31 - Und Friede auf Erden
Ehrenmann.“
„Well! So ist die Sache allerdings kolossal unterhaltend! Endlich einmal eine anständige Wette, bei welcher nicht geknausert wird! Charley, lieber Charley, tut mir doch den Gefallen und wettet mit, daß Tsi nicht genug Geld hat!“
„Fällt mir gar nicht ein! Ich würde ja gewinnen!“
„Nein!“
„O doch! Dieser Chinese ist kein Faxenmacher!“
„Also Ihr wollt nicht?“
„Nein!“
„Schrecklicher Mensch, der Ihr seid! Aber auch nicht im geringsten bildungsfähig!“
„Hört, Sir, sagt das nicht! Sonst wette ich doch einmal mit Euch, aber so hoch, daß dann höchstwahrscheinlich Ihr es seid, der mir nicht parieren will!“
„Was?“ rief er erregt aus. „Mit Euch wette ich um alles, alles, alles, was Ihr wollt!“
„Wirklich?“
„Ja! Ich gebe Euch mein Wort! Denn Euch, Euch, Euch zum Wetten zu bringen, das wäre ja noch viel, viel kolossaler als dieser Pakt zwischen meinem Uncle und Eurem Tsi. Und ich zwinge Euch, Charley; hört, ich zwinge Euch, indem ich jetzt abermals behaupte, daß Ihr ein ganz nutzloser Mensch seid, der keiner Bildung fähig ist!“
„Gut! So wetten wir also!“
„Euer Ernst?“ jubelte er auf.
„Ja.“
„Daß Tsi nicht genug Geld hat?“
„Ja.“
„Um was? Schlagt vor! Ich gehe auf alles, alles ein!“
„Abwarten! Wollen uns erst setzen!“
Wir waren an dem betreffenden Haus angekommen. Es hatte, wie die andern neben ihm, ein kleines Vorgärtchen, aus welchem man auf Stufen in die hölzerne Veranda gelangte. Von dieser aus trat man in den sehr sauber eingerichteten Laden, in welchem eine Akkuratesse herrschte, als sei er mehr zur Unterhaltung als zum Erwerb vorhanden.
Der Governor hatte eiligst Stühle um einen Tisch gesetzt. Wir nahmen Platz. Der Sejjid hockte sich draußen auf der Treppe nieder. Wir konnten Limonade bekommen; sie sollte naturell sein, denn wir wollten nicht das fertige, aber fade Brausewasser trinken. Sie mußte also erst zubereitet werden, und da dies der Besitzer selbst übernahm, so waren wir allein und ohne störende Zeugen.
„Also ordnen wir unsere Angelegenheit!“ begann der Governor. „Wieviel setzen wir?“
„Soviel Sie wollen!“ erwiderte Tsi.
„Gut! Ich will Sie nicht unglücklich machen. Sagen wir also tausend Pfund. Haben Sie – – –“
„Halt! Still!“ fiel da schnell Raffley ein. „Bis hierher habt Ihr sprechen dürfen; nun aber komme ich mit Charley an die Reihe.“
„Wieso?“
„Ich werde mit ihm wetten.“
„Fällt ihm nicht einmal im Traum ein!“ behauptete der ‚dear uncle‘.
„Ist ihm aber schon eingefallen! Sogar im Wachen!“
„Ich wette aber mit dir, um was du willst, daß er nicht mitmacht!“
Da wollte Raffley schnell zugreifen, um noch eine dritte Wette fertigzubringen; ich fiel ihm aber dazwischen, indem ich dem Governor erklärte:
„Ich bin allerdings zu einer Ausnahme von der Regel bereit. Es ist aber die erste und zugleich die letzte.“
„Ihr wollt wetten! Wirklich, Ihr wollt?“ fragte er ungläubig.
„Ja.“
„Prächtig! Herrlich! Unvergleichlich! Welch ein schöner Tag heut! Fast der schönste meines Lebens! Aber sagt mir da nur nicht, daß dies die erste und zugleich die letzte Ausnahme sei! Wer einmal angefangen hat, der hört nie wieder auf!“
„Pshaw! Dieses Mal nicht! Wer diese unsere Wette verliert, wird niemals wieder wetten; dafür ist gesorgt!“
„Bin sofort bereit, mit Euch zu wetten, daß er wieder wettet! Aber sagt, wie ist das gekommen und worauf bezieht es sich?“
Da antwortete John Raffley an meiner Stelle:
„Das habe ich zu sagen, weil Mr. Tsi es Charley übelnehmen könnte. Ich habe nämlich behauptet, daß Mr. Tsi die Summe nicht setzen kann, und Charley wettet für das Gegenteil. Unsere Wette muß also eher festgestellt werden als die eurige. Also, was setzen wir! Ich bin zu allem bereit.“
„Kein Geld“, antwortete ich.
„Nicht? Warum?“
„Auf diesem Gebiet stehe ich Euch nicht gleich. Wir müssen uns auf ein anderes begeben, wo der Unterschied nicht so bedeutend ist.“
„Einverstanden! Die Sache wird von Minute zu Minute schöner! Also, weiter!“
„Ja, Ihr strahlt vor Freude am ganzen Gesicht; mir aber ist diese Wette kein Spiel, sondern Ernst. Ich sagte, wer diese Wette verliert, wird nie wieder wetten. Ihr nehmt jeden Einsatz an?“
„Ja. Halte stets Wort!“
„Gut! Setzen wir also Gewohnheit gegen Gewohnheit. Ich fordere nämlich von Euch Eure Gewohnheit, zu wetten!“
Da nahm sein Gesicht
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