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307 - Späte Vergeltung

307 - Späte Vergeltung

Titel: 307 - Späte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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auf der Stirn. Der Hang, auf dem das Geröll ziemlich lose lag, zog sich mehr als siebzig Meter in die Höhe. Die Steigung wollte kein Ende nehmen, denn PROTO rutschte immer wieder ein Stück zurück. Aber Xij schaffte es schließlich, unter freundlicher Mithilfe der Bordelektronik. Der Panzer schob sich über die Abbruchkante. Als er den Schwerpunkt überwunden hatte, krachte er nach vorne auf das Plateau.
    Xij wurde so durchgeschüttelt, dass sie den Motor abwürgte. PROTO blieb auf der Stelle stehen. Ein knappes Drittel des Hecks ragte noch immer über die Abbruchkante hinaus.
    Chan! Sie durfte ihn nicht entkommen lassen!
    Xij schnappte sich ihren Kampfstock und quetschte sich durch den schmalen Cockpitzugang am Hauptschaltkasten vorbei in den dahinter liegenden Raum, in dessen Wänden die Bordelektronik und das Waffenleitsystem untergebracht waren. Mit raschen Blicken und klopfendem Herzen sah sie sich um. Wo war der Kerl abgeblieben? Auf dem Boden konnte sie deutlich Blutspuren ausmachen.
    Urplötzlich schnellte Chan aus dem Schutz des Periskopschachtes. Sein knöchellanges Gewand war noch weiter eingerissen und wies zudem einige dunkle, feuchte Flecken auf.
    Mit hassverzerrtem, blutverschmierten Gesicht schleuderte Chan einen Schraubenschlüssel. Gedankenschnell zog Xij den Kopf ein. Das Eisenteil knallte über ihr gegen die Wand und fiel klirrend zu Boden.
    Xij fuhr den Kampfstock auf volle Länge aus. »Jetzt bist du fällig, Taratzenarsch«, flüsterte sie und machte einen Schritt auf Chan zu.
    Der keuchte, riss die Augen weit auf und wich vor ihr zurück. Leicht gebückt stand er nun da und starrte abwechselnd Xij und den Kampfstock an. Hier gab es aber nichts, was Chan als Waffe verwenden konnte. So drehte er sich um und rannte am Periskopschacht vorbei weiter nach hinten. Xij folgte ihm in aller Ruhe. Sie fühlte sich ihm mit ihrem Kampfstock überlegen.
    Dann stand sie im Durchgang zur kleinen Bordküche und zu den Kojen. »Hast du Angst vor dem Tod, Chan?«, flüsterte sie. »Er ist bereits auf dem Weg zu dir. Aber er hat es nicht eilig, verstehst du?«
    Chan spuckte verächtlich aus. An der Wand neben der Herdzeile hing ein Feuerlöscher. Der Reenscha riss das bauchige Gerät aus der Halterung und reckte es Xij entgegen.
    Die grinste wölfisch. »Ja, wehr dich ruhig mit allem, was du hast. Bevor du um dein armseliges Leben bettelst.«
    Chan knurrte. Das Knurren wuchs sich zu einem Brüllen aus, als er unvermittelt mit dem Feuerlöscher auf Xij losging.
    Der Alte war flinker, als sie es ihm zugetraut hätte. Aber doch nicht flink genug. Xij wich dem Angriff seitlich aus. Gleichzeitig stach sie Chan die noch nicht aktivierte Stockspitze in den Bauch. Stöhnend krümmte er sich zusammen und fiel auf die Knie. Sein Körper zuckte leicht. Der Löscher entglitt seinen Händen.
    Xij wich zwei Schritte zurück. »Was denn, war das schon alles? Ist dir vielleicht die Luft ausgegangen?«, höhnte sie weiter. »Dabei wird es doch jetzt erst spannend!« Deutlich sichtbar für Chan aktivierte Xij mit einem Daumendruck auf das Griffende den Stromkreis des Kampfstocks.
    Der Reenscha griff nach dem Feuerlöscher und rappelte sich stöhnend wieder hoch.
    Xij benutzte den Kampfstock wie einen Degen und trieb Chan mit Finten und Paraden vor sich her. Der Alte riss immer wieder den Löscher hoch, um die Stiche abzuwehren. Der Kunststoff der Hülle leitete den Strom nicht. Er musste nur aufpassen, den Stab nicht direkt zu berühren.
    Er wich immer weiter zurück, bis sie sich schließlich in der Transportsektion im Heck gegenüberstanden. Chan presste sich schwer atmend an die hochgefahrene Rampe. Er zitterte am ganzen Körper und konnte den Löscher kaum noch halten.
    Xijs Gesicht verzerrte sich. »Es ist so weit, Chan. Mach dich zum Sterben bereit.«
    Chan war völlig fertig. Mit dem Feuerlöscher schützte er Hals- und Kinnpartie und brachte nicht einmal mehr einen Satz hervor.
    Xij holte mit dem Kampfstock aus... und zögerte.
    Ich kann ihn nicht töten, durchzuckte es sie schmerzhaft. Nicht so.
    In diesem Augenblick schrie Chan auf und warf sich nach vorn – und Xij musste erkennen, dass seine Schwäche nur vorgetäuscht war! Er ließ den Feuerlöscher vorzucken und erwischte sie am Bauch. Xij klappte zusammen und stolperte zurück. Der Ausbruch hatte sie vollkommen überrascht.
    Doch Chan setzte nicht wie erwartet nach. Er musste beobachtet haben, wie Xij die Rampe schloss; nun schlug er auf den Kopf, der sie

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