307 - Späte Vergeltung
Wirkung. Die Exekutoren gaben auf und ließen ihre Waffen fallen. Während sie gefesselt wurden, ritt König Jed Stuart auf seinem großen schwarzen Horsayhengst auf Canduly Castle ein.
»Das war im letzten Moment«, sagte Matt erleichtert und reichte Jed die Hand. »Danke. Da sind wir wohl gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen.«
Jed nickte. »Sieht wohl so aus. Weißt du etwas von, hm, Xij?«
Matt runzelte die Stirn. »Warum fragst du?«
Während sich Myrial um ihren besinnungslosen Mann kümmerte, wurden die Exekutoren gefesselt abgeführt und in Verlieszellen festgesetzt. Auch die Burgbewohner, die sich vorübergehend im Geheimgang verborgen hatten, kamen nun wieder ins Freie.
Jed Stuart sah dem einige Momente zu. »Warum ich nach Xij frage? Nun, hm, ich muss gestehen, dass sie mich dazu überredet hat, ihr Männer für Chans, hm, Entführung zu geben. Aber sie hat, nun, meine Männer reingelegt und ist in einem Panzer geflohen.«
»Mit Chan?«, halte Matt nach.
»So ist es. Weißt du, was sie, äh, vorhat?«
»Keine Ahnung.« Matt schüttelte den Kopf. »Ein Kidnapping im Kidnapping, das ist ganz schön abgefahren...«
»In der Tat. Ich hab’s nicht gern, wenn man mich, hm, benutzt und hintergeht. Deshalb bin ich, hm, hierher gekommen. Xij wird mir, hm, einiges zu erklären haben.«
»Das wird sie sicher«, antwortete Matt. »Ich hatte sie vorhin angefunkt, weiß aber nicht, ob sie mich empfangen hat. Wenn ja, wird sie bald hier auftauchen, da bin ich mir sicher.«
***
Xij presste die Lippen aufeinander, schaute starr geradeaus und konzentrierte sich ganz auf das Steuern des Panzers, denn das Gelände westlich Glesgos war zerklüftet und damit schwierig. Noch immer war sie hin- und hergerissen. Warum hatte Matts Funkruf auch ausgerechnet jetzt kommen müssen! Zu gerne hätte sie Eibrex dem Erdboden gleichgemacht.
Ich war doch so dicht davor...
Aber Freunden in der Not beizustehen, war ihr schlussendlich doch wichtiger. Und außerdem hielt sich Ninian in Canduly Castle auf; mit der hatte sie auch noch ein Hühnchen zu rupfen.
Die Wut und der Ärger, die sich in ihre Konzentration mischten, rührten daher, dass sie nicht wusste, was sie mit Chan machen sollte. Wenn sie ihn lebend nach Canduly brachte, würde es mit ihrer Rache vorbei sein. Aber ihn einfach hinrichten konnte und wollte sie auch nicht.
PROTO legte sich schräg, als Xij an einer Hügelflanke entlang fuhr. Ihr Blick war nach halblinks, hangabwärts gerichtet, die Strecke erforderte einiges an Feinarbeit. Sie atmete auf, als sich PROTO wieder in der Horizontalen bewegte.
Da bemerkte Xij aus den Augenwinkeln eine Bewegung rechts neben sich. Sie erschrak. Im nächsten Moment spürte sie kräftige Hände, die sich von hinten um ihren Hals legten und zudrückten.
Chan! Er hatte sich unbemerkt von seinen Fesseln befreien können!
»Halt an!«, kreischte er. »Halt sofort das verdammte Ding an!«
Xij würgte. Im Reflex wollte sie nach Chans Händen greifen, sie von ihrem Hals zerren, aber sie durfte das Steuer nicht loslassen. Und schon gar nicht stoppen. Ihr war vollkommen klar, dass Chan ihr den Hals brechen würde, wenn der Panzer erst stand.
Mit großer Selbstbeherrschung unterdrückte Xij ihre Reflexe. Statt dem Befehl nachzukommen, beschleunigte sie PROTO sogar noch. Der Panzer summte wie eine zornige Hornisse und machte einen kleinen Ruck nach vorne.
»Bei Buddha, halt an!«, schrie Chan noch einmal und drückte stärker zu.
Xijs Augen traten ein wenig aus den Höhlen, sie röchelte, bekam keine Luft. Links von PROTO tauchte ein weiterer, ziemlich steiler Hügel auf. Kurz entschlossen riss Xij das Steuer herum. Schon raste der Panzer den Geröllhang hinauf! Dabei richtete er sich im Sechzig-Grad-Winkel auf.
Xij wurde nach hinten in den Sitz gepresst. Für Momente sah sie nichts als den grauen Himmel über sich. Der Druck an ihrem Hals lockerte sich, die Hände verschwanden. Sie bekam wieder Luft!
Sie hörte ein überraschtes Ächzen, dann ein Rutschen und schließlich einen dumpfen Schlag. Der Reenscha hatte am Steilstand den Halt verloren und war nach hinten aus dem Cockpit gerutscht.
Im Moment konnte sie sich nicht darum kümmern. PROTO erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie musste Geschwindigkeit wegnehmen, sonst würde sich der Panzer aufbäumen und überschlagen! Selbiges würde geschehen, wenn sie nach links oder rechts lenkte. Xij sah nur die eine Option: weiter nach oben!
Xij stand der kalte Schweiß
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