Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Ursache, sich wieder zu entfernen. Hierauf wandte sich der Governor an Tsi:
    „Also ich setze tausend Pfund.“
    „Ich auch“, nickte der Chinese.
    „Aber nicht auf Kredit, sondern sofort und bar zu erlegen. Charley macht den Kassierer!“
    „Einverstanden!“
    „Was? Wie? Wirklich? Ach, Ihr wißt wahrscheinlich nicht, wieviel das in anderem Geld macht! Also sofort zu erlegen, gleichviel, woher man es nimmt oder bekommt?“
    „Ich stimme bei.“
    „Well! Und auf welche Bedingungen setzen wir das? Sie behaupteten doch wohl, den Vater von Miß Waller freimachen zu können?“
    „Ja, das wollte ich.“
    „Ohne unser Lösegeld?“
    „Ja.“
    „Ohne unsere Hilfe?“
    „Ja.“
    „Ganz allein?“
    „Ja.“
    „Bis wann?“
    „Schneller, viel schneller, als Sie es können, Mylord!“
    Die Zuversicht des Chinesen irritierte den Governor ungeheuer.
    „Was für ein sonderbarer junger Mann!“ rief er fast zornig aus. „Und darauf wollen Sie tausend Pfund setzen?“
    „Gern!“
    „Hören Sie, handeln Sie ja mit Bedacht! Ich werde streng auf Erfüllung dieser Bedingungen bestehen! Noch ist es für Sie Zeit, zurückzutreten. Ich will nachsichtig sein? Ich weiß, daß die Chinesen zuweilen ziemlich unüberlegt handeln.“
    Das klang beinahe beleidigend; Tsi aber antwortete in seinem höflichsten Ton:
    „China bedarf der Nachsicht Englands auf keinen Fall und in keiner Weise!“
    „Gut, also abgemacht!“ entschied der Governor in strengem Ton. „Jetzt legen Sie das Geld!“
    „Nach Ihnen, denn Sie sind Lord, und ich bin Gast Ihres Schiffes!“
    Der ‚dear uncle‘ fühlte gar wohl, daß er von seinem Gegner Hieb für Hieb geschlagen wurde. Er zog seine Börse heraus und begann, zu zählen. Dann wendete er sich an Raffley:
    „Ich habe natürlich nur soviel mit, wie ich glaubte, hier und für heut zu brauchen. Ich bitte um tausend Pfund.“
    Da sah der ‚nephew‘ den ‚uncle‘ erstaunt an, ließ seinen Klemmer vor bis auf die Nasenspitze rutschen und antwortete:
    „Was denkt Ihr, Sir? Auch ich habe natürlich nicht den ganzen Inhalt meiner Kasse mit, sondern nur soviel, wie wir für heut und morgen brauchen werden.“
    „Well! Aber das Lösegeld? Das habt Ihr doch sicher wohl bar bei Euch!“
    „Allerdings; aber es gehört nicht mir, sondern Miß Waller, und von einer Dame borgt kein Gentleman. Und selbst wenn sie es Euch freihändig anbieten wollte, würde ich dagegen sein, denn wir dürfen es nicht angreifen, weil wir es für ihren Vater brauchen.“
    „Fatal! Höchst fatal! Und Ihr, Charley?“
    „Mir ebenso fatal!“ antwortete ich. „Ich kann hier nur mit zweitausend Gulden dienen, und das ist nichts. Mein Zirkular-Kreditbrief ist doch nicht bares Geld!“
    Da holte der Governor tief, tief Atem und sagte:
    „Da muß ich freilich eingestehen, daß ich nicht setzen kann! Aber Sie, Sie werden es gewiß auch nicht können?“
    Tsi, an den diese Worte gerichtet waren, zog sein Portefeuille aus der Tasche, entnahm ihm zweitausend Pfund in Noten der Bank von England, legte sie auf den Tisch und sagte:
    „Tausend für mich und tausend für Sie, Mylord, denn ich hoffe, daß Sie mir gestatten, den Einsatz für Sie auszulegen. Wir haben ja ausgemacht, daß es gleichgültig sei, woher man den Betrag bekommt.“
    Der gute Uncle schaute ihn mit großen Augen an. Man sah, daß er sprechen wollte; er brachte aber zunächst kein Wort hervor. Da kam der Ladenbesitzer wieder herein, um die Limonade zu bringen; das gab dem Governor die Sprache wieder. Er schob mir das Geld zu und sagte:
    „Nehmen sie es, Charley, und machen Sie den Kassierer, bis die Wette entschieden ist! Und Ihnen, Mr. Tsi, sage ich, daß ich den Backenstreich, den Sie mir soeben gegeben haben, ruhig akzeptiere, weil ich ihn verdiene. Es scheint doch nicht so leicht zu sein, mit China eine Wette einzugehen!“
    „Zumal wenn man nicht der einzige ist, der den Backenstreich bekommt“, fiel Raffley ein.
    „Wieso nicht der einzige?“ fragte sein Verwandter.
    „Denkt doch nicht nur an Euch, sondern auch an mich! Mein Einsatz gegen Charley ist ja nun verloren!“
    Da sah ihn der andere zunächst erstaunt an, denn an diese Wirkung seiner eigenen Wette hatte er jetzt noch gar nicht gedacht. Dann kam ihm das Bewußtsein des Verlustes, der John betroffen hatte. Er sprang erschrocken auf und rief aus:
    „Es ist ja wahr! Mr. Tsi hat setzen können! Er hat sogar für mich mitgesetzt! Armer, armer John! Nun dürft Ihr nie wieder eine Wette

Weitere Kostenlose Bücher