ihm den Rückweg offen zu halten. Wenn das bedeutete, den Ehrwürdigsten aller Hydriten anzugreifen, würde sie es tun.
»Lass Gilam’esh in Ruhe!« Sie stieß sich ab und tauchte Mosh’oyot und seiner Eskorte nach. »Berühre ihn auf gar keinen Fall!«
Mosh’oyot hob die Hand und winkte zwei der vier Krieger in Richtung Gilam’esh. Manil’bud beschleunigte ihre Kraulzüge. Ihre Beine peitschten sie voran. Hinter sich hörte sie die erstickte Stimme Leg’wanots. »Nicht doch, verehrter Mosh’oyot...!«
»Aufhören!«, klackte sie erregt. Es war ihr egal, dass Mosh’oyot der Erste Hochrat der Ditrydree war. Bislang wäre es ihr im Traum nicht eingefallen, das Wort derart respektlos an ihn zu richten, doch in diesem Moment erkannte sie klar, was in dem alten
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