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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schnell einen andern Ausdruck an. Er sah mich einige Zeit lang wortlos an und sagte dann langsam:
    „Ah, also ein Attentat, ein echtes, wirkliches, wohlüberlegtes Attentat!“
    „Das ist es allerdings!“
    „Charley, Ihr wagt da viel! Ihr setzt unsere ganze Freundschaft auf das Spiel!“
    „Das weiß ich; ich weiß aber auch, warum!“
    „Nun, warum?“
    „Das könnte ich Euch höchstens unter vier Augen sagen!“
    „Ich will es aber jetzt wissen! Ich befehle Euch, es zu sagen!“
    Die vorher so heitere Situation war mit einem Schlag ernst geworden.
    „Gut, Ihr befehlt, und ich gehorche, denn – – –“
    „Halt, nicht so!“ fiel er schnell ein. „Ich danke Euch, Charley, daß Ihr darüber hinweggehen wolltet! Ich habe Euch gar nichts zu befehlen; ich sprach unüberlegt. Aber ich bitte Euch, uns Euern Grund zu sagen!“
    „Er lautet sehr einfach: Ihr sollt verlieren, weil diese Wettsucht Eurer nicht würdig ist.“
    „So – so – so – – – so! Also doch Attentat!“
    „Ja, gewiß! Ihr habt mich gezwungen und müßt es Euch nun gefallen lassen, daß ich das Erzwungene so vollständig tue, daß nichts übrigbleibt. Ich wette nie; das habe ich Euch hundertmal gesagt. Aber wenn ich einmal wette, so will ich nicht nur diese eine, sondern zugleich auch alle zukünftigen Wetten meines Gegners gewinnen.“
    „Schauderhaft! Fast teuflisch!“
    „Nein, sondern das Gegenteil! Ihr habt mir wiederholt und in vollem Ernst erklärt, daß meine Abneigung gegen das Wetten ein Schandfleck an mir sei. Ich hingegen teile Euch aufrichtig mit, daß es in meinen Augen keinen vollkommeneren Gentleman als Sir John Raffley geben würde, wenn es ihm gelänge, der Gewohnheit zu entsagen, sich bei jeder Gelegenheit gegen den edlen Wert des Geldes zu versündigen. Das Geld ist nicht nur Metall; es stecken in ihm die Arbeiten und Sorgen, die Anstrengungen und Entbehrungen aller Eurer Vorfahren und ihrer Untertanen. In diesen Goldstücken ist der ganze Schweiß und sind alle Tränen verstorbener Generationen materialisiert. Dieses Geld ist Gotteslohn und zugleich auch Teufelslohn, je nach der Weise, in welcher es errungen wurde. Euch allein ist es möglich, es dem Satan zu entreißen und nur allein dem Guten und dem Edlen zu widmen. Ihr könnt die Tränen des Kummers, welche in ihm stecken, in Freudentränen verwandeln. Das tut man aber nicht, indem man wettet. Ich will Euch dieses Wetten abgewinnen, und wenn Ihr es verliert, werdet Ihr in dieser einen Wette mehr gewinnen, als Ihr in Euerm ganzen Leben gewonnen habt und noch gewinnen könntet. Ihr habt Euch Euern Reichtum nicht erworben und kennt also die bösen Geister nicht, die in ihm wohnen. Indem Ihr mit dem Reichtum spielt, spielt Ihr mit diesen Geistern. Ich will Euer Spiel in heilig schönen Ernst verkehren, damit diese bösen Geister sich für Euch in gute verwandeln! Sir John Raffley, Ihr steht vor einem ernsten Augenblick. Wollt Ihr noch mit mir wetten oder nicht? Ich will Euch erlauben, noch zurückzutreten!“
    Da sah er mir mit einem unbeschreiblichen Ausdruck in das Gesicht, nickte mir lächelnd zu und antwortete:
    „Ich halte Wort; ich wette mit; ich setze, was Ihr fordert. Aber was setzt Ihr dagegen? Natürlich auch eine liebgewordene Gewohnheit!“
    „Mehr als das. Ihr wißt, daß ich ebenso gern rauche, wie Ihr gern wettet; das eine hat für Euch genau denselben Wert wie das andere für mich; aber ich gebe mehr: ich setze meine Gewohnheit, Bücher zu schreiben. Sie ist mehr als nur eine Gewohnheit, sie ist mein Beruf, der mich ernährt. Verliere ich, so bin ich ein armer Mann. Ich setze also mehr, viel mehr als Ihr, und das muß Euch beweisen, wie sehr mir daran liegt, Euch für den wahren Wert des Geldes zu gewinnen. Es kann und wird in Euern Händen dann zum Segen für Tausende werden.“
    „Mein Charley!“ rief er aus. „Alter, lieber, guter Kerl! Well! Es gilt! Abgemacht?“
    „Ja.“
    „Und ohne späteren Zorn!“
    „Unbedingt!“
    „Einschlagen!“
    Wir legten die Hände ineinander. Da hielt der Governor es für an der Zeit, Raffley zu beruhigen:
    „Seid unbesorgt, dear Nephew; Ihr werdet mit mir gewinnen! Aber es ist heut wirklich wundervoll. Zwei solche Wetten sind noch nie so eng beisammen gewesen. Wollen nun die Bedingungen der unserigen feststellen.“
    Jetzt wurden die Limonaden gebracht; sie waren klein, und wir hatten wegen der Hitze Durst; wir tranken aus, bestellten neue und gaben dadurch dem Besitzer des Ladens

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